Wirtschaft

Autark leben auf kleinem Raum: So gelingt (Teil-)Selbstversorgung trotz begrenzter Quadratmeter

Autarkes Leben, weitgehend unabhängig von externen Ressourcen, ist untrennbar mit Grundstücksfläche verknüpft. Allerdings können selbst Menschen mit sehr kleinen Grundstücken oder bloß Mietwohnungen einen gewissen Autarkie-Grad erzielen. Es ist bloß nötig, alles kreativer anzugehen.

Grüner Balkon

Selbstversorgung auf kleiner Fläche ist definitiv möglich. Man muss nur noch kreativer sein und insbesondere Schwerpunkte setzen können Foto: Vidu Gunaratna

Selbstversorgung auf kleinem Raum: Herausforderungen und Limitierungen

Autarkes Leben. Was hierzulande streckenweise noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Form der Subsistenzlandwirtschaft praktiziert wurde, erlebt seit einiger Zeit ein globales Revival – vor allem bei denen, die im wirtschaftlichen Überfluss leben.

Doch was ist es, das Menschen dazu bringt, sich den Verlockungen in Supermärkten und anderen Geschäften zu widersetzen? Was veranlasst die Bewohner einer Überflussgesellschaft dazu, sich auf ein Steckenpferd zu setzen, das in der Praxis problemlos ein Fulltime-Job ist, der ganze Familien tagtäglich in Beschlag nimmt? Die Gründe mögen vielfältig sein, der zentrale Tenor ist jedoch Kontrollzurückgewinnung.

In unseren heutigen Überflussnationen gibt es zwar alles in großer Vielfalt und Masse. Als Konsument hat man jedoch kaum Einfluss auf Faktoren wie Preisgestaltung, Art und Zusammensetzung der Ware. Das gilt für die Stromversorgung ebenso wie für Kleider, Nahrung, Hygieneartikel und viele andere Dinge des täglichen Bedarfs.

Selbstversorgung ist der gelebte Wunsch, wieder mehr Kontrolle über das zu erhalten, was man benutzt, isst und trinkt. Bei manchen kommt noch ein Bedürfnis hinzu, unabhängiger zu werden. Damit wären wir jedoch bereits bei den Herausforderungen und Limitierungen dieses Lifestyles angelangt.

Autarkie = Arbeit + Fläche - Wahlfreiheit

Zahlreiche Selbstversorger haben sich auf den Videoplattformen und sozialen Netzwerken etabliert; meist liegt der Fokus auf Ernährung, teilweise geht man jedoch deutlich darüber hinaus. Bei einigen sieht das autarke Leben wie ein Kinderspiel aus. Andere hingegen zeigen ungeschönt, was ein solcher Lebenswandel tatsächlich bedingt und mit sich bringt:

  • Je größer der Selbstversorgungsgrad sein soll, desto mehr landwirtschaftliche Fläche ist nötig. Geht man von einer tierisch-pflanzlichen Ernährung aus,dann sind es gut 2.500 Quadratmeter – pro Kopf. Selbst, bei einer rein vegetarischen Selbstversorgung sind pro Person immer noch etwa 200 Quadratmeter nötig. Zudem gelten diese Zahlen nur für gute, hinreichend sonnenbeschienene Böden.
  • Selbstversorgung ist ein oft langwieriger, manchmal schmerzhafter Prozess von Lernen und Verzichten. Die wenigsten Menschen in westlichen Nationen haben Berührungspunkte mit Landwirtschaft, müssen viel Wissen in kurzer Zeit nachholen. Außerdem kann es sehr teuer werden, alles Nötige anzuschaffen. Selbst dann hängt, wie ehedem beim Subsistenzbauern, der Erfolg gleichermaßen vom eigenen Fleiß und den Unwägbarkeiten der Natur ab. Wenn etwa die Kraut- und Braunfäule die Kartoffelernte eines ganzen Jahres zunichtemacht, muss das Sicherheitsnetz der zivilisatorischen Errungenschaften greifen.
  • Manches, was zu einer wirklich vollständigen Autarkie nötig ist, ist im dichtbesiedelten Europa schlichtweg kaum machbar oder sogar durch Gesetze verboten. Wer etwa seinen Koch- und Heizenergiebedarf durch Brennholz stillen möchte, benötigt dafür rechnerisch gut und gerne 30.000 Quadratmeter ständig mit schnellwachsenden Bäumen wiederaufgeforstete Waldfläche. Nur so lässt sich ein Kreislauf aufrechterhalten.
  • Selbstversorgung ist bei den meisten Aspekten kein Hobby, dem man sich nur stundenweise widmen kann. Selbst, wer nur beim Gemüse völlig autark sein möchte, muss täglich Arbeit zu investieren – beim Freilandgärtnern sogar ganzjährig.

