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Auf Schleichfahrt vorbei an den Blockaden: Wer sich auskennt, ist besser dran

Fast wie im Film: Auf Schleichfahrt von Bad Bederkesa nach Bremerhaven. Oder: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Schoener

Schleichfahrt - klingt erst einmal spannend. Wie im Kino-Klassiker „Das Boot“ mit Jürgen Prochnow als Kapitänleutnant. Aber spannend ist es weniger, als ich im Auto sitze, um von Bad Bederkesa zur Arbeit nach Bremerhaven zu gelangen. Es ist klirrend kalt: Hände kalt. Füße kalt. Alles kalt. Die Landwirte aus der Region haben ganze Arbeit geleistet bei ihren angekündigten Blockaden: Sämtliche Kreisverkehre auf der Umgehungsstraße bei Bad Bederkesa sind abgeriegelt. Kein Durchkommen. Allerorten blitzen blinkende Lichter in den dunklen Morgen. Traktoren ohne Ende. Selbst die Ausfahrt aus dem heimischen Wohngebiet ist dicht. Eine bullige Landmaschine versperrt den Weg. Der Blick aufs Smartphone zeigt überall rote Linien an. Stau. Wartezeiten. Schleichfahrt. „Hintenrum“ geht es noch, vorbei am Bildungszentrum rauf auf die Gröpelinger Straße. Und dann nach Ankelohe. Vor mir ein Fahrzeug der „Raiffeisen“. Wer weiß, wen der beliefern muss?! Ich folge erst einmal unauffällig. Schleichfahrt. Von Ankelohe nach Lintig. Der „Raiffeisenmann“ biegt irgendwann ab nach Hainmühlen. Ich fahre in die andere Richtung. Nach Alfstedt, quer durchs Dorf. Kein Traktor in Sicht. Stiller Jubel. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Von Alfstedt nach Elmlohe, dann über Marschkamp - grobe Richtung Bramel. Hier mal Fuß vom Gas. „Tempo 30“ am Kindergarten. Und dann immer geradeaus. An der Sellstedter Straße wieder rechts ab. Über die Schiffdorfer Chaussee schließlich rein die Seestadt. Fühle mich wie Jürgen Prochnow. Schleichfahrt beendet. Anblasen, Auftauchen. Angekommen.

Andreas Schoener

Foto: Hartmann Foto: Arnd Hartmann

Andreas Schoener
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