Bundestagswahl: Wie sich die Direktkandidaten im Netz präsentieren

Wofür stehen die Direktkandidaten aus unserer Region? Was sind ihre Forderungen, ihre Versprechen? 47 Parteien treten zur Bundestagswahl an, sechs von ihnen sind bereits im Parlament vertreten und haben auch diesmal die größten Chancen, dort einzuziehen. NORD|ERLESEN stellt die Auftritte ihrer Kandidaten auf Abgeordnetenwatch, Facebook und Instagram vor. Wähler und Interessierte können auf all diesen Plattformen Kontakt zu den Direktkandidaten aufnehmen.

Social Media-Profile von Direktkandidaten für den Bundestag.

Die meisten Direktkandidaten sind auf den Sozialen Medien vertreten und posten dort regelmäßig. Foto: Lena Gausmann


Kapitel in diesem Artikel

Kapitel 1

Abgeordnetenwatch

Die Bundestagswahl am 26. September rückt näher. Mit der Erststimme wählen die Bürger dann Politiker aus ihrem Wahlkreis direkt ins Parlament. „Viele Menschen wissen gar nicht, wofür die Kandidaten in ihrem Wahlkreis persönlich stehen“, so die Einschätzung von Ghasal Falaki, Projektleiterin der Organisation Abgeordnetenwatch. Aus diesem Grund startete die Plattform ihren Kandidierenden-Check für die Bundestagswahl. „Im Gegensatz zu anderen Wahlentscheidungshilfen basiert der Kandidierenden-Check auf den persönlichen Antworten der teilnehmenden Direktkandidaten und nicht auf den Positionen der Partei“, betont Falaki.

Wer wissen will, welche Kandidaten mit den eigenen politischen Einstellungen übereinstimmen, bezieht Stellung zu 24 Aussagen rund um Themen wie beispielsweise Umweltschutz, Finanzen und EU. Im Anschluss zeigt Abgeordnetenwatch auf, wie die Direktkandidaten des eigenen Wahlkreises zu den Aussagen stehen und wie sie ihre Position begründen. Die Ergebnisse sind umso aussagekräftiger, je mehr Politiker sich beteiligen.

Wer sich über die 24 Thesen hinaus für die politischen Ziele der Kandidaten interessiert, kann ihnen auf der Plattform öffentlich Fragen stellen – ob sie antworten, bleibt den Politikern selbst überlassen.

Die Kandidaten aus dem Wahlkreis 28 (Delmenhorst - Wesermarsch - Oldenburg-Land) im Überblick:

Kandidierenden-Check von Abgeordnetenwatch: Kandidaten aus dem Wahlkreis Delmenhorst - Wesermarsch - Oldenburg-Land.

Wahlkreis Delmenhorst - Wesermarsch - Oldenburg-Land, Quelle: Abgeordnetenwatch

Beim Kandidierenden-Check vertreten sind:

  • Susanne Mittag (SPD): 17 von 21 Fragen beantwortet
  • Christian Dürr (FDP): 9 von 9 Fragen beantwortet
  • Christina-Johanne Schröder (Bündnis 90/Die Grünen): 4 von 4 Fragen beantwortet
  • Philipp Albrecht (CDU): 2 von 2 Fragen beantwortet
  • Christian Suhr (Die Linke): Ihm wurde bisher keine Frage gestellt

Beim Kandidierenden-Check ist nicht vertreten:

  • Adam Golkontt (AfD): 0 von 1 Frage beantwortet

Die Kandidaten aus dem Wahlkreis 29 (Cuxhaven – Stade II) im Überblick:

Kandidierenden-Check von Abgeordnetenwatch: Kandidaten aus dem Wahlkreis Cuxhaven - Stade II,

Wahlkreis Cuxhaven - Stade II, Quelle: Abgeordnetenwatch

Beim Kandidierenden-Check vertreten sind:

  • Enak Ferlemann (CDU): 45 von 53 Fragen beantwortet
  • Stefan Wenzel (Bündnis 90/Die Grünen): 11 von 12 Fragen beantwortet
  • Olaf Kappelt (AfD): Ihm wurde bisher keine Frage gestellt
  • Dietmar Buttler (Die Linke): Ihm wurde bisher keine Frage gestellt

