Nordenham Heilscher on tour

2.100 Kilometer im Kajak auf der Donau: So lief die erste Woche

Kaum in Rente, erfüllt sich Christoph Heilscher einen Traum: Er paddelt zehn Wochen auf der Donau. Was sein Ziel ist und warum er in letzter Minute vom Ruderboot ins Kajak umgestiegen ist, steht im ersten Teil seines Reisetagebuchs.

Am Donaudurchbruch bei Kelheim.

Am Donaudurchbruch bei Kelheim. Foto: Heilscher

Zehn Wochen im Paddelboot sitzen und dabei 2.100 Kilometer zurücklegen: Verrückt? Vielleicht ein wenig. Aber doch viel mehr.

Ich sitze seit einer Woche im Boot. Eigentlich sollte das ein Ruderboot sein, aber es ist nun ein Kajak geworden, weil die Rudermannschaft zuletzt nur noch aus mir bestand. Den Plan aufgeben oder die Bootsgattung wechseln, das war nun die Frage. Ich habe mich für Letzteres entschieden. Die Kanuten des WSV Nordenham haben mich sehr unterstützt, damit mein Traum nicht sogleich baden geht, sprich mein Kajak kentert. Das ist es bislang nicht.

Tour wird im bulgarischen Silistra enden

Ich paddel auf der Donau. Die ersten rund 200 Kilometer sind geschafft. Hätte Putin nicht die Ukraine überfallen, wäre das Donaudelta das Ziel gewesen. Wegen des Krieges endet die Tour im bulgarischen Silistra, gut 300 Kilometer vor der Mündung, denn die Donau ist ein Stück weit Grenzfluss zur Ukraine.

Natürlich bin ich nicht alleine unterwegs. Schließlich bin ich kein Abenteurer. Es gibt einen Verein, der jedes Jahr im Sommer die Donaufahrt für Kanuten organisiert: die Tour International Danubien.

Internationale Schar von Wassersportlern

International ist auch die Schar der Wassersportler, die am vergangenen Sonntag in Ingolstadt zur 66. TID gestartet ist. Die Paddler kommen aus den Donau-Anrainerstaaten Österreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien, Bulgarien, Rumänien sowie aus den Niederlanden und England und natürlich aus Deutschland. Rund hundert Kanuten sind zusammen unterwegs.

Schon als junger Mann vom Balkan geträumt

Wer hat schon Zeit, zehn Wochen zu paddeln? Na klar, Rentner. Viele Teilnehmer sind gerade erst in Rente gegangen, haben Zeit und fühlen sich fit genug für diese Herausforderung. So wie ich. Ob ich wirklich fit genug bin, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Wobei es so ist, dass ich schon als junger Mann davon geträumt habe, auf diese Weise den Balkan kennenzulernen.

Die Tagesetappen sind zwischen 30 und 60 Kilometer lang, wobei Hitze und Gegenwind anstrengender sein können als viele Kilometer. Das kann ich nach einigen Paddeltagen schon sagen.

Gleich auf der ersten Etappe wartet auf die Paddler ein spektakuläres Stück Donaulandschaft: der Donaudurchbruch bei Kehlheim. Der Fluss hat sich hier tief in ein Kalkgebirge eingegraben. Eine Landschaft wie aus „Herr der Ringe“.

Schöne alte Städte auf dem deutschen Donau-Abschnitt

Regensburg, Straubing, Passau - eine schöne alte Stadt reiht sich auf dem deutschen Donauabschnitt an die nächste. Es fällt auf, wie gepflegt und hübsch diese Städte im Vergleich zu Nordenham sind. Die Altbauten prächtig saniert, kein Müll auf der Straße, auf den Wegen kann man gehen, ohne Gefahr zu laufen, zu stolpern.

Übernachtet wird im Zelt. Das gesamte Gepäck wird im Boot mitgenommen. Man muss gut packen, damit das passt. Und jeden Morgen sieht das wieder anders aus. Zumindest bei mir. Die richtige Routine muss ich mir noch aneignen.

Zum Ende der Woche geht es nach Österreich. Ich freue mich auf die Wachau, eine österreichische Mittelgebirgslandschaft, auf Wien, auf die Wildnis der Donauauen, eine der größten Auenlandschaften in Europa. Ich halte Sie auf dem Laufenden.

Anprobe eines Südwesters bei den Kanuten des WSV Nordenham. Für alle Fälle. Doch bisher war das Wetter gut.

Anprobe eines Südwesters bei den Kanuten des WSV Nordenham. Für alle Fälle. Doch bisher war das Wetter gut. Foto: Heilscher

Christoph Heilscher
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