und 100 Aktive traten in den Disziplinen Beachsprint und Langstrecke an, für einige ging es sogar um das Ticket für die Europameisterschaften im Küstenrudern im französischen La Seyne-Sur-Mer. Der Bremerhavener Ruderverein war zum vierten Mal seit 2020 Gastgeber für die Coastal-Rowing-Gemeinde. „Wir sind der einzige Standort an der Nordsee, die anderen Wettkämpfe finden in Stralsund, Kiel und Flensburg an der Ostsee statt“, sagte Dr. Iris Gerlach.
Die Vorsitzende des Rudervereins hatte wegen der Auswirkungen der Gezeiten einen kritischen Blick auf den Zeitplan: „Es kann sein, dass die letzten Teilnehmer bei Ebbe durch den Schlick laufen müssen.“
Weserstrandbad steht noch bis 2025 zur Verfügung
Das Weserstrandbad steht noch bis 2025 für Wettkämpfe im Küstenrudern zur Verfügung. Danach könnte der Bau der geplanten Badelagune einen Umzug notwendig machen. „Da kämen eigentlich nur Sandstedt oder Harriersand infrage, aber da wären wir noch dichter an der Fahrrinne dran“, erklärte Gerlach. Dicht dran ist auch das Publikum des Küstenruderns, was die „Wildwasser-Variante“ des Ruderns in den Fokus des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gerückt hat. „Wenn man bei einem Ruderrennen im Zielbereich sitzt, sieht man nicht einmal mit dem Fernglas, was auf den ersten 1.000 Metern passiert. Hier fahren wir viele Rennen in kurzer Zeit, es ist ständig was los“, sagte Gerlach.
Coastal Rowing Regatta
Zwei Helfer halten die Boote beim Einstieg
Beim Küstenrudern wird nicht auf festen, geraden Bahnen in stehenden Gewässern gefahren, sondern auf dem offenen Meer oder auf großen Seen mit Wellengang. Mit musikalischer Untermalung aus den Boxen gingen die Ruderer im Weserstrandbad ihre Wettkämpfe an. Gestartet wird am Strand, zwei Helfer halten die speziell für das Küstenrudern entwickelten Boote fest, was den Einstieg erleichtert. „Die Boote sind anfängertauglich. Bei unseren Ausfahrten auf der Weser sitzt immer einer im Boot, der es kann, und einer, der es lernen soll“, berichtete Gerlach.

Auf die Plätze, fertig - los. Beim Küstenrudern starten die Teilnehmer am Strand und sprinten dann zu ihren Booten. Diese sind speziell für die Bedingungen in rauen Gewässern konstruiert. Foto: Ralf Masorat
Den mit Bojen abgesteckten Kurs zu meistern, war nur eine Herausforderung für die Teilnehmer. Auch die Rückkehr zum Strand sollte möglichst so erfolgen, dass der Weg aus dem Boot zum Buzzer für die Zeitnahme nicht zu weit ist. Besonders gut hatte das Karl Schulze drauf, der 2012 in London und 2016 in Rio Olympiasieger im Doppelvierer war. Für den Dresdener war Bremerhaven der erste Wettkampf seit seinem im vergangenen Jahr erlittenen Kreuzbandriss.
3 Fragen an . . .
Karl Schulze, zweifacher Olympiasieger im Rudern
Herr Schulze, Sie sind Stammgast hier beim Coastal Rowing in Bremerhaven. Gefallen Ihnen die Bedingungen im Weserstrandbad? Ebbe und Flut machen es hier ein bisschen schwierig. Man muss sich an die Wasserzeiten anpassen, was es mit dem Training etwas schwierig macht. Aber die Anlage ist genau so, wie man sie braucht. Leider haben wir hier in Deutschland nicht diese Küstenbrandung wie in Frankreich. Wir haben eher eine Windwelle wie auf einem See als eine klassische Meereswelle.
Was macht für Sie die Faszination des Küstenruderns aus? Ich denke nicht, dass es das klassische Rudern ersetzen wird, aber es ist eine Erweiterung des Rudersports. Es ist publikumsnäher, weil die Fans am Strand dabei sein können. Auch der Action-Faktor ist höher.
Küstenrudern könnte 2028 zum Programm der Olympischen Spiele gehören. Wäre das für Sie mit dann 40 Jahren ein Ziel? (lacht) Es gab schon im klassischen Rudern Olympiasieger mit 40. Ob das für mich infrage kommt, würde ich mal offenlassen. Ich plane meine Karriere eher von Jahr zu Jahr.

Der zweifache Olympiasieger Karl Schulze spurtet im Weserstrandbad zum Buzzer. Foto: Ralf Masorat