Grußbrücke

Gut an der Uni eingelebt

In der Rubrik „Grußbrücke“ berichten uns Menschen aus aller Welt von ihren Erlebnissen des Jahres und senden zu den Feiertagen Grüße an die Heimat. Heute meldet sich Alexandra Ericsson aus Los Angeles, USA.

Die „Graduation“ von Sophia fand in einer Arena statt, denn sie war in einer Ausgangsstufe mit mehr als 700 Schülern.

Die „Graduation“ von Sophia fand in einer Arena statt, denn sie war in einer Ausgangsstufe mit mehr als 700 Schülern. Foto: Privat

Langsam nähert sich das Jahr dem Ende. Als Familie haben wir in diesen 365 Tagen viele neue Erfahrungen gemacht und Erinnerungen gesammelt. Weihnachten 2021 haben wir auf der Insel Grenada vor der Küste von Südamerika verbracht. Eine wunderschöne, windige Insel mit Regenwald, Wasserfällen, Kakaoplantagen, Schwefelquellen und traumhaften einsamen Stränden. Dort haben wir den Weihnachtstrubel nicht vermisst.

Entscheidung für einen Studienort

Das neue Jahr fing dann mit Bangen an. Sophia war ja in der 12. Klasse, und die große Frage war, wo sie studieren sollte. In Deutschland oder Amerika? Nach vielen Gesprächen, Überlegungen und Recherchen hat sie sich dann für Amerika entschieden, aber schon kam die nächste Frage. Wo in Amerika? Sie hat sich dann bei Universitäten in North Carolina, Colorado, Rhode Island und Montana beworben. Im März sind wir dann nach Missoula, Montana, geflogen und sie hat sich dort sofort in die Uni und die Umgebung verliebt. Die University of Montana ist 130 Jahre alt und befindet sich in einer kleinen Stadt mit nur knapp 75.000 Einwohnern an der Grenze zu Idaho im Westen von Amerika. Die Entscheidung war getroffen, und Sophia wird an der 4.000 Kilometer entfernten Uni studieren.

Abschlussball zur Belohnung

Von da an rannte die Zeit. Es gab viel zu planen und vorzubereiten, aber erst einmal musste sie 13 Klausuren schreiben, um ihren Abiturabschluss und International Baccalaureate Diploma zu bekommen. Diese stressige Zeit wurde dann mit dem Abschlussball (Prom) im Mai belohnt und mit einer großen Überraschung im Juni.

Mein Bruder, meine Nichte Stina und mein Neffe Lennart sind aus Hamburg angereist, um bei der Abschlussfeier dabei zu sein. Wir hätten auch meine Schwägerin Anja gerne dabei gehabt, aber leider konnte sie aus beruflichen Gründen nicht mitkommen. Sophia hat sich wahnsinnig gefreut und für die nächsten Wochen stand viel auf dem Programm. In den Bergen wandern, segeln, shoppen und natürlich ein langes Wochenende am Strand von Charleston.

Die „Graduation“ fand in einer Arena statt, denn sie war in einer Ausgangsstufe mit mehr als 700 Schülern. Es war, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Die Schüler haben einen Talar und eine Kappe in der Farbe des Gymnasiums getragen und sind über eine Bühne gelaufen, um ihr Diplom überreicht zu bekommen. Leider war die Zeit mit der Familie viel zu kurz, aber nun ging es daran, zu planen und zu packen, was nach Montana geschickt werden sollte. Wir hatten beschlossen, nicht mit dem Auto zu fahren, denn das dauert rund 35 Stunden.

Der Umzug hat reibungslos geklappt

Ende August war es dann so weit, und es ging ab in das Flugzeug nach Montana. Direktflüge gibt es nicht und daher dauert diese Reise dann auch zwölf Stunden von Tür zu Tür. Der Einzug fand an einem Tag statt, tausende von Studenten zogen zeitgleich in die Wohnheime ein. Sophias Zimmer-Mitbewohnerin kommt aus Connecticut, und die beiden haben sich auf Anhieb gut verstanden. Es hat alles sehr reibungslos geklappt. So hatten wir den Rest der Woche Zeit, die Umgebung zu erkunden. Zwei Stunden entfernt liegen Flathead Lake, ein riesiger See mitten in den Bergen, unzählige Nationalparks, Bäche, wo man Fliegenfischen kann, und ein Bison-Gebiet zur Wiederherstellung der Population.

Idaho ist nur 30 Minuten entfernt, und dort haben wir dann den Pass besucht, über den Entdecker Lewis und Clark 1804 gekommen sind. Die wurden von Präsident Jefferson mit der Erkundung des Westens beauftragt, und diese Reise dauerte zwei Jahre. Es galt als großer Erfolg, denn nach rund 13.000 Kilometern lieferten sie neue geografische, ökologische und kulturelle Informationen über bisher unerforschte Gebiete Nordamerikas.

Das Wetter war ungewöhnlich warm, und die hier üblichen Waldbrände, wenn auch weit entfernt, machten die Luft sehr rauchig und trübe.

Dann war es Zeit zum Abschied, aber nicht für lange, denn Mitte Oktober sind wir wieder zum „Eltern-Wochenende“ nach Missoula geflogen. Amerikanische Unis haben einmal im Jahr so ein Wochenende, an dem die Eltern dann einen Einblick in das Leben der Studenten bekommen, mit vielen Aktivitäten, wie Footballspielen oder Hockey.

Bärenwarnungen gehören zum Alltag

In der Zwischenzeit hat Sophia sich gut eingelebt, einen kleinen Job an der Uni angenommen, Freundschaften geschlossen, und fast jedes Wochenende wurde in den Bergen gewandert. Was auch zu ihrem neuen Alltag gehört, sind „Bärenwarnungen“. Sie bekommt regelmäßig eine SMS, dass sich abends Bären auf dem Campus befinden. Tagsüber laufen Dutzende Rehe herum, die alles andere als scheu sind.

Der Winter in Missoula ist nun voll und ganz eingetroffen. Schnee liegt seit Anfang November bei Tagestemperaturen von -1C bis -6C, und die Tiefsttemperaturen pendeln zwischen -7C bis -18C. Da schätze ich den Süden doch sehr. Bis Anfang November hatten wir noch 20 Grad am Tag.

Jetzt, beim Verfassen dieser Zeilen, liegt das Erntedankfest vor der Tür und Sophia kommt für eine Woche nach Hause. Wir werden nicht wie üblich zur Familie meines Mannes reisen, sondern im Kreise von Freunden und Nachbarn feiern. Mitte Dezember wird sie dann für einen Monat zu Hause sein und die Weihnachtstage mit uns verbringen.

Eine wunderschöne Weihnachtszeit

In diesem Sinne wünschen wir meinem Vater Uwe Reh und seiner Frau Renate und ihrer Familie, meinem Bruder Torsten, seiner Frau Anja, meinem Neffen Lennart, meiner Nichte Stina, meiner Tante Ellen und Familie, meinem Cousin Jens Reh und Familie, Familie Drathjer, Familie Hoogestraat, Angelika und Franz Wetzel, meiner Lehrerin Marianne Cordes und Mann Helmut sowie allen Bekannten, Freunden und Mitarbeitern der NZ eine wunderschöne Weihnachtszeit und einen guten und gesunden Rutsch in das neue Jahr.

Alexandra Ericsson, geb. Reh
Charlotte, NC

Impressionen.

Impressionen. Foto: Privat

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