Damit sei eines ganz klar gesagt: Wer sich zu einem solchen Lebensstil entschließt, sollte sich keinen zu romantischen Vorstellungen hingeben. Gerade wenn nebenbei noch ein herkömmlicher Vollzeitjob wartet, kann es sehr anstrengend sein. Wem das allerdings nichts ausmacht, der kann darin eine ganz besondere Form der Erfüllung finden.

Denn gerade heute, wo selbst das Brot längst eine durchindustrialisierte „Backware“ ist, wo sämtliche Kartoffeln im Supermarkt mit Anti-Keimungs-Mitteln behandelt wurden, stehen die Erzeugnisse des Selbstversorger-Daseins für einen viel bewussteren Konsum. Man weiß, woher es kommt, was darin steckt – inklusive vieler Schweißtropfen. Kontrollierter geht es einfach nicht.

Kleingarten

Selbst eine vollständige Selbstversorgung nur mit Gemüse, ohne beispielsweise Kartoffeln, erfordert viel Fläche – und macht viel Arbeit. Der kleine Maßstab ist definitiv überschaubarer Foto: stock.adobe.com © Alois

Kleinraum-Selbstversorgung: Autarkie auf Umwegen

Einer der immensen Vorteile des Selbstversorger-Daseins ist es, sich frei entscheiden zu können, bei welchen Produkten und zu welchem Grad man ansetzen möchte. Denn damit wird es selbst für Menschen, die vielleicht nicht mehr als einen kleinen Balkon und einige sonnengünstig gelegene Fensterbänke zur Verfügung haben möglich, Selbstversorger zu sein.

Natürlich muss man hier eines anmerken: Wer so lebt, der kann naturgemäß keine vollständige Selbstversorgung betreiben. Selbst, wenn er sich beispielsweise nur auf pflanzliche Ernährung fokussieren würde. Aufgrund des Baukastenprinzips der Selbstversorgung ist es aber trotzdem möglich, vieles zu machen – für manchen vielleicht sogar überraschend viel.

Nebenbei hat die Kleinraum-Selbstversorgung einige Stärken.

  • Sie ist bei der Ernährung etwas weniger umweltabhängig,
  • macht messbar weniger Arbeit und
  • ein kleinerer Lebensraum hat obendrein einen geringeren Verbrauch als ein großer.

Kein typischer urbaner Wohnungsmieter wird auf seiner kleinen Fläche zum Subsistenzbauern, der höchstens noch Stoffe für Kleidung zukaufen (oder eintauschen) muss. Er wird wahrscheinlich nicht einmal nur bei Gemüse und Früchten vollständig autark sein. Wohl aber kann dieser Wohnungsmieter zumindest einige „Nabelschnüre“ zur industrialisierten Massenversorgung kappen – selbst, wenn er noch auf einige Vorprodukte zurückgreift.

Erneuerbare Energien und Speicherlösungen auf kleinem Raum: Kleinvieh macht auch Mist

In Zeiten, in denen die Kilowattstunde Strom deutlich jenseits von 30 Cent kostet, aber selbst ein durchschnittlicher Single-Haushalt gut und gerne 1.400 Kilowattstunden jährlich verbraucht, ist Strom-Selbstversorgung ein Akt der Vernunft – und ermöglicht wie kaum eine andere Maßnahme spürbare Einsparungen vom ersten Tag. Doch was tun als Wohnungsmieter ohne eigene Dachfläche?

