Der Andrang beim Orthopäden Dr. Jürgen Roehl ist an Himmelfahrt groß gewesen: Ohne viel Bürokratie erhielten dort in vier Stunden 500 Menschen ihre Spritze mit dem Astrazeneca-Impfstoff. Der Impfstoff sei von den Ärzten und den Impfzentren nicht abgerufen worden, erklärte Roehl. Ist Astrazeneca also ein „Ladenhüter“? Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in Bremen (KVHB), bestätigt, dass in den vergangenen Wochen vermehrt Hausärzte auf Astrazeneca sitzen geblieben sind. Das habe sich allerdings nach Aufhebung der Priorisierung geändert, Ärzte könnten nun allen Impfwilligen ab 18 Jahren den Impfstoff anbieten. „Dieses Angebot wird nach unseren Rückmeldungen auch dankend angenommen“, so Fox. Mit der Aussicht auf Infektionsschutz und vor allem auf Freiheiten greifen jüngere Menschen zu – obwohl die Ständige Impfkomission (StIKo) empfiehlt, Astrazeneca aufgrund mehrerer Fälle von Hirnvenenthrombosen erst bei Menschen über 60 einzusetzen. Wer jünger ist, darf nur nach ausführlicher Aufklärung den Impfstoff erhalten. Doch die jungen Menschen sind offenbar eher bereit, Astrazeneca zu nehmen, als die über 60-Jährigen, für die es am ungefährlichsten wäre. Detlef Haffke von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) dazu: „In den Praxen soll die Impfung mit der Vakzine des Herstellers Astrazeneca regelhaft nur noch bei Menschen über 60 Jahren zum Einsatz kommen. Doch gerade in dieser Gruppe gibt es dann häufig eine Impfablehnung“.
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