Ich weiß nicht, wie oft ich in der zurückliegenden Woche mit Steinchen gegen meine Schneidezähne geklopft habe. Das ist angeblich eine Methode, um herauszufinden, ob das, wonach man sich gerade gebückt hat, ein Bernstein ist oder doch nur ein schnöder Kiesel.
Der Strand von Blåvand an der dänischen Nordseeküste soll ein Bernstein-Hotspot sein. Und besonders gut soll man Bernstein nach Stürmen finden. Gestürmt hat es reichlich, also machten wir uns auf die Suche.
Um es vorwegzunehmen: Ich habe mich mit fast abgefrorenen Fingern hunderte Male gebückt, um Steinchen aufzuheben und sie im Verdachtsfall mit der Klopf-Methode - das dabei entstehende Geräusch ist entscheidend - zu prüfen. Das ernüchternde Endergebnis sind zwei winzige Steinchen, bei denen es sich mutmaßlich um Bernstein handelt.
Der Wert meines Fundes: gleich null. Das stellte ich bei einem Bummel über die Einkaufsmeile von Blåvand fest. Vor einem Geschäft wurden in einem großen Kasten haufenweise Bernsteine angeboten - 12 Stück für 1 Euro.
Davon abgesehen, dass es auch ohne das Anhäufen von Reichtümern Spaß macht, im Dänemark-Urlaub am Strand nach Bernstein zu suchen, brachte die Aktion immerhin eine interessante Erfahrung mit sich: Ich weiß jetzt, wie sich viele Jugendliche fühlen, die den Großteil ihrer Tage damit verbringen, den Kopf zu senken. Ich hielt nach Bernstein Ausschau, die Jugendlichen starren aufs Smartphone.
In beiden Fällen wacht man irgendwann auf uns stellt fest: Hey, da draußen ist ja noch eine richtige Welt. In meinem Fall kam sie in Gestalt einer großen Welle angerollt, die ich, versunken in meine Rolle als Jäger des verlorenen Schatzes, einfach nicht hatte kommen sehen. Das sollte sich rächen: Das Nordseewasser flutete eiskalt meine Gummistiefel.