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Nico Schlotterbeck: Vom Back-up zum Abwehrchef

Seine erste Bewährungsprobe bei der EM hat er bestanden. 27 Minuten musste Nico Schlotterbeck bei der DFB-Pressekonferenz Fragen beantworten - was er nicht gerne macht. Seine zweite, noch viel härtere Bewährungsprobe, steht Samstag an.

Nico Schlotterbeck

Gibt sich auf dem Podium selbstbewusst: Gegen Dänemark könnte der 24-jährige Nico Schlotterbeck plötzlich der erfahrenste Innenverteidiger sein - mit bisher 13 Länderspielen. Foto: Gambarini/dpa

Eigentlich sind es die üblichen Spielchen der Trainer vor den wichtigen Spielen: Zum Personal gibt es meist keine belastbaren Antworten. Bei Julian Nagelsmann ist das anders. Dass Nico Schlotterbeck gegen die Dänen in der Innenverteidigung stehen wird, ist seit Sonntag unbestritten – als Ersatz für den gelbgesperrten Jonathan Tah. Für den 24-Jährigen ist es der erste Startelf-Einsatz bei der EM, bei der er nach der Standortbestimmung des Bundestrainers die Rolle des Ergänzungsspielers hat.

„Bin nicht der Spezialist dafür“

Eine Situation, die er bei der Borussia in Dortmund nicht kennt. „Deswegen bin ich jetzt auch nicht der Spezialist dafür“, sagte er dazu, aber auch: „Eigentlich hast du keine Chance eingewechselt zu werden, außer es passiert etwas, dann musst du da sein, wenn es darauf ankommt.“ Gleichwohl „brenne“ er für einen Einsatz.

Allerdings ist noch nicht klar, mit wem er als Nebenmann in der Innenverteidigung agieren wird, denn der Oberschenkel von Antonio Rüdiger macht ähnliche Sorgen wie einst die Wade von Michael Ballack, die vor der Heim-WM 2006 die ganze Nation beschäftigt hatte. Ballack musste dann im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica passen.

In puncto Rüdiger muss abgewartet werden

In Zwischentönen war gestern im Quartier in Herzogenaurach leichter Optimismus in Sachen Oberschenkel des Antonio Rüdiger zu hören. „Er ist im Aufbautraining, wir müssen abwarten“, verkündete der DFB. Bei Nico Schlotterbeck klang das ein wenig anders: „Wir haben jetzt schon ein paarmal zusammengespielt, wir müssen schauen, wie es läuft und ich hoffe, dass wir es Samstag hinkriegen“, sagte der Dortmunder Verteidiger.

Solle Rüdiger ausfallen, gilt der Noch-Stuttgarter Waldemar Anton als erste Wahl, der künftig mit Schlotterbeck bei der Borussia verteidigen wird. Das ist zwar noch nicht offiziell bestätigt, wurde aber von DFB-Sportdirektor Rudi Völler mit seinem Fauxpas verraten, als er in der PK am Vortag verkündete, dass sich Anton „letztlich für den BVB entschieden habe“.

Zur Pressekonferenz „leicht gezwungen“

Obwohl er nach eigenen Worten zur Teilnahme an der PK „leicht gezwungen“ wurde („Gerne mach ich das nicht, aber das ist ja nun mal Part of the Job“), trat Nico Schlotterbeck dennoch fokussiert und selbstsicher auf. Er wusste auch, dass es zum Respekt eines Gastgebers gehört, den Gegner zu loben. Dänemark habe eine sehr hohe Qualität, insbesondere die dänische Offensive sieht er als extrem flexibel an: „Jonas Wind kennt man aus der Bundesliga, da weiß man, was einen erwartet: einen sehr agilen Stürmer, der viel entgegenkommt. Holjund ist sehr schnell und setzt gut den Körper ein. Zu Eriksen muss man nicht viel sagen. Er schwirrt immer um den Ball herum, mit seinem ersten Kontakt kann er alles machen.“

Schlotterbeck steuert Fußball-Weisheit bei

Der Matchplan gegen die Dänen stehe, es gelte die richtigen Räume und mehr Lösungen als noch gegen die Schweiz zu finden. Wichtig sei, den eigenen Matchplan durchzubringen. „Dann haben wir sehr gute Chancen, sie zu schlagen.“

Wenn das gelingt, steht der weitere Fahrplan fest: Deutschland würde am nächsten Freitag um 18 Uhr in Stuttgart gegen den Gewinner im Spiel des EM-Favoriten Spanien gegen das Überraschungsteam Georgien spielen. Im Halbfinale ginge es dann am 9. Juli in München gegen Frankreich, Belgien, Portugal oder Slowenien. Übrigens: Nico Schlotterbeck reicherte den Matchplan gegen die Dänen um diese Fußball-Weisheit an: „Ein Tor mehr schießen als der Gegner, dann haste gewonnen.“

Wolfgang Stephan

Autor

Wolfgang Stephan war bis Ende 2021 Chefredakteur im Pressehaus Stade. Heute arbeitet er als freier Journalist für unserer Haus vor allem zu Themen aus Politik und Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Luftfahrt. Und: Seit 2006 ist Wolfgang Stephan als Fußballreporter bei allen großen Turnieren für die Redaktionsgemeinschaft Nordsee dabei.

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