Nordenham

Für gute Wünsche ist es nie zu spät - frohes Neues!

Detlef Glückselig

In Deutschland gibt es für alles eine Regel - sogar dafür, wie lange man noch jemandem ein frohes neues Jahr wünschen darf. Das allwissende Internet gibt einen Zeitraum von zwei Wochen nach Silvester an. Danach sei das neue Jahr zu alt für gute Wünsche, heißt es.

Ein Freund von mir hat die Neujahrswünsche noch in der Silvesternacht als das enttarnt, was sie oftmals tatsächlich sind: eine Floskel. Er hat ein Bild mit der Aufschrift „Anlassbedingte Standardphrasen euch allen!“ in seinen Whatsapp-Status gestellt. Der Mann ist Deutschlehrer und Zyniker. Deshalb hat mich das nicht groß gewundert. Und zugegebenermaßen fand ich‘s auch originell.

Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass es nie zu spät und immer angebracht ist, jemandem etwas Gutes zu wünschen. Wenn es denn ehrlich gemeint ist und eben nicht nur eine Floskel.

Stichwort Standardphrasen: Wie oft stellt jemand nach dem obligatorischen „Moin“ zur Begrüßung die Frage: „Na, wie geht‘s?“ Dass den Fragenden das in Wirklichkeit gar nicht interessiert und er deshalb nicht mal die Antwort abwartet, sondern direkt zu einem anderen Thema übergeht, habe ich schon häufig erlebt. Ich denke dann immer: Wieso fragst du, wenn du‘s gar nicht wissen willst?

Vielleicht haben wir es hier mit einem typischen Phänomen unseres Landstrichs zu tun. Denn der Norddeutsche antwortet auf die Frage „wie geht‘s?“ - ob sie nun von ernstem Interesse motiviert oder nur eine Floskel ist - ja gerne mit einem einsilbigen „muss“. Womit man sich die Frage stellen kann, ob die Einsilbigkeit eine Folge der Floskel oder aber umgekehrt die Floskel eine Folge der zu erwartenden Einsilbigkeit ist. Die alte Debatte also: Was war zuerst da - die Henne oder das Ei?

Jetzt bin ich ein wenig vom Thema abgeschweift. Was ich eigentlich sagen will und auch darf, weil die Knigge-Frist noch nicht abgelaufen ist: Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr!

Detlef Glückselig

Redaktionsleiter

Er ist mit Leib und Seele Lokaljournalist. Seit 1984 berichtet er aus der Wesermarsch. Es sind die Menschen und ihre Geschichten, die ihn interessieren. Detlef Glückselig ist der Redaktionsleiter der Kreiszeitung.

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