Beim Kandidierenden-Check sind nicht vertreten:

  • Daniel Schneider (SPD): 1 von 1 Frage beantwortet
  • Günter Wichert (FDP): Ihm wurde bisher keine Frage gestellt

Im Wahlkreis Cuxhaven – Stade II beteiligen sich die Direktkandidaten der SPD und der FDP aufgrund von Zeitmangel nicht an dem Kandidierenden-Check. Wichert (FDP): „An Abgeordnetenwatch habe ich an sich keine Kritik, aber es steht auf meiner Prioritätenliste nicht oben. Ich bekomme viele Anfragen und habe kein Team, sondern mache alles selbst. Wer Fragen an mich hat, kann mich trotzdem jederzeit anrufen.“ Schneider (SPD) äußert sich ähnlich: „Ich brauche wohl ein richtiges Team, das ich als Abgeordneter dann auch habe. Grundsätzlich werde ich mich für Transparenz einsetzen, unterstütze das also voll und ganz.“

Die Kandidaten aus dem Wahlkreis 30 (Stade I - Rotenburg II) im Überblick:

Kandidierenden-Check von Abgeordnetenwatch: Kandidaten aus dem Wahlkreis Stade I - Rotenburg II.

Wahlkreis Stade I - Rotenburg II, Quelle: Abgeordnetenwatch

Beim Kandidierenden-Check vertreten sind:

  • Kai Koeser (SPD): 1 von 1 Frage beantwortet
  • Claas Goldenstein (Bündnis 90/Die Grünen): 1 von 1 Frage beantwortet
  • Klemens Kowalski (Die Linke): 2 von 2 Fragen beantwortet

Beim Kandidierenden-Check sind nicht vertreten:

  • Oliver Grundmann (CDU): 28 von 30 Fragen beantwortet
  • Marie-Thérèse Kaiser (AfD): 1 von 12 Fragen beantwortet
  • Steven Hermeling (FDP): Ihm wurde bisher keine Frage gestellt

Die Kandidaten aus dem Wahlkreis 55 (Bremen II – Bremerhaven) im Überblick:

Kandidierenden-Check von Abgeordnetenwatch: Kandidaten aus dem Wahlkreis Bremen II - Cuxhaven.

Wahlkreis Bremen II - Cuxhaven, Quelle: Abgeordnetenwatch

Beim Kandidierenden-Check vertreten sind:

  • Uwe Schmidt (SPD): 26 von 27 Fragen beantwortet
  • Wiebke Winter (CDU): 3 von 3 Fragen beantwortet
  • Michael Labetzke (Bündnis 90/Die Grünen): 1 von 2 Fragen beantwortet
  • Gökhan Akkamis (FDP): 1 von 1 Frage beantwortet
  • Doris Achelwilm (Die Linke): 11 von 13 Fragen beantwortet

Beim Kandidierenden-Check ist nicht vertreten:

  • Thomas Jürgewitz (AfD): 1 von 1 Frage beantwortet

Auf Nachfrage von NORD|ERLESEN sagt Jürgewitz (AfD): „Bei zurückliegenden Wahlen hat der Kandidierenden-Check wenig bis gar nichts gebracht.“ Dennoch werde er versuchen, Zeit dafür zu finden.

Das Portal

Abgeordnetenwatch ist eine Organisation, die sich für mehr Transparenz in der Politik einsetzt und sich durch Spenden finanziert. Sie führt Nebentätigkeiten und namentliche Abstimmungen der Abgeordneten auf und lässt ihnen frei, Transparenzversprechen zu geben, wie etwa „Ich werde mich dafür einsetzen, dass Lobbyisten ihre Kontakte mit Bundesregierung und Mitgliedern des Bundestags im Lobbyregister dokumentieren müssen“.

Ähnlich wie auf Abgeordnetenwatch sind die meisten Direktkandidaten aus der Region auch auf den Sozialen Medien vertreten. Wie aktiv sie dort sind und wie sie sich präsentieren, unterscheidet sich zum Teil erheblich.

