Heute gibt es einen Geburtstag zu feiern, von dem ich zugegebenermaßen selbst erst jetzt erfahren habe, obwohl der rüstige Jubilar mir fast schon Zeit meines eigenen Lebens bekannt ist. Ich kenne ihn eigentlich schon, seit ich zum ersten Mal vor einen Fernseher gekrabbelt bin. Die Rede ist von Oskar aus der Mülltonne, einem meiner Lieblingscharaktere aus der „Sesamstraße“. Der Muffelpott mit dem festen Wohnsitz im Entsorgungsbehälter gehört zweifellos zu den schillerndsten Figuren in der durchgeknallten Puppenkommune, die meine vorschulische Sozialisation entscheidend mitprägte. Früher noch als die Spitzfindigkeiten, mit denen Ernie Bert in den Wahnsinn trieb, faszinierte mich Oskars Freude am Verbreiten schlechter Laune und die Eigenschaft, durch seine verschobene Empfindung von schön und hässlich oder lecker und eklig die Selbstverständlichkeit der eigenen Wahrnehmung so nonchalant infrage zu stellen, wie es eben nur eine zottelige grüne Spaßbremse kann, die sich anerkanntermaßen essigsaure Sahne in den Morgenkaffee schüttet. Ich selbst habe das noch nicht ausprobiert und werde es wohl auch nie (ich kriege schon Ziegenmilch im Kaffee nicht durch den Hals). Es zieht aber – zusammen mit Erscheinungsbild und Laune – eine Linie durch meine kulturelle Sozialisation bis hin zu „Arschkrampe Kurt“ aus dem „Frühstyxradio“ und seinem Bier mit Tsatsiki. Das erhebe ich im Geiste auf Oskars 54. Wiegenfest. Groll Dich schön, Oskar!
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