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Langstreckenflüge in der Economy-Class: So übersteht man die vielen Stunden

Das Ziel mag Dallas lauten - Bali, Kapstadt oder ein anderer schöner Ort. Dazwischen wartet jedoch der Flug. Was auf Kurz- und Mittelstrecke noch erträglich ist, kann auf der Langstrecke ab 3.500 Kilometern zur ziemlichen Tortur werden - vor allem, wenn man, wie die meisten, in der Economy-Class sitzen muss.

Leeres Flugzeug von innen

Langstreckenflüge bieten Platz für Hunderte von Passagieren. Foto: KI-generiert_Flux Kontext Fast

Langstrecke + Economy: Eine anstrengende Kombination

Trockene Luft, enge Sitze, großes Gedränge. Vieles, was am Fliegen anstrengend ist, gilt unabhängig von der Distanz. Bei Langstreckenflügen allerdings wirkt das alles durch die lange Zeit von wenigstens vier Stunden deutlich stärker.

  • Druckverhältnisse: Die Druckbelüftung der Kabine erzeugt ein Niveau wie auf knapp drei Kilometern Höhe. Doch auch das bedeutet einen niedrigen Sauerstoff-Partialdruck - bei jedem Atemzug gelangt weniger Luft in die Lunge als am Boden. Das kann das Gefühl von Luftmangel erzeugen, schneller ermüden und ein leicht „vernebeltes“ Gehirn hervorrufen. Außerdem beeinträchtigt der niedrige Druck den Darm – unangenehme Ausdehnung und sogar häufigeres Ausgasen sind die Folge.
  • Trockene Luft: Die verdichtete Luft ist aus technischen Gründen sehr trocken. Das beeinträchtigt selbst dann u.a. die Nasenschleimhäute, wenn man genug trinkt. Mit etwas Pech leidet man stundenlang unter einer trockenen Nase, hat andauernd das Bedürfnis, sich schnäuzen zu müssen – und kann dadurch obendrein leichter krank werden.
  • Körperhaltung: Vier, sechs, acht oder noch mehr Stunden untätiges Sitzen können sehr anstrengend sein. Je größer/schwerer man ist, desto weniger kann man i.d.R. die Beine ausstrecken und auch Aufstehen und Herumgehen sind aufgrund der Enge deutlich limitiert. Obendrein lassen sich die Sitze - notgedrungen - in der „Holzklasse“ nicht wirklich weit nach hinten kippen.
  • Innere Uhr: Sofern der Flug nach Osten oder Westen geht, überfliegt er mindestens eine bis drei Zeitzonen, also Stunden. Je länger der Trip andauert, desto größer wird die Zeitabweichung - und damit der Jetlag: Der komplette Biorhythmus wird aus dem Takt gebracht und braucht am Ziel geraume Zeit, um sich wieder auf die Ortszeit einzustellen.

Hinzu kommen noch kleinere Unannehmlichkeiten: Viele Menschen auf engstem Raum; zwangsläufig mehrere, bei vielen als nicht sonderlich schmackhaft beschriebene, Flugzeugmahlzeiten, enge Toiletten (die insbesondere gegen Ende des Flugs verschmutzt sein können) und die Tatsache, andauernd das Fauchen der Triebwerke zu hören.

Aber: Es ist absolut möglich, sich den Flug deutlich zu erleichtern, seine Folgen zu mindern - und sogar Spaß an der Sache zu haben.

