Es ist viel passiert seit unserem letzten Besuch in Zevens Notunterkunft (NUK) am Klostergang. Die Schwestern Juliia und Karina schilderten ihre Flucht aus Saporischschja und erzählten über ihr Leben in der Zevener Turnhalle. Hier ist Platz für rund 50 Flüchtlinge. Zehn Mitarbeiter des DRK-Kreisverbandes Bremervörde - Ortsverein Zeven, drei ehrenamtliche Kräfte und zwei Security-Männer kümmern sich dort um die Menschen. Claudia Oerding und Chris Knoblauch managen den DRK-Betrieb vor Ort. Oerding hat die Leitung, sie und ihr Team blicken mit Stolz auf die vergangenen Monate. Dem DRK ist es gelungen, die Flüchtlinge ein Stück weit in Zeven zu integrieren, ihnen Abwechslung im Alltag zu bieten und sogar Jobs und Wohnungen zu vermitteln. „Die Bewohner sind dankbar, dass wir sie so unterstützen. Das zeigen sie auch. Sie haben schon für uns gekocht, Schokolade, Obst, Kaffee oder Kuchen ins Büro gebracht oder mal kleine Spiele für uns vorbereitet“, freut sich Claudia Oerding.
Hilfestellung im Alltag
Man merkt, dass dem DRK-Team die Arbeit mit den Ukrainern richtig Freude bereitet. Es ist behilflich bei sämtlichen Anträgen, die die Ukrainer stellen müssen. „37 Seiten zum Beispiel, die noch nicht mal ein Deutscher versteht“, weiß Oerding. Übersetzer sind meistens mit am Start - drei gehören zum Team. So auch, wenn DRK-Mitarbeiter die Geflüchteten zu Arztbesuchen begleiten. „Nicht nur in Zeven, wir fahren auch nach Scheeßel, Sittensen und Bremen“, erklärt die DRK-Angestellte. Die weiten Fahrten seien erforderlich, weil Zevens Ärzte nicht genügend Kapazitäten für Patienten haben. „Natürlich schauen wir vorher grob, ob ein Arztbesuch überhaupt erforderlich ist.“
Erfolg auf dem Arbeitsmarkt
Auch bei der Wohnungs- und Jobsuche sind sie den Flüchtlingen behilflich und vermitteln gerne Kontakt zu potentiellen Vermietern und Arbeitgebern. „Wir fragen, was jemand gelernt hat oder beruflich machen möchte. Dann hören wir uns um“, erzählt Oerding. Kommt es zu Bewerbungsgesprächen, fahren ein DRK-Mitarbeiter und ein Übersetzer mit. „Das ist für uns selbstverständlich, dass wir mitkommen und sie nicht einfach in einen Bus setzen. Wir freuen uns natürlich, wenn was dabei rauskommt.“ Und das DRK kann auch schon Erfolge vermelden: Drei Flüchtlinge aus der Turnhalle arbeiten in Vollzeit bei Amazon und Fricke, zwei Ukrainerinnen absolvieren ein Praktikum im Seniorenpflegeheim. „Die beiden stehen morgens um vier Uhr auf und radeln zur Arbeit.“ Dank eines Artikels in der ZEVENER ZEITUNG habe jeder Bewohner, der es wollte, sogar ein Rad erhalten. „Das ist richtig toll, wir danken allen Spendern.“ Und nicht nur das: Chris Knoblauch hatte damals auch um Geldspenden für das DRK gebeten, damit die Helfer ein Freizeitprogramm für die Ukrainer in Zeven auf die Beine stellen können. 3.000 Euro sind so für Aktivitäten zusammengekommen.
Gemeinsame Unternehmungen
Finanziert wurde davon beispielsweise das Weihnachtsessen. „Und auch an Silvester haben wir alle zusammen gekocht, es war eine richtig große Tafel“, erzählt Oerding. Die 52-jährige Rhaderin organisierte mit dem Team auch ein Pizzaessen mit Kegelabend in Zeven und fürs kommende Wochenende steht eine Kohltour auf dem Programm. „Mit Marsch und Kohlessen. Aber ohne Alkohol.“ Die Feldküche kocht, gegessen wird im DRK-Saal an der Godenstedter Straße. Im März geht es dann mit Übersetzer auf Zeven-Tour. „Die Bewohner möchten die Stadt gerne besser kennenlernen.“ Der Verein Zeven+Touristik sponsert die Gästeführung.
Das DRK-Team hat auch die Kinder in der NUK im Blick, eine ehrenamtliche Hausaufgabenhilfe unterstützt die jungen Flüchtlinge in Sachen Schule. Für die Erwachsenen werden Deutschkurse gebucht und Mitgliedsanträge für den TuS Zeven ausgefüllt. Und damit es am Wochenende nicht allzu ruhig in der NUK ist, bringen die DRK-Kräfte den Ukrainern schon mal etwas Deutsch im Aufenthaltsraum bei. „Wer will, der übt fleißig. Es wollen aber auch nicht alle“, weiß sie. Und es gebe neben den dankbaren Flüchtlingen ebenso welche, die auf gepackten Koffern sitzen und einfach nur nach Hause wollen. „Zum Glück sind das aber Ausnahmen.“
Wer eine Wohnung bekommt, wird beim Einzug unterstützt und ist auch hinterher gern gesehener Gast in der Turnhalle. „Sie sind bei uns immer willkommen. Das haben wir auf der Bewohnerversammlung auch so kommuniziert“, erzählt Claudia Oerding. Und schiebt nach: „Wir nehmen die einfach zu gerne an die Hand und gehen überall mit hin. Unsere Bewohner sind dafür einfach dankbar.“ Ihre Kollegin Melanie Erdrich nickt: „Absolut, die Arbeit hier macht einfach Spaß.“ Und deshalb kommt sie auch jeden Morgen aus Harsefeld nach Zeven gefahren. Nach Angaben von Claudia Oerding seien beim DRK noch Kapazitäten für die Betreuung einer NUK in gleicher Größe vorhanden. „Falls Zeven noch Bedarf hat.“

Claudia Oerding, Hauptverantwortliche Mitarbeiterin der NUK Zeven, sorgt mit ihrem Team für spannende Freizeitangebote für die Ukrainer. An der Pinwand werden Aktivitäten zweisprachig ausgeschrieben. Foto: Harder-von Fintel

Gemeinsam haben DRK-Mitarbeiter und Ukrainer an den Feiertagen in der Zevener Turnhalle gegessen und Zeit miteinander verbracht. Foto: DRK

Gemeinsame Festtafel in der Zevener Notunterkunft. Das DRK unterstützt die Flüchtlinge mit viel Herzblut. Foto: DRK