„Sind Sie auch umgezogen?“, fragte mich neulich ein Fremder im Café. Ich blickte aus meiner Zeitungslektüre auf und konnte die Frage nicht so richtig einordnen. Ich war verwirrt. Mein letzter Umzug liegt nun schon ein halbes Jahr zurück und ich fühle mich in meiner Wohnung auch recht wohl. Umzüge plane ich eigentlich nicht mehr. Was hatte der Unbekannte bloß gemeint? Auch in dem Café hatte ich die ganze Zeit auf demselben Platz gesessen und war nicht etwa umgezogen. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich der Sache damit vielleicht schon näher komme. Und dann wurde mir klar, was er meinte: Ich hatte beim Bäcker gefrühstückt und war danach ins Café umgezogen. Gezwungenermaßen. Denn die meisten Bäcker machen zumindest am Wochenende kurz nach Mittag zu. Wer am Sonntag ein bisschen länger schläft und den Tag ruhig angeht, wird dann schon mal nach dem ersten Kaffee vor die Tür gesetzt. Dann heißt es umziehen. Wobei man wiederum die richtigen Cafés kennen muss, die bereits gegen Mittag offen haben. Da musste ich mich auch erst einmal ein bisschen mit den Öffnungszeiten der Lokale in der Region beschäftigen. Und plötzlich wurde mir klar, warum mir der Fremde so bekannt vorkam: Er hatte beim Bäcker an seinem Laptop gearbeitet. Leidensgenossen beim Umzug, sozusagen.
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