Politik

Hamas schürt Angst vor Verschwinden der Geiseln für immer

Die Hamas setzt auf Angst in Israel, dass die restlichen Verschleppten infolge der jüngsten israelischen Offensive für immer verschollen bleiben könnten. Dafür reicht eine Fotomontage und ein Name.

Von dpa
20. September 2025
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Die Hamas drohte Israels Armee angesichts der kürzlich begonnen Bodenoffensive in der Stadt Gaza mit Tausenden Hinterhalten. (Archivbild)

Die Hamas drohte Israels Armee angesichts der kürzlich begonnen Bodenoffensive in der Stadt Gaza mit Tausenden Hinterhalten. (Archivbild)

Foto: Abdel Kareem Hana

Mit einer Fotomontage hat die Hamas aufgrund der jüngsten israelischen Militäroffensive damit gedroht, dass die noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln für immer verschollen bleiben könnten. Die islamistische Terrororganisation veröffentlichte ein Bild mit Fotos von 47 Geiseln - und unter jedem der Fotos steht derselbe Name „Ron Arad“.

Der israelische Soldat Arad war 1986 in einem Kampfflugzeug im Libanon abgestürzt. Er wurde damals gefangen genommen, aber Israel ist es trotz intensiver jahrzehntelanger Bemühungen nie gelungen, ihn zu befreien. Sein ungeklärtes Schicksal bewegt die israelische Öffentlichkeit bis heute. 

Überschrieben ist die Fotomontage auf Arabisch und Hebräisch mit einer eindeutigen Warnung: „Aufgrund der Weigerung Netanjahus und Zamirs Unterwerfung ein Abschiedsfoto zum Beginn der Operation Gaza“. Der Text beschuldigt damit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu offensichtlich, eine Vereinbarung über einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln verweigert zu haben. Zugleich wirft der Text Generalstabschef Ejal Zamir vor, er führe den Befehl zur Eroberung der Stadt Gaza aus, obwohl er Berichten zufolge dagegen war. 

Hamas hatte schon vor Tagen gewarnt, der Beginn der israelischen Offensive in der Stadt bedeute, dass keiner der Entführten je nach Israel zurückkehren werde. Demzufolge holte die Hamas die aus Israel entführten Geiseln aus Tunneln und verteilte sie auf mehrere Viertel der Stadt Gaza, um so die israelische Armee von Angriffen abzuhalten.

Die Vorstellung, dass Gaza-Geiseln für immer verschollen bleiben könnten, ist für Israelis kaum zu ertragen. Es gebe dann für Angehörige nicht einmal ein Ort zum Trauern. (Archivbild)

Die Vorstellung, dass Gaza-Geiseln für immer verschollen bleiben könnten, ist für Israelis kaum zu ertragen. Es gebe dann für Angehörige nicht einmal ein Ort zum Trauern. (Archivbild)

Foto: Ariel Schalit

Eine würdige Beerdigung ist für Israelis aus religiösen, menschlichen und gesellschaftlichen Gründen von größter Wichtigkeit. Dies gilt insbesondere auch für gefallene Soldaten. Die Armee hat einen Kodex, der vorsieht, dass Soldaten „nicht zurückgelassen“ werden – weder lebend noch tot. Dieses Versprechen soll auch die Moral der Truppe stärken.

Angehörige setzen sich seit Kriegsbeginn vor bald zwei Jahren unermüdlich für die Freilassung der Geiseln ein. (Archivbild)

Angehörige setzen sich seit Kriegsbeginn vor bald zwei Jahren unermüdlich für die Freilassung der Geiseln ein. (Archivbild)

Foto: Ohad Zwigenberg

Angehörige fürchten um das Leben der Geiseln

Israel hatte in der Nacht zu Dienstag eine höchst umstrittene Bodenoffensive in der Stadt Gaza begonnen, in der noch Hunderttausende Palästinenser leben. 

Angehörige der während des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 aus Israel verschleppten Menschen werfen Netanjahu vor, die Geiseln mit der Bodenoffensive zu opfern. Sie fürchten um das Leben der Entführten - und dass die Hamas sie als menschliche Schutzschilde missbrauchen könnte. Von den verbliebenen Geiseln sind nach israelischen Informationen 20 am Leben - darunter auch deutsche Staatsbürger.

Hunderttausende Israelis haben sich seit Kriegsbeginn vor bald zwei Jahren an Demonstrationen für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und eine Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln beteiligt. (Archivbild)

Hunderttausende Israelis haben sich seit Kriegsbeginn vor bald zwei Jahren an Demonstrationen für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und eine Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln beteiligt. (Archivbild)

Foto: Leo Correa

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