Im Frühjahr 2021 ploppte in Nordenham ein Thema wieder auf, über das man in der Stadt lange nicht mehr geredet hatte: bleihaltiger Staub. An Messpunkten im Stadtteil Friedrich-August-Hütte waren Werte festgestellt worden, die weit über den Grenzwerten lagen. Zudem hatte auch die Landwirtschaft Grund zur Klage. Im Gras waren die Schwermetallwerte so hoch, dass die Bauern im Umfeld der Hütte ihre Flächen bis Blexen zeitweise nicht nutzen konnten. Was war passiert?
An den Filtern habe es auf jeden Fall nicht gelegen, teilte die Bleihütte seinerzeit mit. Tagelanger Ostwind hatte im Winter 2021 allerdings bleihaltigen Staub vom Werkgelände aufgeweht und in die Umgebung getragen. Das führte dazu, dass beispielsweise in der Glogauer Straße in Sachen Bleiniederschlag ein Wert gemessen wurde, der um das 44-Fache über dem Grenzwert lag. Diese Situation schreckte die Öffentlichkeit und die Stadt auf. Der Umweltausschuss des Stadtrats kam zu Sondersitzungen zusammen. Experten wurden befragt. Und natürlich die Bleihütte, beziehungsweise die Vertreter von Glencore, die seinerzeit vor der Übernahme standen und bei der Blei- und Zinkhütte bereits die Verantwortung übernommen hatten.
25-Punkte-Plan für den Umweltschutz
Der damalige Standortleiter Koen Demesmaeker kündigte einen 25-Punkte-Plan an, um die Emissionen deutlich zu reduzieren. Zudem orderte Glencore eine Spezialkehr- und saugmaschine, um möglichen bleihaltigen Staub in den Straßen von Friedrich-August-Hütte zu beseitigen. Zweieinhalb Jahre lang war diese Kehrmaschine von Montag bis Freitag jeweils acht Stunden im Einsatz.
Dr. Günter Halle ist bei Glencore Nordenham Projektleiter für die Umweltschutzthemen. „Wir sehen nicht mehr die Notwendigkeit, das Fahrzeug weiter einzusetzen“, sagt er heute. Zur Erläuterung präsentiert er einige Grafiken. Aus denen wird ersichtlich, dass die Blei- und Cadmiumwerte seit 2021 deutlich zurückgegangen sind. „Die Maßnahmen haben gegriffen“, betont er.
Seit Jahrzehnten ist die Hütte dabei, die Umweltstandards kontinuierlich zu verbessern. In den vergangenen knapp drei Jahren ist sie auf diesem Weg ein gutes Stück vorangekommen. Unter anderem sind folgende Maßnahmen veranlasst worden:
- Eine Waschanlage für Lkw-Reifen wurde auf dem Firmengelände installiert, damit kein schwermetallhaltiger Staub mit den Lastern nach draußen transportiert wird.
- Die automatische Steuerung der Tore zu Badschmelzofen und Lagern ist optimiert worden.
- Es sind verbesserte Filtermaterialien eingebaut worden anstelle der üblichen Filterschläuche.
- Die Absaugung im Bereich des Badschmelzofens ist optimiert worden zur Minimierung von Emissionen
- Das Messnetz ist erweitert worden, und es wird häufiger gemessen.
Werte sind deutlich zurückgegangen
Wichtig für eine mögliche gesundheitliche Gefährdung von Menschen ist vor allem der Wert für Blei im Feinstaub, weil der eingeatmet werden kann. Der zulässige Grenzwert liegt bei 0,5 millionstel Gramm pro Kubikmeter Luft. An der Grenze zum Hüttengelände wurden 0,1 millionstel Gramm gemessen, maximal 0,2. „Dann ist der Wert bei den Kindergärten in Friedrich-August-Hütte um eine Zehnerpotenz niedriger“, sagt Günter Halle.
Gemessen wurde auch der Schwermetallniederschlag, also das, was auf dem Boden ankommt. Dafür werden Messgefäße verwendet. Auch da lässt sich eine deutliche Abnahme im Vergleich zu 2021 feststellen, und zwar auf etwa ein Drittel.
Die enger getakteten Messungen sollen fortgeführt werden, kündigt Günter Halle an, „auch um gegebenenfalls schnell reagieren zu können“.

Im Sommer 2021 hat die Stadt auf den Spielplätzen im Stadtteil Friedrich-August-Hütte den Sand austauschen lassen. Unser Bild zeigt einen Spielplatz in der Nähe der Pauluskirche. Dort war die Bleibelastung besonders hoch. In dem Stadtteil wurden Werte gemessen, die bis um das 44-Fache über dem Grenzwert lagen. Doch inzwischen hat sich die Situation wieder deutlich entspannt. Foto: Heilscher

Messgeräte vor der Paulkuskirche in Friedrich-August-Hütte. Foto: Glencore