Smart Harbor Application Renewable Integration Concept bedeutet die Abkürzung Sharc – übersetzt: Smartes Hafen-Applikationskonzept zur Integration erneuerbarer Energien. Denn darum geht es: Bis 2030 soll die Energie in dem Hafenbereich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen und die Energieversorgung über ein intelligentes Stromnetz erfolgen – ein sogenanntes Smart Grid.
Mit dabei sind der Container-Terminal-Betreiber Eurogate, der RoRo-Terminalbetreiber BLG Logistics und der Energieversorger Eurogate Technical Services sowie neuerdings auch noch Kloosterboer BLG Coldstore und Heuer Port Logistics. Andere Projektpartner könnten noch folgen. Gefördert wird das Projekt aus der Förderinitiative „Energiewende im Verkehr“ des Bundeswirtschaftsministeriums. Projektträger ist das Forschungszentrum Jülich.
Simulation auf Basis des Jahres 2018
„Aufgabe des ersten Teils von Sharc war es, mittels Zukunftssimulationen ein Konzept zu entwickeln“, erläutert Tobias Metzner, der sich bei Bremenports um das Sharc-Projekt kümmert. Datenbasis dafür war das Jahr 2018. Einbezogen wurden hier die Verbräuche dieses Jahres sowie die Umschlagzahlen. „Bei Letzteren haben wir unterstellt, dass sich die Zahlen nicht ändern. Denn es gibt sowohl Prognosen für eine Steigerung als auch Prognosen, die dagegen sprechen“, sagt Metzner. Die Umschlagzahlen seien deshalb so bedeutsam, weil sich auf dieser Grundlage der Verkehr im Hafen abspielt – also der Großteil des Energieverbrauchs durch Containerbrücken, Van Carrier, Loks und Lkw.
Auch Biogas spielt eine Rolle
Einbezogen wurden weiterhin die Entwicklung der CO-2-Preise pro Tonne sowie Strom- und Energiepreise. Letztere sowohl für fossile Brennstoffe als auch für Wasserstoff. „Insbesondere bei den CO-2-Preisen mussten wir teilweise große Bandbreiten berücksichtigen, weil keiner in die Zukunft sehen kann“, sagt Metzner. Zudem wurde der Anteil von regenerativen Energien für 2025 auf 75 Prozent, für 2030 auf 100 Prozent gesetzt, im Jahr 2018 betrug er 50 Prozent. Als Energiespeicher wurde hauptsächlich mit Batteriespeichern gerechnet, aber auch die Umwandlung von Strom in Gas (Power to Gas) berücksichtigt. „Und auch Biogas spielt eine Rolle“, sagt Metzner. Allerdings setze man auf Stallmist und Gülle und nicht auf Soja und Mais.
Bei der Erstellung und Auswertung der Simulationen gab es Hilfe vom Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz, der Technischen Universität Berlin, dem Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft sowie Siemens.
Die Endergebnisse liegen derzeit noch nicht vor. „Wir haben aber Anfang September ein paar vorläufige Zwischenergebnisse erarbeitet, über die noch gesprochen wird und die noch nachgebessert werden“, erzählt Metzner. Grundsätzlich stehe aber fest, dass das Ziel, die CO-2-Emissionen auf Null zu senken, erreichbar ist – bei einer moderaten Kostensteigerung von 30 bis 80 Prozent. „Selbst 80 Prozent wären moderat, denn es gibt andere Zahlen von 300 und 400 Prozent“, meint Metzner. Die CO-2-Einsparungen gebe es übrigens tatsächlich und erfolgten nicht über Zertifikate, betont er.
Die Energiequelle Windstrom
Windstrom könnte zu einem großen Teil von Windparks im Kreis Cuxhaven bezogen werden. „Da fallen demnächst die ersten Parks aus der EEG-Förderung und könnten so weiterbetrieben werden“, meint Metzner. Auch andere regenerative Energien könnten eine Rolle spielen, wie Biogas und Fotovoltaik.
Eines ist aber jetzt schon sicher: Das Projekt soll mit praktischen Anwendungen fortgesetzt werden – als Sharc II. Im Mittelpunkt steht dabei das intelligente Stromnetz mit dezentralen, regenerativen Energieerzeugern. „Dazu kommen ein Speichersystem, aber auch ein Elektrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff“, sagt Metzner. Letzterer solle allerdings nicht zur Energiespeicherung genutzt werden, weil der Energieverlust zu hoch sei. Der Wasserstoff könnte direkt zum Betanken von Fahrzeugen im Hafen genutzt werden – entweder mit Verbrennungsmotor oder Brennstoffzelle. Wahrscheinlich Anfang des nächsten Jahres soll eine Skizze für Sharc II vorliegen.
„Eventuell können auch Einzelprojekte herausgelöst werden, wie beispielsweise die wasserstoffbetriebene Rangierlok. Hierfür liegt schon eine Projektskizze aus dem September vor“, berichtet der Bremenports-Mitarbeiter. Andere Projekte könnten sich beispielsweise mit Van-Carriern beschäftigen, die elektrisch betrieben werden. Im Bereich Wasserstoff sei auch eine Zusammenarbeit mit dem Wasserstoffprojekt in Bremerhaven sinnvoll, findet Metzner.
„Man muss sich allerdings vor Augen halten, dass die Mobilität im Hafen nicht von heute auf morgen umgestellt wird. Zum Teil gibt es entsprechende Fahrzeuge auch erst als Prototyp“, gibt Bremenports-Sprecher Holger Bruns zu bedenken. Aber das Projekt sei ja auch bis 2030 ausgelegt. „Es ist meines Wissens das einzige Hafenprojekt dieser Art zumindest in Deutschland.“