Solaranlagen im Kleinformat

Die für die meisten Menschen praktikabelste Möglichkeit zur Eigenstromerzeugung sind Solarmodule. Ganz grob liefert ein Quadratmeter davon heutzutage rechnerisch 150 bis 250 Kilowattstunden jährlich. Zur Wahl stehen hier zwei Herangehensweisen:

  • Balkonkraftwerke: Sie sind vollwertige, flexibel anwendbare Lösungen, wenn es um eine direkte Netzstromversorgung mit 230-Volt-Wechselstrom geht. Der Strom wird einfach via Steckdose ins Haushaltsnetz eingespeist. Aufgrund jüngst erfolgter Gesetzesänderungen darf deshalb u.a. sogar der Stromzähler rückwärts drehen.
  • Mini-Module: Sie sind vielfach tragbar gestaltet und liefern geringere Spannungen. Beispielsweise die im Camping/Fahrzeugbereich üblichen 12 Volt sowie 5 Volt für USB-Anschlüsse. Da viele Haushaltsgeräte den Netzstrom über (verlustbehaftete) Spannungswandler auf solche Werte herunterregeln, sind Mini-Module eine gute Option, um Powerbanks, diverse Digitalgeräte, Leuchten und Ähnliches zu versorgen.
    Solarstrom für Unterwegs

    Unter anderem der Outdoor-Bereich hält einige interessante Solarstromlösungen für typische Kleinstromverbraucher mit USB-Anschluss bereit. Foto: stock.adobe.com © pentium5

Kleinwindkraftanlagen

Was unter anderem im Großformat vor der Küste funktioniert, kann es ebenfalls in deutlich kleineren Abmessungen im privaten Bereich tun. Tatsächlich ist der Markt längst gut gefüllt mit Kleinwindkraftanlagen verschiedenster Bauweisen. Darunter Systeme, die sich am Balkon anbringen lassen.

Allerdings: Wo für Solarstrom alles geeignet ist, was genügend Sonne abbekommt, ist es bei Windanlagen deutlich schwieriger. Typisch urbane Mehrfamiliengebäude in einer entsprechend dichtbebauten Umgebung sind dafür tendenziell eher schlecht geeignet. Wenn solche Anlagen allerdings entlang windhöffiger Verkehrsachsen stehen, können sie durchaus sinnvolle Strommengen liefern.

Stromspeichersysteme

Je weniger Strom man selbst erzeugen kann, desto wichtiger wird es, möglichst viel davon selbst zu verbrauchen. Kleinraum-Selbstversorger kommen deshalb nicht umhin, ihre Erzeugung mit Speicherlösungen zu kombinieren. Dafür existieren drei Möglichkeiten:

  • 12-Volt-Batterien: Hier ist alles zwischen Camper- und Fahrzeugbatterie geeignet, wenngleich Lithium-Eisenphosphat-Akkus („LiFePo“) für diese Art von Aufladung und Verbrauch am besten geeignet sind. 12-Volt-Verbraucher lassen sich damit direkt verbinden. Ebenso existieren verschiedene Spannungswandler, um beispielsweise USB- oder sogar 230-Volt-Anschlüsse zu generieren. Allerdings sind das häufig „Bastellösungen“, die definitiv elektrotechnisches Vorwissen bedingen.
  • Powerbanks und -stations: Geschlossene Akkusysteme, dank integrierter Anschlüsse sofort einsatzbereit. Während Powerbanks bei einigen wenigen Amperestunden enden und fast ausschließlich USB-Anschlüsse aufweisen, sind Powerstations die deutlich leistungsfähigere (allerdings auch teurere) Variante, die jedoch sogar 230-Volt-Versorgung beherrscht.
  • Stromspeicher: Die fest mit dem Hausnetz verbundene (was nur der Elektriker darf) höchste Evolutionsstufe. Sie kann große Strommengen speichern und wieder ins Netz abgeben – kostet aktuell allerdings etwa 1.200 Euro pro Kilowattstunde.

