Zeven

Ein Leben in Sachen Renten: Versichertenberater Peter Brinkmeier zieht Bilanz

In Sachen gesetzliche Altersversorgung hat Peter Brinkmeier ungezählten Ratsuchenden geholfen und als Versichertenberater den Weg durch einen Wald von Antragsformularen und Bescheiden geebnet. Nun zieht er sich zurück. Wolfgang Millert sprach mit ihm.

Peter Brinkmeier blickt auf ein erfülltes Arbeitsleben und vier Jahrzehnte Jahre erfolgreicher Ehrenamtsarbeit als Versichertenberater zurück.

Peter Brinkmeier blickt auf ein erfülltes Arbeitsleben und vier Jahrzehnte Jahre erfolgreicher Ehrenamtsarbeit als Versichertenberater zurück. Foto: Millert

Was waren Ihre Aufgaben bei der Deutschen Rentenversicherung Bund?

Vor mehr als zwei Jahrzehnten hieß das Institut noch Bundesanstalt für Angestellte (BfA). Die Aufgaben umfassen alles um „die Rente“. Vornehmlich zum Rentenbeginn, Klärung von Rentenkonten und letztlich der Rentenantrag. Seit einiger Zeit wird die elektronische Bearbeitung vorangetrieben.

Sie hören nun auf.

Der Beratungsaufwand wird trotz aller Technik aber nicht geringer, weil das Rentenrecht eine komplizierte Materie ist und Fragebögen in Teilen nicht so einfach zu verstehen sind. Aber einmal ist auch für mich der Zeitpunkt gekommen, mit diesem Abschnitt abzuschließen.

Vielen Menschen haben Sie in dieser langen Zeit geholfen.

Durchschnittlich habe ich pro Jahr etwa 600 Versicherte sowohl telefonisch, dieses besonders in Zeiten der Corona-Pandemie, wie auch in Präsenzberatung informiert.

Ihre Telefonaktionen und Kolumnen mit der ZZ sowie dem Sonntagsjournal fanden große Resonanz.

Das ist richtig. Ich kenne das auch aus meiner aktiven Dienstzeit bei der DAK in Rotenburg. Am Zevener Redaktionstelefon waren es in zwei Stunden ungefähr jeweils 30 Leute, die ganz unterschiedliche Fragen zum Thema Rente stellten.

Die häufigsten Anliegen betrafen:

Zuvorderst den aktuellen Rentenbeginn, eventuelle Abschläge und recht oft die Sorge wegen der künftigen Sicherheit der Altersrente. Allerdings zu Fragen zum Versorgungsausgleich, beispielsweise bei anstehenden Scheidungsangelegenheiten, muss auf spezielle Beratungen hingewiesen werden.

Konnten Sie in fast allen Fällen helfen?

Ja, das kann ich durchaus positiv beantworten. Bei kniffligen Sachen musste doch schon ab und zu die Rentenversicherung schriftlich um genaue Auskunft gebeten werden.

Gab es besondere Momente in Ihrer Zeit?

Die Ratsuchenden waren für jeden Hinweis dankbar und gingen nach erfolgter Beratung sichtbar erleichtert nach Hause. Das erfüllte mich mit Genugtuung. Auch möchte ich das Mehrgenerationshaus in der Godenstedter Straße nennen. In den Räumen fanden die persönlichen Beratungen bei sehr angenehmer Atmosphäre statt. Ein Tee oder Kaffee war immer drin.

Auch Enttäuschungen?

Natürlich gab es auch solche Momente. Wenn bestimmte Wartezeiten nicht erfüllt waren und somit ein späterer Rentenbeginn in Kauf genommen werden musste. Großes Unverständnis ist auch über die ab Januar 2021 eingeführte Grundrente zu spüren. Obwohl die Menschen davon eigentlich profitieren sollten, habe ich hier nichts davon gespürt. Das stark juristisch geprägte Gesetz mit immens bürokratischem Aufwand wird nicht von den Betroffenen so anerkannt, wie es von der Politik damals „verkauft“ wurde.

Das Rentengesetz wird ständig geändert.

Das kann man mit Fug und Recht behaupten. Deshalb müssen auch die Versichertenberater jährlich bei einem einwöchigen Seminar auf den neuesten Stand gebracht werden. Ein fachlicher Austausch der Teilnehmer untereinander ist dabei durchaus hilfreich.

Zu den Versicherungsnachweisen:

Die sind absolut wichtig. Die Rentenversicherung verschickt schon im Vorfeld die sogenannten Formulare zur Kontenklärung und fordert fehlende Unterlagen an. Die sollte der Angeschriebene unbedingt abschicken. Sie können aber bei der Rentenantragstellung noch mit eingereicht werden.

Wie denken Sie über „Rente ab 67“?

Ich meine, dass unsere Rentenversicherung nach wie vor ein tragbares Modell ist. Leider wird von der Politik zu viel hineingeredet, aber dabei die Notwendigkeit verkannt, endlich eine durchgreifende Reform einzuleiten. Deren Ziel sollte es sein, die Rentenversicherung auf lange Zeit mit stabilem Beitragssatz zu etablieren. Wie ist es Rentnern zu erklären, weshalb Abgeordnete und Beamte nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung zu finden sind? Unsere Nachbarländer Schweiz und Österreich machen uns das erfolgreich vor. Hier sind alle Beschäftigten rentenversichert. Das ist zudem eine brisante Frage, weil man mit dem Thema „Rente“ keine Wahl gewinnen kann. Es sei denn, man erhöht ständig die Rentenbezüge. Weil das die aktuelle Kassenlage jedoch nicht hergibt, müssen sich die Jahrgänge ab 1964 wohl oder übel auf die „Rente mit 67“ einstellen.

Ein Rat an die künftigen Rentnerinnen und Rentner:

Halten Sie alle Unterlagen in Ordnung, besorgen Sie Fehlendes, weil Krankenkassen und Arbeitsagenturen nur begrenzte Aufbewahrungsfristen haben. Bleiben Sie zuversichtlich, Rente wird es immer geben, nur über das Niveau wird man weiterhin politisch streiten.

Zur Person

Peter Brinkmeier, 1941 in Börninghausen, Kreis Minden, geboren. Lehre bei der DAK in Lübbecke. Nach Versetzung zum Dienstort Bremen von dort aus in diversen norddeutschen DAK-Dienststellen tätig. Ab 1971 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2003 Geschäftsstellenleiter in Rotenburg. Wohnhaft in Zeven seit 1963.

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