Meine kleine sonnengelbe Flucht aus tristem Novemberblues: Arles achtern Diek!

Allerheiligen. Allerseelen. Totensonntag, Volkstrauertag. November-Pogrome 1938... kein anderer Monat ist mit solcher Wucht aufgeladen wie der November. Die aktuellen Katastrophen und bevorstehenden welt-politischen Kalamitäten samt Kälte, Nässe, Nebel: Ein Monat zum Weglaufen. Wär das schön, der Trübnis kurz mal zu entrinnen... Nee, abhauen und Kopp-in‘-Sand-Stecken ist feig und bringt nix. Aber eine kleine Alltagsflucht muss mal sein, um Kraft aufzutanken. Richtig fein funktioniert das mit - Landpartie. Oder Stadt-Partie. Auf Entdeckertour per Bus,per Rad, per Pedes, per Auto einfach mal dahin juckeln, wo man noch nie war, obwohl es vor der Haustür liegt. Fremdes Stadtviertel, fremder Park, fremde Flussufer, fremde Feldwege... ich hab’s gerad gemacht. Und erlebte Wundersames. Durch Weddewarden durch, Imsum, und seitab über Ruckelpisten durch die Dörfer. Tempo 30, zum knisternd-knarzenden ollen Autoradio im Fortissimo: Morricone „Es war einmal in America...“ Ausgerechnet, Tage vor der US-Wahl, denke ich, durch Padingbüttel zuckelnd. Und dann bremse ich abrupt, verdattert: Gelbes Leuchten bis zum Horizont! Sonnenblumen! Zigtausende! Blühend, hoch und sonnensatt. Ich träume. Bin mitten im August in Arles, garantiert taucht gleich Vincent van Gogh mit Staffelei auf... Ich steig aus, knipse und filme mein „Arles achtern Diek.“ Rückfahrt, slowmotion, voller Leichtigkeit des Seins. Schallend schmettert Pavarotti dazu: „Ridi, pagliaccio - lache Bajazzo...!“ Und wie: Ich mal’ mir den November-Blues sonnengelb.