Die Zuschauer applaudieren, die Cheerleader schwenken ihre Pompons, die Moderatoren wollen den Sieger hochleben lassen. Doch, wo ist er geblieben? Denn Georg Dettweiler hat die Ziellinie überquert, rauscht aber einfach weiter und wieder aus der Stadthalle hinaus.
Auslaufen? Nein, nur die 42,195 Kilometer für seine Laufuhr vollmachen, die er zu spät gestartet hatte. Wenige Augenblicke später kehrt er strahlend in die Stadthalle zurück und lässt sich feiern: Der 45-Jährige vom TV Grenzach hat sich am Sonntag in 2:36,59 Stunden den Sieg beim 20. Bremerhavener City-Marathon geholt. Vorjahressieger Mark Schäfer landet auf Rang drei. Bei den Frauen kann Rabea Reinhold vom Husumer Sportverein ihren Titel (3:29,04 Stunden) verteidigen.
Fünfjähriger Marian strahlt bis über beide Ohren
Rund 1.300 Läufer sind beim Startschuss des Jubiläumslaufs dabei, dazu informieren sich etliche Besucher auf der Sport- und Gesundheitsmesse im Foyer der Stadthalle. Und zum Glück bleibt ein ungebetener Gast fern: der Regen. Darüber freuen sich nicht nur die kleinen und großen Teilnehmer, sondern auch das Orga-Team um Carsten Decker. „Die Kurve geht wieder nach oben und auch die Wetterbedingungen sind gut“, erzählt er.

Mit dem Kinderlauf wird die Veranstaltung traditionell eröffnet. Foto: Scheschonka
Die gut 150 Kinder legen zuerst los, bevor die 22 Staffeln und Einzelläufer wie Walker antreten. Der fünfjährige Marian wippt vor dem Start zum 400-Meter-Lauf aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Welche Zeit er laufen würde, ist ihm vollkommen egal. Dafür verrät er dem Moderatoren-Duo Kristian Klement und Jannik Heinsohn aber ein anderes wichtiges Detail. „Ich will schneller sein als Jannik“, sagt er. Gesagt, getan: Unter den Anfeuerungsrufen zahlreicher Eltern und Großeltern kommt er mit einer Zeit von 3:05 Minuten als allererster ins Ziel und strahlt bis über beide Ohren.
Stiller Sieg für Ian Kohls vom TSV Neuenwalde
Einen eher stillen Sieg dagegen fährt Ian Kohls über die 6,5 Kilometer ein. „Er war einfach zu schnell“, kommentiert Moderator Kristian Klement schmunzelnd. Der Athlet vom TSV Neuenwalde kommt nach 20:56 Minuten ins Ziel - just als die Jüngsten auf den Podestplätzen abseits der Bahn gefeiert werden. „Es ist trotzdem eine schöne Premiere hier für mich“, sagt Ian Kohls lachend.

„Es ging doch etwas mehr rauf und runter, als ich dachte.“
Auch Britta Dannenberg wird ihr Debüt beim City-Lauf in guter Erinnerung behalten, gelingt ihr doch eine neue persönliche Bestleistung: In 1:21,13 Stunden gewinnt sie den Halb-Marathon. „Ich bin erst zum dritten Mal über diese Distanz gestartet“, berichtet die 35-Jährige aus Nienburg. Nachdem der Start für sie etwas wuselig gewesen sei, habe sie die Strecke genossen und sei froh gewesen, dass kaum Wind um ihre Nase geweht hätte.
Süddeutscher wundert sich über das Auf und Ab
Marathon-Sieger Georg Dettweiler ist extra aus dem fernen Basel nach Bremerhaven gereist, um erstmalig am Seestadt-Lauf teilzunehmen. Und die lange Anreise hat sich mit dem Titelgewinn gleich gelohnt. Etwas überrascht sei er jedoch über die Strecke gewesen: „Es ging doch etwas mehr rauf und runter, als ich dachte“, gestand er schmunzelnd und spielt vor allem auf die Kennedy-Brücke an, die auf der Strecke gleich mehrmals „bestiegen“ werden musste.

So sieht der Bremerhavener Marathon-Sieger 2024 aus: Cellist Georg Dettweiler. Foto: Scheschonka
Über Musik sei er überhaupt erst auf Bremerhaven aufmerksam geworden - und zwar durch zwei Gastauftritte, die er mit dem Kammerorchester Basel, in dem er Cello spielt, hier hatte. Bald jedoch schon wieder zieht es den 45-Jährigen läuferisch in den Süden. „Ich werde das Jahr im Dezember mit dem Marathon in Valencia beenden“, sagt er.
Uwe Fiebig ist mit dem Tretroller unterwegs
Einer der „Wiederholungstäter“ beim City-Marathon ist Uwe Fiebig. Der Debstedter war bereits 2005 bei der Veranstaltungspremiere dabei und dreht auch an diesem Sonntag wieder seine Runden durch Bremerhaven: allerdings auf dem Tretroller. „Die Knie machen wegen meiner Arthrose nicht mehr so mit“, sagt der 75-Jährige, der in seiner Sportlerlaufbahn exakt 151 Marathonwettkämpfe absolviert hat.

Läufer unter sich auf der Geestebrücke. Foto: Scheschonka
Den Rentner freut es sehr, dass der Lauf nun seit 20 Jahren fester Bestandteil Bremerhavens ist. „Das ist schon eine tolle Leistung“, sagt er. Apropos Leistung: Trotz seines Alters hat auch Uwe Fiebig vor jedem Rennen einen hohen Anspruch an sich selbst, strebt immer eine Zeit unter drei Stunden an. Es sieht auch alles danach aus, dass er es schaffen wird, doch dieses Rennen musste er nach der dritten Runde nach einem Sturz abbrechen. „Für solche Fälle trage ich immer einen Helm“, erklärt er.

Die Hände in die Höhe: Das große Starterfeld wärmt sich auf. Foto: Scheschonka

Ab jetzt zählt jede Sekunde: In der Halle gibt es schon fast einen Massenstart. Foto: Scheschonka

Kind dabei? Beim City-Marathon kein Problem! Foto: Scheschonka

Mann der ersten Stunde: Uwe Fiebig war bereits 2005 beim Bremerhaven-Marathon dabei. Am Sonntag startete der 75-Jährige mit seinem Tretroller. Foto: Scheschonka

Bremerhaven erkunden beim City-Marathon von und zur Stadthalle. Foto: Scheschonka