Traditionelle Anbaumethoden auf kleinem Raum

Wenn wir hier von traditionellen Anbaumethoden sprechen, dann sind damit solche gemeint, bei denen die Pflanzen ihren Wasser- und Nährstoffbedarf klassisch aus Erde beziehen. Hierfür ist es als Kleinraum-Selbstversorger vor allem wichtig, nicht nur die Fläche, sondern ebenso die Höhe einzubeziehen. Das geht mit folgenden Lösungen:

  • Balkongärten: Selbst auf kleinen (sonnenverwöhnten) Balkonen kann viel wachsen, wenn man genügend Pflanzkästen, Blumentöpfe, Hochbeete oder umfunktionierte Mörtelwannen nutzt. Bitte jedoch unbedingt auf die Tragkraft von Balkon und Geländer sowie eine stabile Befestigung achten.
  • Fenstersysteme: Sie nutzen übereinander hängende Pflanzkästen, um trotz geringer Fläche viel Biomasse zu erzeugen. Interessant vor allem für niedrig Wachsendes – reduziert allerdings den Lichteinfall in die Räume mitunter beträchtlich.
  • Mini-Gewächshäuser: Hierbei handelt es sich um bestenfalls Kleiderschrank-große Elemente, die vorzugsweise auf dem Balkon stehen. Durch den entstehenden Treibhauseffekt können darin Pflanzen gedeihen, die es besonders warm brauchen. Zudem lassen sich außerhalb der Sommersaison darin Lebensmittel züchten, für die es im Freiland zu kühl wäre. Insbesondere beheizte Gewächshäuser können so das ganze Jahr Gemüse liefern.
  • Vertikalgärten: Sie nutzen Pflanzsäcke, umfunktionierte Wasserrohre und Ähnliches, um Gemüse übereinander zu züchten. Damit lässt sich bereits auf einer sehr geringen Grundfläche überraschend viel machen.

Daneben sollten Kleinraum-Selbstversorger eines bedenken: Wirklich jedes noch so kleine Kräutertöpfchen auf Fensterbank und Co. zählt.

Wichtig: Für eine funktionierende Autarkie ist es selbst im Kleinformat nötig, sich umfassend mit dem Nährstoffbedarf unterschiedlicher Pflanzen auseinanderzusetzen und eine entsprechende Fruchtfolge samt Düngung zu applizieren.

Pflanzentöpfe

In der Vertikalen lässt sich überraschend vieles durchführen, wofür beim typischen Kleinraum-Selbstversorger in der Horizontalen nicht genügend Fläche vorhanden ist. Foto: stock.adobe.com © John

Innovative Anbaumethoden auf kleinem Raum

Die meisten Pflanzen beziehen ihre Nährstoffe sowieso aus Wasser oder Luft. Indem beides konzentriert angereichert wird, lässt sich das Trägermedium Erde eliminieren – und somit ein großer Platzfresser. Doch selbst das ist nicht die einzige Möglichkeit, um auf innovativ-alternative Weise mehr Selbsterzeugtes auf den Speiseplan zu bringen:

  • Microgreens: Das sind die nur mit wenigen Blättchen versehenen Keimlinge von unterschiedlichsten Gemüsepflanzen. Sie wachsen höchstens zwei, drei Wochen und werden dann abgeschnitten oder, im Fall von Sprossen, komplett geerntet. Microgreens sind vor allem geeignet, um andere Speisen anzureichern bzw. zu verfeinern, mangels Masse weniger als eigenständige Mahlzeiten. Da sie jedoch nur so wenig Platz ihn kleinen Pflanztöpfchen benötigen, lässt sich erstaunlich viel auf kleiner Fläche züchten.
  • Hydroponik: Statt in Erde/Substrat wachsen hier die Pflanzenwurzeln in einer angereicherten Nährstofflösung oder werden damit dauerbewässert. Da dies mit einem Wasserkreislauf funktioniert, ist es sehr sparsam. Durch die intensivierte Nährstoffversorgung lassen sich auf gleicher Fläche größere Erträge erzielen. Mit Wachstumslampen kombiniert, funktioniert es sogar abseits von Fenster und Balkon.
  • Aeroponik: Die definitiv technischste Variante der Pflanzenzucht stammt aus den Laboren der NASA. Sie nutzt geschlossene Behälter, in denen ein fein zerstäubtes Nährstoff-Aerosol vernebelt wird (daher auch „Fogponics“ genannt von Fog, engl. Nebel). Wer sich im Netz informieren will: Nicht abschrecken lassen, das Thema wird bislang vor allem von Cannabis-Selbstanbauern ausgelotet.