Kapitel 2

Social Media Kanäle

Die Kandidaten aus dem Wahlkreis 28 (Delmenhorst - Wesermarsch - Oldenburg-Land) im Überblick:

  • Susanne Mittag (SPD): postete zuletzt mehrmals täglich auf Instagram und Facebook Eindrücke aus ihrem Wahlkampf und wirbt dort für verschiedene Veranstaltungen. Mittag verkündet etwa, dass ihre Partei einen Ehrenamtstag initiiert.
  • Christian Dürr (FDP): veröffentlicht mindestens alle zwei Tage auf Facebook und Instagram Beiträge zum aktuellen Wahlkampf, in denen er unter anderem das Thema Klimawandel angehen will. Wer sich Zeit nimmt, entdeckt das ein oder andere humorvolle Foto. Auch Lindner darf nicht fehlen.
  • Christina-Johanne Schröder (Bündnis 90/Die Grünen): Auf ihrer Facebookseite, wo sie mehrmals die Woche aktiv ist, schlagen einem direkt Forderungen entgegen: Kinderarmut bekämpfen, den Ausbau der A20 und die Weservertiefung verhindern. Auf Instagram teilt sie überwiegend Eindrücke aus dem Wahlkampf.
  • Philipp Albrecht (CDU): ist mehrmals die Woche auf Facebook und Instagram aktiv und teilt dort Fotos und Videos in meist lockerem Ton. Er sieht die Wesermarsch und das Oldenburger Land als ideale Region für grünen Wasserstoff an.
  • Christian Suhr (Die Linke): ist nicht auf Instagram zu finden. Auf Facebook teilt er in unregelmäßigen zeitlichen Abständen Grafiken zur Vermögensverteilung und Parteispenden oder Videos, etwa von dem Youtuber Rezo zur Korruption. Der Ton ist locker bis flapsig.
  • Adam Golkontt (AfD): verdeutlicht auf Facebook, wo er in unregelmäßigen Abständen aktiv ist, seine Abneigung gegen den Klimaschutz. Bei den deutschen und polnischen Posts handelt es sich meist um Verlinkungen. Auf Instagram ist er nicht aktiv.

Die Kandidaten aus dem Wahlkreis 29 (Cuxhaven – Stade II) im Überblick:

  • Enak Ferlemann (CDU): ist auf Facebook und Instagram nicht vertreten.
  • Stefan Wenzel (Bündnis 90/Die Grünen): hat keinen Instagram-Account und postet auf Facebook mehrmals die Woche über Themen wie Küstenschutz, Wasserqualität der Weser und öffentlichen Nahverkehr.
  • Olaf Kappelt (AfD): ist auf Instagram nicht aktiv. Auf Facebook sieht man ihn beim Plakataufhängen und an Infoständen. Er fordert in seinen Posts, Migration nach Deutschland zu stoppen und Ungeimpfte in keiner Weise zu benachteiligen.
  • Dietmar Buttler (Die Linke): ist auf Instagram nicht vertreten. Auf Facebook teilt er mehrmals die Woche Eindrücke aus dem Wahlkampf, Songs oder Links zu Zeitungsartikeln, z. B. von der Taz.
  • Daniel Schneider (SPD): ist auf Facebook und Instagram fast täglich aktiv und postet dort Wahlplakate der SPD sowie Fotos und Videos von Wahlkampfveranstaltungen. Schneider will nachhaltigen Tourismus fördern und die Attraktivität von Cuxhaven für junge Menschen steigern.
  • Günter Wichert (FDP): präsentiert im typischen FDP-Stil sich und seine Partei in unregelmäßigen zeitlichen Abständen auf Instagram und Facebook. Unter den zahlreichen Beiträgen zu Wahlkampfveranstaltungen muss man zumindest auf Instagram nach politischen Inhalten genauer suchen. Für Cuxhaven will er „aus Leerstand Mittelstand machen“. Für Deutschland wünscht er sich mehr Talentschulen.

