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Ich habe bis vor Kurzem gar nicht gewusst, dass Teller magische Gegenstände sind. Also, die meisten sind es natürlich nicht. Die erhöhen den Komfort beim Essen. Mehr nicht.
Ich habe in den vergangenen Wochen mit meiner Schwester und meinem Schwager mein Elternhaus in Ostfriesland ausgeräumt. Das war traurig, weil man da ein gemeinsames Leben abräumt. Und es war auch schön, weil viele Erinnerungen plötzlich wieder hochschossen, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte. Jeder Griff ins Regal oder in den Schrank ein Schritt bei einer Zeitreise in die Vergangenheit.
Und plötzlich hatte ich meinen Harry-Potter-Moment, als ob ich einen Portschlüssel gegriffen hätte, der mich wie mit Lichtgeschwindigkeit anderswo hin bringt. Beam me up, Scotty. Plötzlich saß ich als Kind am Küchentisch meiner Eltern. Wir haben zusammen gelacht und uns gefreut, dass wir da sind. Und eine lustige Geschichte ist mir eingefallen. Mein Vater hat gerne sehr scharf gegessen. Er hat grundsätzlich alles nachgewürzt. So auch den Salat, den meine Mutter - damals war die Rollenverteilung noch ziemlich zementiert - für ihn an diesem Abend zubereitet hatte. Wahrscheinlich war in dem Glas Pfeffer, ich weiß es nicht mehr. Er nimmt das Gewürzglas und schüttelt es mit einer schnellen Handbewegung. Da springt der Deckel ab, und das scharfe Pulver rutscht in die Schüssel. Verpfefferter Salat, dicke Luft. Was nun? Meine Mutter schimpft. Mein Vater bleibt ganz ruhig und erteilt uns allen eine Lektion in Sachen Coolness. Er isst weiter, ohne eine Miene zu verziehen. War da was?
Der Teller, der mir diese Geschichte wieder geschenkt hat, ist bemalt oder bedruckt mit Lebensmittelmotiven - Fischen und Krebsen, Gemüse und Pilzen. Ich habe das gute Stück erst einmal in meinem Schrank verstaut. Man muss sorgsam mit den besonderen Dingen des Lebens umgehen, sonst verlieren sie ihre Magie. Ich bin gespannt, welche Geschichte mir der Teller das nächste Mal erzählt.
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