
Alles andere als einladend: der Bahnhof in Nordenham. Foto: Heilscher
Jüngst stand ich mal wieder an Gleis 1 des Nordenhamer Bahnhofs. Ich war zu früh da, denn ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen, wenn mein Besuch einfährt. Also stehe ich da und lasse meinen Blick schweifen. Der Nordenhamer Bahnhof ist seit Jahren ein trostloser Ort. Diesmal empfand ich ihn als noch trostloser. Nicht nur die Fensterscheiben des Gebäudes sind zerdeppert, auch die Glaskästen für die Fahrplan-Aushänge hat jetzt irgendein Schwachkopf eingeschlagen. Der Wind treibt Müll über den Bahnsteig. Und ich denke daran, wie alle Versuche, diesem Gebäude neues Leben einzuhauchen, in den vergangenen Jahren gescheitert sind. Trotzdem müsste der Bahnhof nicht aussehen, wie die Nebenanlage einer Mülldeponie oder ein Vorort von Gotham City. Gotham City - das ist der düstere Ort, in dem Batman sich der Finsternis entgegenstellt. Aber so ist es eben, wenn sich niemand kümmert.
Als ich mich vor so mich hin ärgere, kommt mir eine Idee. Wenn schon niemand willens oder in der Lage ist, den Bahnhof wieder in einen zumindest halbwegs würdevollen Ort zu verwandeln, dann lässt sich doch vielleicht etwas aus der kompletten Hoffnungslosigkeit dieses Ortes machen. Gruselige, verlassene Orte sind ja derzeit schwer angesagt. Es gibt Leute, die pilgern dorthin, verabreden sich in den sozialen Medien zu solchen Ausflügen. Man könnte den Nordenhamer Bahnhof für Gruselpartys vermieten und an Menschen, die mal einen besonders abschreckenden Ort kennenlernen möchten. Sogar politische Seminare könnte man dort abhalten: Was passiert, wenn Politik sich aus der Verantwortung zurückzieht und alles dem Markt überlässt... Aber das sind nur ketzerische Gedanken.
Zum Schluss noch ein weiterer: Die Verkehrswende hin zum ÖPNV wird mit solchen Bahnhöfen nie gelingen.

Christoph Heilscher Foto: Arnd Hartmann