In Bus und Bahn ist der Kontakt mit anderen Menschen oft verkrampft. Es fängt schon mit der Suche nach einem Sitzplatz an: Ich gehe durch die Reihen, rechts und links einzelne Personen auf den Doppelsitzen, und frage mich, wer denn jetzt am wenigsten genervt ist, wenn ich mich daneben quetsche. Bloß nicht stören. Sobald ich sitze, geht der Blick wieder auf das Buch, auf das Handy, aus dem Fenster. In gespanntem Schweigen wird die Fahrt verbracht.
Oft habe ich mir vorgenommen, im Bus meine Sitznachbarn anzusprechen. Wie viel könnten sie von ihren Reisen erzählen. Am Ende habe ich dann doch nichts gesagt.
Manchmal findet sich trotzdem der „Richtige“. Zufällig bin ich auf einer Zugfahrt zurück nach Bremerhaven von einem Herrn angesprochen worden. Er besuchte seine Schwester in der Seestadt und fragte mich auf Englisch, was es in der Gegend zu sehen gäbe. Wir kamen ins Gespräch über Sehenswürdigkeiten, über unsere Familien, über die Sprachen, die wir lernen und die Länder, die wir besucht hatten.
Es ist seltsam, dass mir manche Dinge erst auffallen, wenn ich danach gefragt werde: dass das Sail City Hotel und das Outlet-Center ziemlich spektakulär aussehen, zum Beispiel.
Und es ist seltsam, für eine halbe Stunde ganz und gar Teil eines fremden Lebens zu werden. Wie geht es weiter? Hat der Herr den Hafen besucht? Hatte er eine gute Zeit mit seiner Schwester? Ist er jetzt wieder zu Hause?
Ungewiss muss ich mich damit abfinden, dass wir in der Bahn mehr Fragen sammeln als Antworten. Aber vielleicht macht gerade das den Reiz aus.
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