Brake

Landkreis Wesermarsch trauert um Walter Erfmann

Walter Erfmann ist tot. Der langjährige Kommunalpolitiker und engagierte Bürger verstarb am vergangenen Wochenende im Alter von 86 Jahren. Noch wenige Tage vor seinem Tod hatte er eine hohe Ehrung erhalten.

Walter Erfmann wurde von seinen politischen Weggefährten für seine Umsicht und seine Fachkompetenz geschätzt.

Walter Erfmann wurde von seinen politischen Weggefährten für seine Umsicht und seine Fachkompetenz geschätzt. Foto: Archiv/privat

Walter Erfmann prägte über viele Jahre hinweg zunächst die Verwaltung, später die Politik in Brake und im Landkreis. Am vergangenen Sonnabend ist der langjährige Braker Stadtdirektor und spätere Ratsherr und Kreistagsabgeordnete im Alter von 86 Jahren verstorben.

„Für mich war er der wichtigste Berater in Laufe meiner politischen Tätigkeit und zugleich ein freundschaftlicher Kooperationspartner“, sagt Erfmanns politischer Weggefährte Reiner Gollenstede. Ab 2015 arbeitete Gollenstede mit Erfmann zusammen, auf Stadtebene in der Wählergemeinschft Brake (WGB) und auf Kreisebene in der Unabhängigen Wählergemeinschaft Wesermarsch (UW). Beide hatte Erfmann selbst gegründet, die WGB 2001 und die UW 2006.

„Urzelle der Unabhängigen-Bewegung“

„Walter Erfmann war die Urzelle der Unabhängigen-Bewegung in der Wesermarsch“, sagt Gollenstede. „Er war Motor und Mentor für alle Unabhängigen Wählergemeinschaften, die sich in der Folgezeit zwischen Butjadingen und Lemwerder gründeten. Vielen politisch engagierten Menshcen, die sich in den bestehenden Parteien nicht wiederfinden konnten, hat er mit seiner Arbeit eine politische Heimat gegeben.“ Bis 2015 saß Erfmann für die WGB im Stadtrat, bis 2018 für die UW im Kreisrat.

Geschätzt wurde von Erfmanns Weggefährten vor allem seine bedächtige Art. „Wenn er sagte ‚Ich gebe zu bedenken...‘, dann hat man über seinen Einwand auch wirklich nachdenken müssen“, erinnert sich Gollenstede. Darüber hinaus war seine Fachkompetenz als langjähriger Stadtdirektor ein verlässlicher Orientierungspunkt für die Parteikollegen. „Er wusste ja alles über Verwaltungsrecht und über kommunalrechtliche Entscheidungswege“, so Gollenstede weiter. „Er war für uns quasi das Bundesverfassungsgericht.“

„Immer über den Tag hinaus gedacht“

Stärkere Bürgerbeteiligung bei Planungs- und Entscheidungsprozessen war Erfmann eine politische Herzensangelegenheit. Auch die Konsolidierung des Haushalts und der Abbau von Schulden waren wichtige Themen seiner politischen Arbeit. Gemeinsam mit Kreistagskollege Manfred Wolf (FDP) trieb Erfmann auch die Kreisentwicklungsplanung voran. „Elemente wie der heutige Ausbau und die Förderung erneuerbarer Energien im Kreis sind wesentlich auf sein Wirken zurückzuführen“, sagt Gollenstede. „Er hat da immer perspektivisch und über den Tag hinaus gedacht. So hat er Themen gesetzt, an die wir Jüngeren heute anknüpfen können und der Landkreis hat sich vielen dankenswerterweise auch angenommen.“

Neben der Politik lag Erfmann auch die Kultur besonders am Herzen. Im Jahr 2000 gründete er den Verein Kulturförderung Wesermarsch, zwei Jahre später auch den Verein Literaturplus Wesermarsch. Er war außerdem Mitbegründer des Freundeskreises Zwiesel und damit auch einer der Väter der seit 2006 bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Brake und Zwiesel im Bayrischen Wald. Die Gründung des Fördervereins St. Bernhard-Hospital gehört zu den wichtigen Meilensteinen seines Engagements im sozialen Bereich. „Die Einrichtung einer Palliativstation dort geht vor allem auch auf sein Engagement zurück“, sagt Gollenstede.

Noch wenige Tage vor seinem Tod war Erfmann eine ganz besondere Ehre zuteil geworden: Am 1. Mai, seinem 86. Geburtstag, überreichte ihm Landrat Stephan Siefken im Namen des Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland – kurz: das Bundesverdienstkreuz. „Mit seinem engagierten Wirken hat Walter Erfmann die Wesermarsch in den vergangenen Jahrzehnten aktiv mitgestaltet – und das auf eine fachlich kompetente sowie menschlich sehr sympathische und verlässliche Art und Weise“, erklärte Siefken bei der Verleihung.

Jens Schönig

Reporter

Jens Schönig ist in Bremerhaven aufgewachsen. Sein Volontariat machte er bei einem Logistik-Verlag. Davor war er bereits freier Mitarbeiter der NORDSEE-ZEITUNG. Nach Tätigkeiten für mehrere Zeitungen im Nordwesten ist er seit 2023 Reporter bei der Kreiszeitung Wesermarsch.

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