Stefan Ilsemann (47) ist in Rehburg am Steinhuder Meer zuhause. Als Abiturient fiel ihm ein Zeitungsartikel über das Kriegsende in Neustadt am Rübenberge in die Hände. Dort waren am 7. April 1945 28 britische Fallschirmjäger gestorben, als die Löwenbrücke von Wehrmachtssoldaten gesprengt wurde. Stefan Ilsemann wollte mehr wissen und begann zu recherchieren. Er wälzte Chroniken, las Kriegstagebücher und sprach mit Augenzeugen, deutschen und britischen Soldaten.
Später befasste er sich mit dem Luftkrieg über Niedersachsen. Er studierte Fachliteratur und forschte in Archiven. Im Jahr 2000 traf der junge Mann auf einen Vermisstenforscher aus Bremen, der ihn animierte, sich dieser Aufgabe zu widmen. „Von da an veränderte sich meine Arbeit komplett“, schreibt Ilsemann. „Betrieb ich die Forschung bisher lediglich aus geschichtlichem Interesse, erfuhr ich nun, welche Außenwirkung ich durch Vermisstenforschung erreichte. Mir wurde bewusst, dass die Wunden des Krieges mitnichten verheilt sind. Viele Familien suchen auch heute noch nach Antworten.“
Die versucht Ilsemann ihnen zu geben, indem er Vermisstenschicksale aufklärt. Erst dieser Tage konnte er der Familie des US-Jagdpiloten Newell Franklin Mills Gewissheit verschaffen. Dessen Mustang war Anfang April 1945 in der Nähe von Bremen abgeschossen worden. Sein Leichnam wurde nicht identifiziert. Die sterblichen Überreste wurden später auf einem US-Soldatenfriedhof in den Ardennen beigesetzt. Stefan Ilsemann gelang nach zehnjähriger Forschung die Identifikation. Newell Franklin Mills ist von wenigen Tagen in Arlington, dem bekanntesten US-Nationalfriedhof nahe Washington, im Beisein Familienangehöriger beigesetzt worden.
Als neue Aufgabe betrachtet es Stefan Ilsemann, die Identität der sechs Besatzungsmitglieder zu klären, deren Bomber in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1943 auf den Hof Budde in Hatzte stürzte. Die Soldaten verbrannten. Ihre Leichname wurden zunächst auf den Friedhof in Elsdorf begraben. Nach dem Krieg wurden sie exhumiert und auf die Kriegsgräberstätte in Becklingen umgebettet. Sie ruhen dort als unbekannte Flieger, weiß Ilsemann.
Das Bombergeschwader gerät in ein schweres Gewitter
Für ihn steht außer Frage, dass die Unbekannten zu einer Maschine gehören, die bis heute als verschollen gilt. Vier Bomber kommen seiner Ansicht nach in Frage, um sie der Besatzung zuzuordnen. Doch das Rätsel zu lösen ist eine Herausforderung, weil der Absturz in Hatzte in Zusammenhang steht mit der sogenannten Operation Gomorrha, der Bombardierung Hamburgs vom 24. Juli bis 3. August 1943.
Der siebte und letzte Nachtangriff der britischen Royal Air Force erfolgte in der Nacht zum 3. August. Die 740 eingesetzten Bomber gerieten in ein schweres Gewitter. Etliche Maschinen stürzten ab. „Es herrschte absolutes Chaos“, weiß Ilsemann. Und zwar sowohl am Himmel als auch in den Aufzeichnungen des britischen Bomber Comand wie auf deutscher Seite. Mehrere Maschinen und Besatzungen gelten auch 77 Jahre nach Kriegsende als vermisst.
Ilsemann hat bereits mit dem Zeitzeugen Heinrich Fricke über den Absturz auf dem Hof Budde gesprochen. Er hofft auf weitere Gesprächspartner und auf Hinweisgeber, um den unbekannten Soldaten Namen geben zu können. Stefan Ilsemann ist zu erreichen unter der Telefonnummer 01736249461 oder per E-Mail an: avresneustadt@gmx.de
- Jahr 1943
- Verteidigungspolitik
- Kriege
- Soldaten
- Kriege, Aufstände und Revolutionen
- Geschichte
- Weltgeschichte
- Jahr 1945
- Kriegsende
- Gewitter
- Deutschland
- Beerdigungen
- Familien
- Großbritannien
- Niedersachsen
- Zeugen
- Bremen
- Maschinen, Geräte und Apparate
- Franklin Mills
- Britische Soldaten
- Stefan Ilsemann
- Heinrich
- 07. 04. 1945
- Heinrich Fricke
- 03. 08. 1943
- Neustadt am Rübenberge
- Steinhuder Meer
- Abiturientinnen und Abiturienten
- Arlington
- Hinterbliebene
- Hamburg
- Männer
- Unternehmen, Firmen und Firmengruppen