Der 22-Jährige, der im Sommer aus der Bremen-Liga vom OSC Bremerhaven zum Regionalliga-Aufsteiger nach Bremen-Walle gewechselt ist, kennt den LTS-Platz im Speckenbütteler Park nicht nur von vielen Seestadt-Derbys. Als Nachwuchskicker hat Sauermilch selbst das Trikot der „Blauen“ getragen - und wurde dabei von einem Spieler unter seine Fittiche genommen, mit dem er es am Dienstagabend ab 19 Uhr wahrscheinlich auf dem Platz zu tun bekommen wird. „Das ist eine witzige Geschichte. Jan Niklas Kersten war Co-Trainer meiner D-Jugendmannschaft. Auch später in den Derbys haben wir oft die Eins-gegen-eins-Situationen gesucht. Ich habe immer gerne gegen ihn gespielt“, sagt Sauermilch über den LTS-Torjäger.
Auch wenn Sauermilch erst seit Sommer für den BSV kickt, ist ihm bewusst, dass den Traditionsverein vom Panzenberg eine Pokal-Rivalität mit dem Club aus dem Speckenbütteler Park verbindet. 2017 verpassten die Bremer den Einzug in den DFB-Pokal, weil die Bremerhavener das Finale um den Lotto-Pokal sensationell im Elfmeterschießen gewannen. Im Mai dieses Jahres kam es zur Neuauflage, dieses Mal setzte sich der BSV mit 1:0 durch, musste dabei aber gegen LTS viele bange Momente überstehen.
„Kersten und Yücel sind Unterschiedsspieler“
Sauermilch geht daher davon aus, dass kein BSV-Spieler den klassentieferen Gegner auf die leichte Schulter nehmen werde. „LTS kann sehr unangenehm sein. Sie haben in der Bremen-Liga jetzt nicht den besten Start gehabt. Aber man darf sie nicht unterschätzen. Gerade die Unterschiedsspieler wie Kersten und Gökhan Yücel können uns wehtun“, erklärt der Defensivspezialist.
Für Sauermilch, der auch schon für den TSV Debstedt, Eintracht Cuxhaven und den FC Hagen/Uthlede die Schuhe geschnürt hat, ist die erneute Titelverteidigung im Lotto-Pokal auch deshalb ein lohnendes Ziel, weil dann wieder die große Bühne, der DFB-Pokal, winkt. Dort gab es für den Regionalliga-Aufsteiger im ausverkauften Oldenburger Marschwegstadion eine 0:5-Niederlage in der ersten Hauptrunde gegen den FC Schalke 04. „Das war das größte Spiel, das ich bisher machen durfte. Echt eine coole Erfahrung. Nach dem Spiel habe ich das Trikot von Schalkes Dominick Drexler abgestaubt. Das hängt jetzt als Erinnerung in meinem Zimmer“, erzählt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann, der in der Containerabfertigung im Hafen tätig ist.
Trotz seines Vollzeitjobs nimmt der Innenverteidiger, der aber auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann, viermal in der Woche die Fahrt nach Bremen auf sich, um sich im Training für einen Stammplatz zu empfehlen. Das hat bislang auch ganz gut geklappt, der 22-Jährige kam elfmal in der Regionalliga zum Einsatz - siebenmal davon in der Startelf. Eine Corona-Infektion sorgte dafür, dass Sauermilch zuletzt etwas den Anschluss verlor und von BSV-Trainer Torsten Gütschow von der Ersatzbank ins Spiel geworfen wurde. „Mir geht es jetzt aber wieder wie vor Corona“, will Sauermilch seine Position in der Panzenberg-Elf zurückerobern.
Trainingsintensität beim Bremer SV ist hoch
Wobei der Konkurrenzkampf eine andere Hausnummer sei als bei den meisten Bremen-Ligisten, betont Sauermilch: „Wir haben eine gute Qualität im Kader, auch in der Tiefe. Das kenne ich so aus der Bremen-Liga und auch aus der Oberliga Niedersachsen nicht.“ Die hohe Trainingsintensität sei auch ein Grund, warum der BSV als Tabellenelfter bislang sehr gut in der vierthöchsten Liga mithalte: „Es ist krass, wie viele Leute immer beim Training sind. Man muss ja bedenken, dass wir keine Vollprofis sind. Trotzdem sind fast immer alle da.“ Das sei auch ein Verdienst des Ex-Profis Gütschow (Dynamo Dresden, Galatasaray Istanbul, Hannover 96), der viel Wert auf Disziplin lege.
Vor dem Pokalhit am Dienstagabend in Bremerhaven steht für den BSV in der Regionalliga noch das wichtige Derby bei Werder Bremens U23 an. Sauermilch geht das Duell mit den Grün-Weißen am Sonnabend (14 Uhr, Platz 11 am Weserstadion) zuversichtlich an: „Zweitvertretungen suchen oft nach spielerischen Lösungen, das haben wir bei unserem Heimsieg gegen Holstein Kiel gesehen. Aber in der Regionalliga geht es nicht nur mit spielerischen Mitteln. Wir kommen über Härte, Zweikämpfe und zweite Bälle.“ Damit hat der Aufsteiger schon fünf Saisonsiege geholt.