27 Paarungen traten zu diesem schweren Springen der Kl. S*** auf dem anspruchsvoll gebauten Parcours an. Der Große Preis des Landkreises Cuxhaven, ausgestattet von der Weser-Elbe-Sparkasse, ist mit 15.000 Euro die höchstdotierte Springprüfung des 115. Dobrock-Turniers.
Neun Starterinnen und Starter gelang im ersten Durchgang ein Nullfehlerritt. Mit dabei der Ungar Peter Szuhai, der zuvor bereits das Finale der Youngster Tour in überzeugender Manier gewonnen hatte. Er setzte den Maßstab mit einem fehlerfreien Ritt über die neun Hindernisse im Stechparcours. Seine Zeit mit der elfjährigen Hannoveraner Stute Chacco`s Girlstar aus dem Gestüt Lewitz: 47,62 Sekunden.
Sechs Paare im Stechen mit Abwürfen
Seine Schockemöhle-Stallkollegin Alexa Stais, die schon mal den Großen Preis in Elmlohe gewonnen hat, war mit dem siebenjährigen Hengst Tailormade Chaccothargo aus Lewitzer Zucht als nächste an der Reihe. Auch sie überwand die Hindernisse fehlerfrei, blieb mit 48,13 Sekunden aber ganz knapp in der Zeit dahinter.
Sechs weitere Paarungen schafften den auf Geschwindigkeit gebauten Stechparcours nicht ohne Abwurf. Vor großer Kulisse mit einigen Tausend Zuschauern stieg die Spannung von Ritt zu Ritt. Immer mehr schien es, als sei Peter Szuhai an diesem Sonntagnachmittag nicht zu schlagen.
Mit drei Zehntel Sekunden Vorsprung zum Sieg
Dann kam Patrick Bölle. Die elfjährige Hannoveraner Stute Caramba de Janeiro aus dem Besitz von Rolf Moormann war das zweite Pferd, das Bölle im Großen Preis vorstellte. Schon im ersten Durchgang war das Pferd gut aufgelegt. Nun zeigte es, was in ihm steckte. Sauber über den Hindernissen und mit hohem Tempo meisterten Bölle und Caramba de Janeiro den Parcours fehlerfrei, vor allem aber schneller als Peter Szuhai und Chacco`s Girlstar. Die Uhr blieb bei 47,32 Sekunden stehen. Damit entschieden drei Zehntel Sekunden über den Sieg im Großen Preis 2023. Bölles spontane Reaktion auf den unerwarteten Erfolg: „Das Pferd ist echt geil gesprungen. Caramba de Janeiro hat mehr für den Sieg getan als ich. Das war einfach klasse.“
Tomfohrde gewinnt Mächtigkeitsspringen
Für einen Knalleffekt sorgte beim Mächtigkeitsspringen Kl. S* am Freitagabend unter Flutlicht Nico Tomfohrde. Es war das letzte Sb-Springen auf dem Dobrock überhaupt, denn die Reiterliche Vereinigung hat diese Prüfung aus dem Programm gestrichen.
Für Nico Tomfohrde war es dagegen die erste Spezialspringprüfung über die Mauer überhaupt. Und: Der Lokalmatador vom RFV Börde Lamstedt hatte die zwölfjährige Holsteiner Stute Christalla gesattelt - ein Pferd, das er erst ein paar Tage zuvor bekommen hatte. Er habe erst zweimal vor dem Springen auf dem Pferd gesessen, so Tomfohrde. „Aber die Harmonie hat gleich gestimmt.“

Nico Tomfohrde jubelt vor begeistertem Publikum nach seinem Sieg im Mächtigkeitsspringen am Freitagabend. Foto: Lütt
Das Besondere an Christalla: Die Stute ist auf einem Auge blind. Dafür verfügt sie aber über ein enormes Sprungvermögen. So schaffte das Duo es als einziges von insgesamt sieben Startern bin ins dritte Stechen und über die 1,95m hohe Mauer. Danach gab es kein Halten mehr. Das Reiterstadion tobte vor Begeisterung und Nico Tomfohrde jubelte ausgelassen. „Die Stimmung war riesig“, sagte der 42-jährige Springreiter anschließend. „Das war schon eine geile Nummer.“
Alexandra Bimschas siegt im Grand Prix Special
In der Dressur sorgten Alexandra Bimschas und ihr Wallach Bon Amour für einen Auswärtssieg beim Grand Prix Special: Das Reiterpaar aus Schenefeld bei Pinneberg gewann mit einer souveränen Vorstellung und 70,51 Prozentpunkten in der anspruchsvollen S***-Dressur. Bimschas siegte vor Greta Heemsoth (69,03) und Anke Dieckell vom RV Elmlohe-Marschkamp (68,76).
Am Tag zuvor war es beim Grand Prix im Dressurviereck zu einer wahren Schlammschlacht gekommen, die Wetterkapriolen setzen der S***-Dressurprüfung ordentlich zu.

Alexandra Bimschas gewann auf Bon Amour den Grand Prix Special auf dem Dobrock. Foto: Lütt
Abwechselnd störten heftiger Starkregen, Blitz und Donner den Wettbewerb, der damit zur feuchten Angelegenheit wurde.
Die Nase vorn hatte am Ende der für Luxemburg startende Mathis Goerens vom Reitverein Sandbostel mit Riptide (69,66) vor Anke Dieckel (RV Elmlohe-Marschkamp), die zusammen mit Donaldson Old 69,44 Prozentpunkte erreichte. Ninja Rathjens vom Elbdörfer und Schenefelder Reitverein setzte sich mit Emilio 111 dahinter auf den dritten Rang.
Felicitas Rost verzichtet nach Starkregen auf Wertung
Besonderes Pech mit dem Wetter hatte Felicitas Rost vom Reitverein Beverstedt, die auf ihrem Londonbeat im letzten Jahr noch auf Platz zwei geritten und damit Titelaspirantin war. Ausgerechnet während ihrer Vorstellung setzte der heftigste Starkregen ein, so dass die Prüfung danach eigentlich unterbrochen werden sollte. Die Ehefrau von Ex-Werder-Keeper Frank Rost verzichtete daraufhin auf eine Wertung.
Die gerade erst neu hergerichteten Dressurplätze erlebten damit eine Bewährungsprobe: Bereits eine halbe Stunde, nachdem der Regen nachgelassen hatte, seien schon keine Pfützen mehr darauf zu sehen gewesen, berichteten die Moderatoren während der Siegerehrung auf dem Hauptplatz.