Die wichtigste ist die nach der Ligenzugehörigkeit. Als Vizemeister der ProA wollen die Eisbären ihr sportliches Aufstiegsrecht wahrnehmen und haben daher auch einen Lizenzantrag für die Basketball-Bundesliga (BBL) eingereicht. Da zahlreiche Erstligisten durch die Coronavirus-Pandemie in wirtschaftliche Bedrängnis geraten sind, hat die BBL ihre Standards für die kommende Saison ausgesetzt – die neuen Lizenzauflagen sollen bis 30. Juni entwickelt werden. Für die Eisbären ist dieser Zeitrahmen ein Problem, weil Spieler schon gerne irgendwann wissen möchten, in welcher Liga sie künftig aktiv sein werden – diese Ungewissheit dürfte einige Kandidaten davon abhalten, einen Vertrag in Bremerhaven zu unterschrieben.

Sid-Marlon Theis bleibt den Eisbären erhalten, wenn der Aufstieg in die BBL klappt. Foto: Wolfhard Scheer
Darüber hinaus sind auch die Eisbären von der Corona-Krise kalt erwischt worden und müssen bei ihren Sponsoren Klinken putzen. Ob die Unternehmer ihre Unterstützung im bisherigen Umfang aufrechterhalten können, scheint angesichts der wirtschaftlichen Verwerfungen eher fraglich zu sein. Mai bringt das Dilemma, vor dem er in Sachen Kaderplanung steht, auf den Punkt: „Wir müssen klären, in welcher Liga wir spielen werden und wie unser Etat aussehen wird. Beides wissen wir im Moment nicht.“
Amerikanischer Optimismus hilft durch die Zeit
Dennoch wirkt der Eisbären-Trainer keineswegs entmutigt, mit typisch amerikanischem Optimismus nimmt er vielmehr die Situation an. „Ich bin überzeugt, dass wir uns zu einem guten BBL-Standort entwickeln können, wenn man uns die Chance gibt“, hofft Mai nach einjähriger Abstinenz auf die Erstliga-Rückkehr. Und immerhin: Ganz von vorne muss der 45-Jährige nicht beginnen. Dass Moses Pölking noch einen laufenden Vertrag hat, der sowohl für die BBL als auch für die ProA gültig ist, war bekannt. Neu ist aber, was Mai NORD|ERLESEN verrät – wenn die Eisbären den Sprung in die BBL schaffen, bleibt Sid-Marlon Theis an Bord. Der Vertrag des Power Forwards, der 147 Erstliga-Einsätze bestritten hat, verlängert sich im Aufstiegsfall.

Eisbären-Trainer Michael Mai, der auch das Amt des Sportdirektors ausübt, steht wieder vor einer schwierigen Personalplanung. Foto: Wolfhard Scheer
Gerne würde Mai auch weiter mit Joshua Braun, der einen deutschen Pass erhalten könnte, und Adrian Breitlauch planen – der Eisbären-Kapitän wird als Identifikationsfigur und Kämpfernatur benötigt. Mai hofft, dass das Eigengewächs seinem Heimatverein wie im vergangenen Jahr einen Vertrauensvorschuss geben wird, dass sich die Dinge zum Guten wenden werden. „Es besteht die Gefahr, dass wir ,Adi‘ verlieren. Er hat eine gute Saison gespielt, anderen Clubs ist das nicht entgangen. Ich weiß nicht, ob er auf uns warten wird“, erklärt der Eisbären-Coach.
Deutsche Planstellen schwer zu besetzen
Die Besetzung der deutschen Planstellen dürfte schwieriger werden, als auf dem US-Spielermarkt geeignete Kandidaten zu finden: „Man kann auch im Juli noch starke Amerikaner für die BBL finden.“ Bei den einheimischen Profis sei das nicht der Fall, dort gebe es eine klare Trennung zwischen potenziellen Erst- und Zweitligaspielern, hat Mai festgestellt: „Es gibt Spieler, die nur in der BBL, aber auf keinen Fall in der ProA spielen wollen. Andere kommen nur für die ProA infrage, weil sie zu schwach für die BBL sind.“
Das muss ebenso einkalkuliert werden die wie unterschiedlichen Rollen, die deutsche Korbjäger in beiden Ligen haben. Während den Deutschen im Oberhaus nur Kaderplätze, aber keine Einsatzzeiten garantiert sind, müssen in der ProA immer zwei Einheimische auf dem Parkett stehen.
Auch unabhängig von den Kaderplanungen verfolgt Mai das Geschehen in der BBL mit Interesse. Dass die Saison 2019/2020 in Turnierform beendet werden soll, sieht der Eisbären-Trainer kritisch: „Nach so einer langen Pause ist das Verletzungsrisiko für die Spieler groß. Wofür sollen Spieler dieses Risiko auf sich nehmen? Für ein Turnier, das kaum eine Bedeutung hat. Der Sieger wird sich deutscher Meister nennen, aber er wird nicht als solcher respektiert werden.“ Daher kann Mai gut nachvollziehen, dass Profis wie Niels Giffey von Alba Berlin vom „Corona-Cup“ gesprochen haben: „Das trifft es auf den Punkt.“