Die Kandidaten aus dem Wahlkreis 30 (Stade I - Rotenburg II) im Überblick:

  • Kai Koeser (SPD): ist auf Facebook eher inaktiv, auf Instagram veröffentlicht er mindestens einmal wöchentlich Posts von Wahlkampfveranstaltungen mit vielen Orten und vielen Gesichtern.
  • Claas Goldenstein (Bündnis 90/Die Grünen): auf Facebook nicht aktiv, auf Instagram postet er täglich Grafiken, Fotos vom Wahlkampf oder Ankündigungen von Livestreams auf dem Videoportal Twitch. Seine wöchentlichen Song-Features handeln etwa über Klima-Angst. Allgemein richtet den Fokus auf junge Leute und mentale Gesundheit.
  • Klemens Kowalski (Die Linke): ist weder auf Facebook noch auf Instagram aktiv.
  • Oliver Grundmann (CDU): postet mehrmals die Woche Fotos und Videos auf Instagram und Facebook - unter anderem zu den Themen Energiewende, Handwerk und Landwirtschaft.
  • Marie-Thérèse Kaiser (AfD): veröffentlichte auf Facebook zuletzt wöchentliche Posts, auf Instagram postet sie mehrmals die Woche Beiträge zum Wahlkampf. Ihre Themen sind Flüchtlinge aus Afghanistan, Gender-Sprache, Familie und Landwirtschaft.
  • Steven Hermeling (FDP): postet in unregelmäßigen Abständen Inhalte auf Instagram und Facebook, darunter vor allem Wahlaufrufe und Fotos von Wahlkampfveranstaltungen. Er kritisiert die Regierung für ihre Entscheidungen in der Corona-Pandemie, in Afghanistan und beim Hochwasser.

Die Kandidaten aus dem Wahlkreis 55 (Bremen II – Bremerhaven) im Überblick:

  • Uwe Schmidt (SPD): postet auf Facebook mindestens einmal täglich und auf Instagram etwa alle zwei Tage. Er nutzt die Plattformen vor allem für Wahlaufrufe. In dem Format „Wir für Schmidt“ etwa schwärmen Bürger von seinen politischen Zielen. Auf Instagram präsentierte Schmidt zuletzt seinen Hund Oskar.
  • Wiebke Winter (CDU): postet auf Facebook etwa alle zwei Tage und auf Instagram fast täglich Beiträge, oft im Videoformat. Neben Eindrücken von Wahlkampfveranstaltungen teilt sie auf Facebook Artikel von Zeit und Spiegel über sie. Winter hebt das Thema Klima hervor und will sich für Integration und mittelständische Unternehmen einsetzen.
  • Michael Labetzke (Bündnis 90/Die Grünen): postet mehrmals die Woche auf Facebook und Instagram - häufig Fotos von sich auf seinem Rad. Vor allem auf Facebook wirbt er intensiv für eine Fahrrad-Demonstration und gibt Einblick in seinen Wahlkampfalltag. Inhaltlich fordert er in der Strafverfolgung einen stärkeren Fokus auf Schwerkriminalität.
  • Gökhan Akkamis (FDP): ist auf seinem Facebook-Profil nicht aktiv. Auf Instagram postet er etwa alle zwei Tage Beiträge, in denen er zum Beispiel Ausschnitte des Wahlprogramms der FDP vorstellt. So fordert er mehr Digitalisierung und ein modernes Altersvorsorgesystem und führt in den Bildunterschriften detailliert auf, wie das funktionieren soll.
  • Doris Achelwilm (Die Linke): postet auf Facebook und Instagram mehrmals die Woche Eindrücke ihres Wahlkampfs. Zum Antikriegstag forderte sie: Abrüsten und Waffenexporte stoppen.
  • Thomas Jürgewitz (AfD): ist auf Instagram nicht aktiv. Auf Facebook postet er etwa einmal die Woche Inhalte und verlinkt dort Artikel von lokalen Medien über sich selbst sowie Artikel der „Jungen Freiheit“ und Youtube-Videos über Afghanistan und die Rechte Ungeimpfter.
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