Wichtig: Bei allem, was indoor stattfindet, sollten Selbstversorger unbedingt durch ein Hygrometer sicherstellen, dass sich die Pflanztätigkeit nicht zum Nachteil des Raumklimas entwickelt. Wird es darin zu feucht, droht Schimmel. Spätestens dann kann der Vermieter einschreiten. Zwar darf er prinzipiell kein Limit vorgeben, wie viele bzw. in welchem Umfang der Mieter Pflanzen züchtet. Die legale Grenze ist jedoch dort erreicht, wo das Eigentum des Vermieters in Mitleidenschaft gezogen wird.

Hydroponik

Die Kombination aus Hydroponik und LED-Wachstumsleuchten kann bei geringen Stromverbräuchen atemberaubende Erträge liefern, die sogar weit über denen im Gewächshaus liegen. Foto: stock.adobe.com © Subin

Kompostieren für Kleinraum-Selbstversorger

Ein zentrales Merkmal einer Selbstversorgung ist das Vorhandensein eines echten Pflanzenkreislaufs. Kein ernsthafter Selbstversorger käme auf die Idee, Bio-Abfälle in die entsprechende Mülltonne zu werfen. Damit würde er buchstäblich wertvolle Stoffe entsorgen, die spätestens in der kommenden Pflanzsaison nötig werden, um etwa verbrauchtes, ausgelaugtes Erdreich wieder mit frischen Nährstoffen anzureichern.

Die Schwierigkeit an der Sache: Kompost kann eine ziemlich große Fläche einnehmen, wenn man ihn traditionell angeht. Was also tun, wenn diese nicht zur Verfügung steht?

  • Wurmkomposter: Diese Behälter machen selbst vegane Selbstversorger in gewisser Weise zu Ranchern – allerdings mit dem exakten Gegenteil von Tierleid. In der (leicht selbst zu bauenden) Kiste befinden sich einige hundert bis tausend Kompostwürmer, eine spezielle Art von Regenwurm. Sie leben inmitten der Pflanzenabfälle wie im Schlaraffenland. Die Abfälle werden dadurch sehr rasch entsorgt, zurück bleibt im Höchstmaß nährstoffreicher Wurmkompost.
  • Bokashi-Eimer: Bokashi ist ein organischer Dünger, dessen Prinzipien aus Japan stammen. Er entsteht, wenn spezielle Mikroorganismen sich Pflanzenabfällen annehmen. Im Prinzip findet in solchen Eimern eine Variante der Fermentierung statt. Übrig bleiben sowohl nährstoffreiche Flüssigkeiten als auch fermentiertes Festmaterial – beides kann weiterverwertet werden.
  • Elektronischer Komposter: Dieses Gerät bildet das industrielle Kompostieren im Kleinformat nach. Es zerkleinert die Pflanzenabfälle, erhitzt und belüftet das Behälter-Innere und beschleunigt so den natürlichen Kompostierungsprozess deutlich. Trotz geringer Fläche ist dadurch ein beeindruckender Durchsatz möglich.

Tipp: Wer einen Kaminofen nutzt, kann dessen saubere Holzasche sehr gut nutzen, um Erde mit Nährstoffen anzureichern.

Wurmkomposters

Die Bewohner eines Wurmkomposters machen mit Küchen- und Gartenabfällen ganz kurzen Prozess und hinterlassen nur De-Luxe-Humus proppenvoll mit Nährstoffen. Foto: stock.adobe.com © William

Reinigungsmittel als Selbstversorger

Wenn man sich intensiver mit der Selbstversorgung befasst, kommt man über kurz oder lang zwangsläufig in Kontakt mit allem, was Haushalt, Kleidung und den Selbstversorger selbst reinigen soll. Wohl ist es bei geringer Fläche nahezu ausgeschlossen, die benötigten Grundstoffe selbst herzustellen. Da es sich jedoch ausschließlich um Grundmaterialien mit vielen möglichen Verwendungen handelt, lässt sich dennoch zumindest eine „Selbstversorgung light“ machen, indem man zumindest Kontrolle über die Inhaltsstoffe behält.

