Nordenham

Mit der gelben Knolle zur ersehnten Rolle

Von der fernöstlichen Küche könnte ein bestimmtes exotisches Gewürz seine Benutzer womöglich direkt bis in die deutschen Wohnzimmer führen. Und sie müssten es noch nicht einmal essen.

Mit der gelben Knolle zur ersehnten Rolle

Kurkuma oder auch Gelbwurz ist eine Pflanze aus der Familie der Ingwergewächse. Ihre Wurzel sieht der des Ingwers tatsächlich etwas ähnlich. Sie ist aber deutlich kleiner und hat eine intensive gelbe Färbung, auf die ich noch zu sprechen komme.

Am bekanntesten ist Kurkuma als Bestandteil von Currymischungen, weil er genauso quietschgelb, aber deutlich billiger ist als der sündhaft teure Safran. In der traditionellen indischen Heilkunst Ayurveda gehört die Gelbwurz zu den „heißen“ Gewürzen, die eine reinigende und energiespendende Wirkung haben sollen. Bis hin zu westlich-dekadenten Schickimicki-Ernährungs-Influencern hat sich Kurkuma Latte oder auch „Goldene Milch“ ihren Weg gebahnt. Der Curry-Milchshake soll fernöstlichen Heilkundigen zufolge nahezu alles können, mindestens aber entzündungshemmend, immunstärkend und verdauungsfördernd sein sowie Erkrankungen der Atemwege vorbeugen. Aussagekräftige Studienergebnisse gibt es dazu allerdings nicht.

Ein bislang unentdecktes Anwendungsfeld besonders für frischen Kurkuma bietet die darstellende Kunst. Wie das? Nun, nehmen wir an, Sie sind ein Schauspieler und wurden für einen der nächsten Tatort-Folgen (oder irgendeine andere notdürftig als Krimi getarnte Sozialstudie) für die obligatorische Rolle des kettenrauchenden Sozialfalls gecastet. Hier hilft Ihnen Kurkuma, Ihrer Rolle mehr Glaubwürdigkeit regelrecht unterzureiben. Feststellen konnte ich das selbst, nachdem ich kürzlich eine größere Menge Kurkuma-Rhizome günstig in einem Supermarkt erstanden hatte. Zur Verarbeitung in der Küche wird die Wurzel fein gerieben. Dabei färben die Gelbwurzen (na, warum die jetzt wohl so heißen...) dermaßen konsequent ab, dass meine Finger auch nach der Verarbeitung relativ kleiner Mengen für einige Tage so aussahen, als wäre ich filterlose Zigaretten drehend schon zur Welt gekommen. Vereinzelte gelbe Flecken finden sich selbst nach drei Tagen und mehreren Handwäschen noch wieder´. Menschen, die mir freundlich eine Zigarette anbieten, blicken mich auf die Antwort, dass ich Nichtraucher bin, verständnislos an, dann noch einmal auf meine Finger und entwickeln im Stillen womöglich noch unappetitlichere Theorien als die des zwanghaften Kippendrehens. Aber vielleicht werde ich ja auch noch für einen Krimi entdeckt.

Jens Schönig

Reporter

Jens Schönig ist in Bremerhaven aufgewachsen. Sein Volontariat machte er bei einem Logistik-Verlag. Davor war er bereits freier Mitarbeiter der NORDSEE-ZEITUNG. Nach Tätigkeiten für mehrere Zeitungen im Nordwesten ist er seit 2023 Reporter bei der Kreiszeitung Wesermarsch.

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