Das soll’s dann ja wohl gewesen sein. Corona ist überwunden, könnte man meinen. Masken weg, letzte Beschränkungen fallen, auch getestet wird ab nächster Woche beinahe gar nicht mehr.
Nach Corona wird nichts mehr sein wie vorher - ich höre die Prophezeiung auch nach drei Jahren noch in meinen Ohren. Zukunftsforscher versprachen uns eine bessere Welt, in der gute Nachbarschaft und ein blühender Gemüsegarten wichtig sein werden und Vermögen ohne große Bedeutung. Kontaktverbote erzeugten Nähe, wir lernten gute Gespräche zu schätzen, Werte wie Höflichkeit und Verlässlichkeit erlebten eine Renaissance. Kurzum: Der Mensch rückt wieder mehr in den Mittelpunkt. Soweit die Prognose.
Und jetzt? Schon längst alles wieder so wie früher, aber an Handy und Tablet daddeln wir dafür noch häufiger. Mich beschleicht wehmütig die Erinnerung an Familienabende mit beiden Kindern im Wohnzimmer, an die unendliche Geduld in der auf Abstand aufgebauten Warteschlange und - ein ganz besonderes Erlebnis inmitten der spätabendlichen Ausgangssperre im April 2021. Und das kam so: Mein Kumpel und seine Frau luden ein, wir nahmen an und plötzlich war‘s 22 Uhr durch. Wir hätten zuhause sein müssen. Waren wir aber nicht. Es brauchte noch einige Anstrengungen, bis die Lösung gefunden war: Tarnfahrt gen Heimat, möglichst auf unbeleuchteten Wegen und durch Grünanlagen. Schwarzes Panzertape, ein Klebestreifen, eignet sich hervorragend, Front- und Rücklicht der Fahrradbeleuchtung und auch die Katzenaugen in den Speichen abzukleben. Uns hat niemand erwischt. Wenn es nach mir ginge, würde ich jenen wirklich lustigen Abend gerne wiederholen. Ausgangssperre inclusive.