So braucht es, um eine eigene Seife herzustellen, lediglich verschiedene Öle und Fette, die mit Natriumhydroxid verseift werden. Klingt komplex, lässt sich jedoch ohne Schwierigkeiten in jeder Wohnungsküche bewerkstelligen – zumal es jederzeit gestattet ist, aromatische oder pflegende Pflanzen (oder daraus angefertigte ätherische Öle) aus eigener Herstellung hinzuzugeben. Eine solche Seife ist für alle möglichen Anwendungen zwischen Dusche, Spülbecken und Putzeimer zu gebrauchen.

Weitere Optionen für DIY-Reinigungsmittel:

  • Aus Kastanien hergestelltes Waschmittel für Kleidung.
  • Haushalts-Allzweckreiniger aus Orangen-, Mandarinen oder Zitronenschalen, die mehrere Wochen in Essigessenz ziehen gelassen werden.
  • Scheuerpulver aus geriebenem und vermischtem Kochsalz, Natron und Seifenflocken – sehr wirksam.

Tatsächlich könnte man sogar zum Selbstversorger in Sachen Parfüms und ähnliche Düfte werden. Die jeweiligen Duftöle lassen sich leicht beschaffen oder selbst herstellen. Dann braucht es nur noch das Wissen, die verschiedenen Noten zu einem attraktiv riechenden Ganzen zu vermischen – das im Übrigen sogar als Zugabe bei der Seifenherstellung geeignet wäre.

DIY-Seifensieden

DIY-Seifensieden ist nicht nur buchstäblich so einfach wie Kuchenbacken, man kann sogar dieselben Küchenutensilien dafür verwenden. Foto: stock.adobe.com © New Africa

Wertvolle Tipps und Kniffe für Selbstversorgung im Miniformat

Autarkes Leben hat zwar viele Regeln, wo es um unverrückbare Naturgesetze sowie die Bedürfnisse und Prozesse der Natur geht. Außerhalb davon können Selbstversoger sich jedoch darüber freuen, geradezu anarchistisch anmutende Freiheiten zu genießen. Frei nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“ und „Erlaubt ist, was funktioniert“. Nicht zuletzt basierend auf diesen Grundgedanken gibt es verschiedene Dinge, die gerade Kleinraum-Selbstversorger überlegen, eruieren, ausprobieren oder applizieren sollten, um ein bisschen mehr Kontrolle über die eigene Versorgung zu bekommen:

  • Grundsätzlich gilt: Fragen kostet nichts. Daher lohnt es sich absolut immer, beispielsweise den Vermieter zu fragen, ob man nicht eine der Grünflächen rings ums Haus oder das Flachdach des Gebäudes heranziehen darf, um etwas mehr Platz zu schaffen. Diese Maxime gilt ebenso bei verwilderten Gärten und sämtlichen anderen tauglichen Flächen.
  • Es gibt selbst in unserer zutiefst zivilisatorisch geprägten Welt (ja, sogar in den Innenstädten) noch verschiedenste Wildpflanzen, Pilze und anderes, das (in vernünftigen Mengen) geerntet werden darf. Es gilt abseits geschützter Pflanzen und Naturschutzgebiete lediglich die „Handstraußregel“. Also nur das, was als Strauß in einer Hand transportiert werden kann – eben der tägliche Bedarf.
  • Selbstversorgung ist viel mehr als nur Energie und Lebensmittel. Es ist ebenso ein Lifestyle, bei dem sich sehr vieles darum dreht, zu reparieren, zu recyceln und zu upcyceln. Ein guter Selbstversorger ist deshalb immer bestrebt (auch bei Neuanschaffungen) solche Optionen zu prüfen.

Last, but not least, lässt sich eines sehr deutlich feststellen: Selbstversorger sind in den seltensten Fällen Einzelkämpfer. Es lohnt sich deshalb immer, sich mit anderen zu vernetzen. Nicht zuletzt, weil hier ebenfalls gilt: Viele kleine Flächen ergeben ebenfalls eine große.

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