Der gebürtige Bremervörder hatte die Hagener im Januar 2022 frühzeitig darüber informiert, dass er seinen auslaufenden Vertrag beim damaligen Oberligisten nicht über den Sommer hinaus verlängern würde. Die Fahrerei zwischen seinem Wohnort Stade und Hagen sei „einfach brutal“, machte Duray private Gründe für seinen Ausstieg bei den Grün-Schwarzen geltend. Zudem winkte dem Lehrer, der an der Schule am Leher Markt (Salm) in Bremerhaven unterrichtet hatte, ein Job beim Landkreis Stade.
Lehrbuch „Das Rondo im Fußballtraining“ geschrieben
Etwas überraschend heuerte Duray dann im Sommer 2022 als Co-Trainer beim Drittligisten SV Meppen an. Dort sprang der A-Lizenzinhaber, der ein Lehrbuch unter dem Titel „Das Rondo im Fußballtraining“ veröffentlicht hat, nach der Entlassung von Headcoach Stefan Krämer interimsweise als Cheftrainer ein, musste dann aber dem Routinier Ernst Middendorp Platz machen. Nach dem Abstieg der Emsländer in die Regionalliga Nord ging es für Duray in Meppen nicht weiter. „Es war klar für mich, dass das ganze Paket nicht interessant und für beide Seiten nicht darstellbar ist, wenn wir runtergehen“, sagte Duray der „Kreiszeitung Rotenburg“.
Nun also Russland, das nach dem im Februar 2022 begonnenen Angriffskrieg auf die Ukraine einen Exodus ausländischer Profis und Trainer erlebte - nicht nur im Fußball, sondern auch im Eishockey und Basketball. Trainer-Kollegen wie Daniel Farke (FK Krasnodar), Markus Gisdol (Lok Moskau) und Sandro Schwarz (Dynamo Moskau) haben Putins Reich den Rücken gekehrt - Duray ging den umgekehrten Weg und ist nun der einzige deutsche Übungsleiter in der „Premier Liga“.
Für Duray geht es in Kasan nur um Fußball
Dass sein Engagement in Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan, Fragen aufwirft, ist dem ehemaligen Trainer des Rotenburger SV und des VfL Stade bewusst. „Es ist mein Job. Für mich geht’s hier nur um Fußball“, erklärte der 44-Jährige der „Kreiszeitung Rotenburg“. Aus seiner Zeit beim russischen Erstligisten Akhmat Grozny, für den er 2019 vor seinem Wechsel nach Hagen gearbeitet hat, kenne er sich mit Land und Leuten ganz gut aus. Zudem verstehe er die Sprache ein wenig - für den spanischen Athletiktrainer Javier Noya und ihn gebe es aber auch einen Dolmetscher. „Klar ist immer ein komisches Gefühl dabei, aber dadurch, dass ich schon in Russland gearbeitet habe, die Leute und die vielen Perspektiven kenne, gehe ich vielleicht auch anders damit um“, sagt Duray.
Duray hat schon einmal in Russland gearbeitet
Duray sagt auch, dass das Angebot aus der 1,4 Millionen Einwohner zählenden Metropole an der Wolga das beste gewesen sei: „Es ist Profifußball in der ersten Liga, allerhöchste Kategorie und für meine Entwicklung als Trainer noch mal ein Schritt.“ Den Kontakt zum ehemaligen Champions-League-Teilnehmer stellte Rubin-Trainer Rashid Rakhimov her, mit dem Duray bereits im tschetschenischen Grozny zusammengearbeitet hat. Rakhimov hat als Profi mehrere Jahre in Österreich gekickt und ist daher des Deutschen mächtig. Unter seiner Regie stieg Kasan wieder in die „Premier Liga“ auf.
Von den Bedingungen ist Duray begeistert, es gebe „unglaubliche Möglichkeiten“. Den umstrittenen Schritt nach Russland habe er bislang nicht bereut. Nur die Trennung von seiner Lebensgefährtin und den beiden Kindern, die in Stade leben, habe die Entscheidung für ihn zur „innerlichen Zerreißprobe“ gemacht.
