„Wir brauchen Kürbismehl“, sagt meine Frau. Ich sage: „Aha.“ Weil keine Erklärung folgt, frage ich nach: „Wofür denn?“ Meine Frau antwortet: „Für den Hund.“ Ich sage wieder „Aha.“ Sie fragt: „Hast du eine Idee, wo man in Nordenham Kürbismehl bekommt?“ Ich habe keine Idee und wusste bis eben nicht mal, dass es Kürbismehl überhaupt gibt. Deshalb zücke ich meine Standardantwort für solche Fragen: „Gibt‘s bestimmt beim Reformhaus.“ Sie sagt: „Gute Idee.“ Wir sind ein Stück weiter.
Die Kreiszeitung ist nicht weit vom Reformhaus entfernt. Also biete ich an: „Ich gehe gleich mal hin und frage.“ Diesen Plan verfolgend, stapfe ich wenig später ins Reformhaus und wende mich an die freundliche Verkäuferin: „Haben Sie Kübismehl?“ Sie guckt mich an. „Kürbismehl...“ Denkpause. „Nein, ich glaube, das haben wir nicht“, sagt die Verkäuferin. Wir gehen die Mehle im Regal hinten rechts durch. Kein Kürbismehl.
Weil man auch mal Glück haben muss im Leben, freue ich mich, dass sich eine freundliche Kundin einklinkt. „Das kann man doch selbst machen“, sagt sie. Ich antworte: „Aha.“ Sie sieht die Fragezeichen auf meiner Stirn und präzisiert: „Aus Kürbiskernen.“ Wunderbar, denke ich. Denn Kürbiskerne hat das Reformhaus vorrätig.
Nun diskutieren die beiden Frauen die infrage oder auch nicht infrage kommenden Gerätschaften fürs Mahlen von Kürbiskernen. Begriffe fallen, die ich noch nie gehört habe. „Wir haben eine Kaffeemühle“, werfe ich schüchtern ein. „Dafür könnten die Kerne zu ölig sein“, warnt die Kundin. „Man wird sie hinterher sehr gründlich reinigen müssen“, prophezeit die Verkäuferin.
Egal, denke ich, schnappe mir eine Tüte mit Kürbiskernen, bezahle sie, verabschiede mich und liefere die Kürbiskerne zu Hause ab. Es ist niemand da. Also schicke ich meiner Frau eine Sprachnachricht per WhatsApp: „Kürbismehl habe ich nicht bekommen. Dafür aber Kürbiskerne. Die soll man mahlen können.“ Ich finde, dass ich meiner Pflicht und Schuldigkeit nun wirklich getan habe, und fahre wieder zur Arbeit.
Abends komme ich nach Hause, und was steht auf der Anrichte in unserer Küche? Ein Glas mit ganz wunderbarem, fein gemahlenem Kürbismehl. Das Mahlwerkzeug sieht nicht komplett versaut aus. Die Zutaten, die neben dem Mehl gebraucht werden, um kleine Leckerli-Kekse für unseren Hund zu backen, stehen bereit. Alle sind glücklich, die Mission ist erfüllt. Ich denke an die beiden hilfreichen Frauen im Reformhaus und stoße einen zufriedenen Seufzer aus: Danke!