Niedersachsen

Gespräche zur Brennelementfertigung in Lingen geplant

In Lingen werden seit Jahrzehnten Brennelemente für Atomkraftwerke in Europa hergestellt. Eine mögliche Kooperation wird von einigen kritisch gesehen. Im November soll es Gespräche geben.

Von dpa
22. Juli 2024
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Die geplante Kooperation einer russischen Atomenergiefirma mit der Brennelementfabrik in Lingen sorgte für viele Einwendungen. (Archivbild)

Die geplante Kooperation einer russischen Atomenergiefirma mit der Brennelementfabrik in Lingen sorgte für viele Einwendungen. (Archivbild)

Foto: Friso Gentsch

Im Zuge der geplanten Kooperation einer russischen Atomenergiefirma mit der Brennelementfabrik in Lingen (Landkreis Emsland) soll es im November Termine zur Erörterung geben. Dabei sollen die Einwendungen besprochen werden, wie das Umweltministerium in Hannover mitteilte. Der Termin ist vom 19. bis 22. November vorgesehen. 

Das Vorhaben muss von Niedersachsen genehmigt werden. Dazu gab es eine Öffentlichkeitsbeteiligung, laut Umweltministerium gab es knapp 11 000 Einwendungen. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sieht die Pläne kritisch. „Die Sorge um äußere und innere Sicherheitsfragen wie Sabotage, Spionage und Einfluss des Aggressors Russland ist groß“, sagte der Minister laut Mitteilung. 

In Lingen werden seit mehr als vier Jahrzehnten Brennelemente für Atomkraftwerke in Europa hergestellt. Die Firma Advanced Nuclear Fuels (ANF) soll dort künftig auch Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke sowjetischer Bauart herstellen. Damit sollen Kraftwerke in Osteuropa unabhängiger gemacht werden von Lieferungen aus Russland. Um den russischen Brennelementtyp fertigen zu können, will der französische ANF-Mutterkonzern Framatome eine Kooperation mit einer Tochterfirma des russischen Staatsatomkonzerns Rosatom eingehen. 

3 Kommentare
Robert Borsch-Laaks 23.07.202423:11 Uhr

Skuril, ein französischer Brennelemente-Produzent holt sich den russischen Staatskonzern ins Boot, um EU- Länder im Osten, die Reaktoren russischer Bauart haben, zu beliefern - und das auf deutschem Boden. Wer kann diese Form des "Made in Germany" befürworten? Vielleicht die Partei, die blau ist?

Herbert Hoting 23.07.202415:04 Uhr

Es ist gut, dass Umweltminister Meyer den Erörterungstermin frühzeitig bekannt gibt und sich mit der Vorbereitung Zeit läßt. Das zeigt: die Politik hat die Brisanz einer Kooperation von ANF/Framatome mit dem russischen Staatskonzern Rosatom erkannt und nimmt die daraus erwachsenen Gefahren ernst.
Diese Gefahren versucht ANF von Anfang an unter den Teppich zu kehren. In ihrem Antrag auf Genehmigung der Kooperation taucht der Name Rosatom nicht ein einziges Mal auf, es ist nur etwas verschämt von einem "russischen Lizenzgeber" die Rede und von einem "Lieferanten, dessen Fertigungsstätten in Russland liegen". Folglich wird auch nicht dargelegt, wie die daraus resultierenden Risiken minimiert werden sollen. Allein das wäre schon ein Grund gewesen, den Antrag wegen Unvollständigkeit zurück zu weisen.
Dass ANF bereits Fakten geschaffen hat und die Produktionsmaschinen samt Rosatom-Personal vor Ort sind, konterkariert den Erörterungstermin. Diese Aktivitäten müssen zuvor gestoppt werden.

Udo Buchholz 23.07.202414:27 Uhr

2023 wurden in der Bundesrepublik die letzten AKW stillgelegt (der Atommüll bleibt). Es wäre konsequent, die verbliebenen Uranfabriken in Gronau (NRW) und Lingen (NDS), die noch immer Uran für den Einsatz in internationalen AKW vorbereiten, auch zu stoppen. Rechtlich wäre das möglich. Die zuständigen MinisterInnen in NRW und NDS, sowie die Bundesumweltministerin sind in der Pflicht. In den Anlagen in Gronau und Lingen gab es wiederholt Störfälle. Die Atommüllproduktion muss in beiden Anlagen beendet werden und die jetzt zur Diskussion stehende Produktion von Uran-Brennstäben in Lingen für osteuropäische AKW muss verhindert werden. Es ist unverständlich, dass die niedersächsische Landesregierung das Genehmigungsverfahren überhaupt eröffnet hat. Zeit und Geld der Behörden hätten besser zur Lösung echter Probleme genutzt werden können.
Hintergrundinformationen:
https://atomstadt-lingen.de/aktuelles/
https://www.bbu-online.de/Presse.htm
Udo Buchholz, BBU-Vorstandsmitglied aus Gronau




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