Wenn selbst Freunde wie Fremde wirken
Der Vorfall ist ihr bis heute unangenehm: Als Anke Kathrin Gulbis eines Tages mit ihrem Lebensgefährten verabredet ist, kommt sie an einer Gruppe plaudernder Menschen vorbei. Sie wirft einen kurzen Blick auf die Personen – und macht sich auf die Suche nach ihrem Freund. Dass er Teil der Gruppe ist, nimmt Gulbis nicht wahr. Auch nicht, dass die anderen Personen Nachbarn sind. „Ich habe ihn erst erkannt, als er nach mir rief. Da wusste ich, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt“, sagt Gulbis. Seit einem Schlaganfall hat sie Schwierigkeiten, Gesichter zuzuordnen. Prosopagnosie nennt man das. Und so wie sie mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland. Viele von ihnen aber wissen nicht einmal, dass sie betroffen sind.