Vor dem Flug: Den Grundstein legen

Wer die Langstrecke gut überstehen will, der sollte schon in der Woche vor dem Abflug bis zum Sitzen am Gate die Vorbereitungen starten. Wichtig ist vor allem Folgendes:

  • Lichttherapie anwenden: Bei Flügen nach Osten morgens viel Licht tanken und gegen Nachmittag (u.a. dunkle Sonnenbrille) Licht meiden. Bei Flügen nach Westen umgekehrt verfahren - Licht ist der wichtigste Taktgeber unserer inneren Uhr.
  • Rhythmus anpassen: Gleichzeitig Schlafens- und Aufwachzeit sowie Mahlzeiten und Stuhlgang jeden Tag um eine bis zwei Stunden weiter an die Zeit des Zielorts annähern.
  • Bessere Sitze buchen: Frühzeitig Sitze an Notausgängen oder Querschotts buchen - dort hat man praktisch immer mehr Beinfreiheit.
  • Ernährung optimieren: An den letzten Tagen vor dem Flug eine nicht-blähende Diät halten und kleinere Portionen genießen.

Wichtige Reisebegleiter:

  • Kapuzenjacke
  • Bandana/Halstuch
  • Meerwasser-Nasenspray
  • Melatonin-Spray
  • Ohrstöpsel
  • Tennis-/Faszienball
  • Multi-Gewürzstreuer

Der Gewürzstreuer mit mehreren Kammern ist ein echter Game-Changer im Angesicht fad schmeckender Bord-Menüs - auch der Geschmacksmangel liegt am niedrigeren Luftdruck in der Kabine.

Digitale Vorbereitung

Naturgeräusche oder Ambient-Musik sowie Hörbücher aufs Handy laden. Maximal bequem anziehen und auf das Zwiebelprinzip setzen, um sich dem Temperaturempfinden an Bord anpassen zu können.

Am Flughafen bzw. Gate möglichst viel bewegen und insbesondere Dehnübungen durchführen. Im Flieger werden solche Übungen deutlich reduziert ablaufen müssen und weniger wirksam sein.

Während des Flugs: Locker bleiben und entspannen

Die Kabine füllt sich, man richtet sich auf seinen paar Dutzend Quadratzentimetern ein, legt sich Nackenkissen und Kopfhörer zurecht. So machen es die meisten. Wer jedoch auch nach vielleicht mehr als einem ganzen Arbeitstag halbwegs frisch aussteigen möchte, sollte in den folgenden Stunden weiterhin clever vorgehen:

Grafik Tipps Langstreckenflug

Vielflieger-Spezialtipps:

  • Die Kapuze und das über die Augen gelegte Bandana nutzen, um sich eine private kuschlige „Höhle“ zu erschaffen.
  • Jede Stunde die Schuhe ausziehen, mit den Sohlen über den Ball rollen und anschließend mit Oberschenkeln und Rücken - wirkt wahre Wunder.
  • Den Luftstrahl der Klimaanlage niemals direkt auf sich richten. Alle halbe Stunde einen kräftigen Stoß Nasenspray applizieren.

Wichtig: Nicht den ganzen Flug über in der „Fernsehsesselhaltung“ verweilen. Stattdessen regelmäßig den Oberkörper, wie im Kutschersitz, nach vorn beugen und so verweilen.

Wenn Schlaf, dann Körper und Kopf möglichst nicht zur Seite kippen, sondern gerade bleiben - die Wirbelsäule wird es danken. Außerdem lieber Power-Naps einlegen, statt stundenlang zu dösen.

Nach der Landung: Schwungvoll ins Ziel

Flughafen

Langstreckenflüge starten täglich von internationalen Flughäfen in alle Welt. Foto: KI-generiert_Flux Kontext Fast

Nach der Landung darf es dann auf dem Weg zum Zoll und der Gepäckausgabe gerne ein strammes Marschieren sein. Mindestens 2.000 Schritte bis zum Flughafenausgang bringen den Kreislauf wieder in Schwung und helfen vielleicht dabei, vor allen anderen in den schönen Teil des Aufenthalts zu starten.

Grafik Tipps Langstreckenflug

Mit der richtigen Vorbereitung und den passenden Strategien wird auch der längste Flug in der Economy-Class zu einer erträglichen – und vielleicht sogar angenehmen – Reiseerfahrung.

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