Als gelernter Hamburger glaube ich nicht wirklich an Karneval. So viel verordneter Frohsinn ist mir suspekt. Gruppenkostüme finde ich eher gruselig, wie eine geklonte Clowns-Armee. Karneval und Co. habe ich daher bisher immer lieber den Rheinländern überlassen. Da gehört er schließlich hin. Umso überraschter war ich am Sonnabend in Wehdel, dass auch im Norden richtig guter Karneval gefeiert werden kann, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Typisch für die Region natürlich mit Bollerwagen und Korn. Wie eine Grünkohltour, nur ohne Grünkohl, dafür mit Kostümen. Dazu richtig gut gelaunte und freundliche Leute ohne allzu viel Blödsinn im Kopf. Zwar soll vereinzelnd von Familien angemerkt worden sein, dass es mittlerweile mehr um Korn als um Kamelle zu gehen scheint. Und dass in einigen Wagen mittlerweile mehr gefeiert wird, als den Zuschauern Aufmerksamkeit und Süßigkeiten zu schenken. Wer eine Hand am Becher und die andere am Handy hat, kommt mit dem Werfen eventuell kaum noch hinterher. Auf der anderen Seite gönne ich den jungen Leuten gerade nach der nervigen Lockdown-Zeit auch mal eine ordentliche Party. Sogar zwei ehemalige Kölnerinnen, die mittlerweile in der Region leben und sich auskennen, bescheinigten dem Wehdeler Karneval einen ziemlich hohen Spaßfaktor. Also dann: „Hol fast“ Wehdel!
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