Seit ich in Bremerhaven lebe, wird mir oft eine seltsame Frage gestellt: Warum leiden Ukrainer eigentlich nicht genug und sehen nicht schlecht genug aus, um Flüchtlinge zu sein? Sie lachen, gehen ins Kino, in Cafés, auf Festivals, heißt es aus so manchem Mund. Als Ukrainerin weiß ich, was in den Herzen meiner Landsleute wirklich vor sich geht: Während des Krieges haben diese Menschen bittere Verluste und schreckliches Leid erfahren. Krieg bringt Zerstörung, Angst und Verzweiflung mit sich. In diesen düsteren Zeiten haben viele Ukrainer deshalb beschlossen, ihre Heimat auf der Suche nach mehr Sicherheit zu verlassen. Sie haben alles hinter sich gelassen, was ihnen lieb und teuer ist, und haben ihren Weg in ein fremdes Land in Kauf genommen. Etliche von ihnen sind in Bremerhaven gelandet. Und fühlen sich sicher hier. Trotz der Angst um die Zurückgelassenen, die in der Heimat im Krieg leben, finden sie die Zeit, hin und wieder zu lächeln. Dieses Lächeln ist kein Zeichen von Fröhlichkeit. Es ist ihre Art, mit Schwierigkeiten umzugehen und die Hoffnung zu bewahren. Denn die stirbt bekanntlich zuletzt.
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