Niedersachsen

Eine Dach-Solaranlage so groß wie elf Fußballfelder

Immer mehr Waren werden transportiert, überall entstehen große Logistikzentren. Die Branche müsse klimafreundlich werden, sagt Klimaminister Habeck und besucht ein Positivbeispiel in Bremen.

Von dpa
1. Mai 2023
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Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, schaut ernst.

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, schaut ernst.

Foto: Frank Molter/dpa

Die Sonne schien nicht, und es müssen auch noch etliche Solarpanele verlegt werden - aber bald soll die größte Solaranlage auf einem Industriedach in Deutschland ein neues Logistikzentrum in Bremen versorgen. Zur Eröffnung am Dienstag kam auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und pries das umweltfreundliche Projekt C3 des Hafen- und Logistikdienstleisters BLG. Aus dem 82.000 Quadratmeter großen Gebäude heraus will BLG Mercedes-Werke weltweit mit vorgefertigten Autoteilen beliefern.

„Logistikketten müssen nachhaltig gemacht werden“, sagte Habeck bei dem Termin. Schon die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass stabile internationale Lieferketten nötig seien. Eine Lehre aus dem russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei, dass Deutschland sich bei Energieerzeugung unabhängiger machen müsse.

Habeck rechnet damit, dass sich die Menge der zu transportierenden Güter künftig noch verdoppeln werde. Dazu sei ein Ausbau des Schienenverkehrs und eine Umstellung des Lkw-Verkehrs auf Elektro nötig. Der Grünen-Minister lobte ausdrücklich, dass Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) dem im Koalitionsausschuss zugestimmt habe. Nötig sei aber auch, dass die vielen Logistikzentren die verbrauchte Fläche möglichst mehrfach nutzen.

Das soll bei C3 so sein, rechnete Frank Dreeke, Vorstandschef von BLG Logistics, vor. Er sprach von der größten Photovoltaik-Anlage auf einem Industriegebäude in Deutschland, wenn nicht in Europa. 23.000 Module bedecken fast das gesamte Dach. Sie sollen jährlich knapp 8,4 Millionen Kilowattstunden Strom liefern. Das reiche für das Zentrum; zusätzlich könnten noch Gewerbekunden oder rechnerisch 2400 Haushalte versorgt werden, sagte Dreeke. „So stehen wir hier nicht vor einem Logistikzentrum sondern eigentlich vor einem Solarkraftwerk.“ Eine Investionssumme für das Gebäude nannte BLG nicht.

In der mehr als elf Fußballfelder großen Halle wuseln 20 fahrerlose Transportfahrzeuge zwischen den Packflächen hin und her, bringen Teile, entsorgen Leergut. Industrieroboter verpacken vollautomatisch Autoteile von Paletten in Versandkartons um. „Seit über 30 Jahren transportiert BLG Teile über Bremen und Bremerhaven in die Werke weltweit“, sagte Jörg Burzer, Vorstand für Produktion und Lieferketten der Mercedes-Benz Group. Das neue Logistikzentrum sei ein wichtiger Beitrag zu den Klimazielen, die sich Mercedes selbst gesetzt habe: 2039 solle die gesamte Flotte der Neufahrzeuge in allen Wertschöpfungsstufen klimaneutral sein.

Auch die Bremer Politik lobte den Neubau. „Bremen ist Hafen- und Logistikstandort“, sagte Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). Die Branche spiele eine große Rolle für den gesamten Norden Deutschlands. Bremen habe bislang vor allem auf Windkraft gesetzt, sagte Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne). Aber auch Sonnenergie habe trotz des Wetters in Bremen ein „riesiges Potenzial“, das mit der neuen Solardachpflicht besser genutzt werden solle.

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