In den vergangenen Wochen hing ich - mehr oder weniger freiwillig - in diversen Telefonwarteschlangen. Und war mindestens irritiert darüber, mit welcher Vielzahl an Wartemelodien ich dabei konfrontiert worden bin. Eben noch säuseln mir die zarten Klänge von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ ins Ohr, beim nächsten Anruf brüllen mir dann Nathan Evans und Santiano regelrecht ihren „Wellerman“ ins Ohr. Überhaupt scheinen „norddeutsche Klänge“, gerne auch nur mit Meeresrauschen und Möwengeschrei, hier in der Region beliebt zu sein. Wieder andere Unternehmen setzen auf vermeintlich moderne Dudelei, die für mich eher nach Spielhölle klingt, als nach dem Weg zu mehr Kundenbindung. Die Musik soll uns Kunden bei Laune halten und im besten Falle die lange Zeit in der Warteschlange etwas kürzer erscheinen lassen. Und kann dabei durchaus unterhaltsam sein. Das Bundesentwicklungsministerium hat zum Beispiel jahrelang auf „Nur noch kurz die Welt retten“ von Tim Bendzko gesetzt, die Krankenkasse AOK auf „Besser geht's nicht“ von Zweiraumwohnung. Eine der meist genutzten Warteschlangenmelodien soll übrigens „Für Elise“ von Beethoven sein. Gleichzeitig soll genau dieses Lied aber auch von zahlreichen Anrufern als nervig empfunden werden. Für mich ist das Lied mit Kindheitserinnerungen verbunden, weil ich früher einen Teddybären hatte, der genau dieses Stück gespielt hat, wenn man ihm auf den Bauch gedrückt hat. Sollte ich also demnächst in einer Warteschleife mit „Für Elise“ dauerbeschallt werden, kann sich mein Gegenüber am Telefon danach auf ein sehr gut gelauntes Telefonat gepaart mit etwas Sentimentalität einstellen. Eigentlich eine gute Mischung, finden Sie nicht?
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