Der Sportreisen-Anbieter Jörg Scharf aus Speicher weiß genau, wie er potenzielle Kunden für seine Trips gewinnen kann. Nichts Geringeres als „ein nie dagewesenes Erlebnis im Märchenland aus 1.001 Nacht“ verspricht Scharf Teilnehmern der 20. Tischtennis-Senioren-WM in der omanischen Hauptstadt Maskat, wenn sie ihre Reise bei ihm buchen. Bereits im Januar 2022 hatte Scharf das Wüstenland besucht, um Hotels für die Spieler aus Deutschland zu besichtigen, und dabei erste Eindrücke vom diesjährigen WM-Gastgeber gesammelt. Sein Fazit: Oman sei ein „verstecktes Juwel der Arabischen Halbinsel“, die Teilnehmer der Senioren-WM dürften sich auf „einen Austragungsort der Extraklasse freuen.“
Vor dem Turnier Stadtbesichtigung in Dubai
Bei der Bremerhavenerin Karin Flemke rennt der Reiseveranstalter mit solchen Verheißungen offene Türen ein: „Ich freue mich sehr auf den Oman“, sagt sie im Gespräch mit der NORDSEE-ZEITUNG. „Ich war noch nie dort und werde mir ganz viel Zeit nehmen, um Maskat ausgiebig zu erkunden.“ Die 75-jährige Tischtennis-Veteranin vom ESC Geestemünde sitzt beim Gespräch mit der NZ auf gepackten Koffern. In gut 24 Stunden geht ihr Flug von Hamburg nach Dubai. Dort verbringt Flemke erst noch ein paar schöne Tage, bevor es mit dem Flugzeug weiter nach Maskat geht, wo am 14. Januar die Senioren-WM beginnt. Es ist Karin Flemkes siebzehnte.
„Meine erste WM spielte ich 1988 in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. 41 Jahre war ich damals alt“, erinnert sie sich. Im Tischtennis gilt man ab dem 40. Lebensjahr als Senior und kann bei den internationalen Veteranen-Wettbewerben antreten. In den folgenden Jahrzehnten verpasste Karin Flemke kein Turnier mehr. Alle zwei Jahre trat sie abwechselnd bei Welt- und Europameisterschaften in Yokohama, Stockholm, Vancouver, Rio de Janeiro, Dublin, Auckland und unzähligen weiteren Städten an. Auch bei den Welt- und Europameisterschaften in Bremen (2006 und 2013) war sie dabei.

Karin Flemke in Aktion: Bei der WM in Oman will sie unbedingt wieder auf das Siegertreppchen. Foto: Scheschonka
Die Turniere verbindet Karin Flemke stets mit einer Rundreise am Veranstaltungsort. Auf diese Weise hat die rüstige Frau, die seit 62 Jahren Tischtennis spielt, die ganze Welt gesehen. „Viele dieser Orte hätte ich nie im Leben besucht, wenn es die Wettkämpfe nicht gegeben hätte“, ist Karin Flemke überzeugt. Doch ebenso wichtig wie das Reisen, ist für sie der sportliche Erfolg: „Mein bislang größter Erfolg war die Goldmedaille im Damen-Doppel bei der EM 2009 im kroatischen Porec. An der Seite meiner heutigen Teampartnerin Christine Lübbe aus Stralsund“, sagt Karin Flemke hörbar stolz.
Die Konkurrenz ist sehr stark
Und es gab noch mehr Edelmetall. EM 2003 in Italien: Bronze im Doppel. WM 2010 in China: Bronze im Doppel. EM 2011 in Tschechien: Silber im Doppel. EM 2015 in Finnland: Bronze im Einzel und Doppel. EM 2021 im italienischen Rimini: Bronze im Doppel. Auch in Maskat will Karin Flemke wieder auf das Siegertreppchen: „Klar will ich im Oman einen der ersten drei Ränge ergattern. Aber die Konkurrenz in meiner Altersklasse Ü75 ist sehr stark, insbesondere im Einzel. Da ist es ganz, ganz schwer, in die Runde der letzten Acht zu kommen“, so die Seniorin.

So sehen Sieger aus: Karin Flemke (links) mit ihrer Doppel-Partnerin Christine Lübbe nach dem Sieg der EM 2009 im kroatischen Porec. Foto: Privat
1.600 Teilnehmer aus 69 Nationen treten bei der diesjährigen WM in den Altersklassen Ü40 bis Ü90 an. Deutlich weniger als bei vorangegangenen Turnieren, wo in der Regel zwischen 3.000 und 4.000 Spieler dabei waren. Zwischen 2020 und 2022 fanden coronabedingt keine Wettkämpfe statt. Auf welche Gegner Karin Flemke in der Gruppenphase treffen wird, weiß sie noch nicht. Sie hofft nur, dass die aktuelle Ü75-Weltmeisterin, die Ungarin Gizella Zacher, nicht in ihrer Gruppe ist: „Gegen die habe ich vor zwei Jahren bei der EM in Rimini verloren, die ist wahnsinnig stark“, gesteht Karin Flemke.
Wiedersehen mit alter Bekannter
Auf ein anderes bekanntes Gesicht freut sich Karin Flemke dagegen umso mehr: Die gebürtige Bremerin und Wahl-Loxstedterin Freia Runge vom TSV Lunestedt, die Karin Flemke von deutschen Meisterschaften und anderen Turnieren kennt, tritt ebenfalls in Maskat an.

Freia Runge vom TSV Lunestedt startet ebenfalls im Oman. Foto: Päsch
Doch auch sie hat schon mal bei einer WM auf dem Siegerpodest gestanden: „2012 habe ich in Stockholm im Ü50-Doppel mit meiner damaligen Partnerin Sabine Hänert (SC Mittelpunkt Notorf) die Bronze-Medaille geholt“, sagt die pensionierte Lehrerin. Ob ihr das in Maskat wieder gelingen wird? „Mir geht es vor allem ums Dabeisein. Ums Spielen und Reisen“, sagt Freia Runge bescheiden. „Wenn ich dann noch die Gruppenphase überstehe, bin ich zufrieden:“ Dritter WM-Starter aus der Region ist Robert Müller vom TSV Bederkesa in der Altersklasse Ü60.