Politik

Habeck und Lauterbach im viralen Video: Wärmepumpe kaufen - Tempolimit umgehen

Insbesondere bei Whatsapp verbreitet sich aktuell ein Video-Ausschnitt einer vermeintlichen Anne-Will-Sendung, in dem Robert Habeck und Karl Lauterbach erklären, das Wärmepumpengesetz werde an Tempolimit und Corona-Impfungen gekoppelt. Was ist dran?

Wirtschaftsminister Robert Habeck (im Bild, Bündnis 90/Die Grünen) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach wurden Opfer eines Video-Deepfakes.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (im Bild, Bündnis 90/Die Grünen) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach wurden Opfer eines Video-Deepfakes. Foto: Michael Kappeler

Im Video erklärt Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), dass die Regierung beschlossen habe, das Wärmepumpengesetz mit der Einführung eines Tempolimits zu verknüpfen. Durch den Kauf einer Wärmepumpe bis März 2024 könne man dauerhaft ohne Tempolimit auf deutschen Autobahnen fahren. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fügt an, dass man das persönliche Tempolimit durch Corona-Impfungen erhöhen könne, wobei verschiedene Impfstoffe unterschiedliche Anhebungen versprechen.

Das Video, technisch überzeugend gemacht, trägt ARD- und Anne Will-Logos, während die Lippenbewegungen, Stimmen und Wortbetonungen den Politikern sehr authentisch nachempfunden sind. Doch bei genauerem Hinsehen ist klar, dass es sich um Satire handelt. Ein Hinweis auf Satire erscheint links und rechts unten im Bild.

Bei dem hier verlinkten Tiktok-Video wurde sogar noch der Satire-Hinweis entfernt, was das Video noch glaubwürdiger macht.

Habeck verspricht in Influencer-Manier das Blaue vom Himmel

Der Video-Habeck nutzt sogar die Gelegenheit, in bester Influencer-Manier für den „Greta Thunberg Onlineshop“ zu werben. Er verspricht Bonuspunkte, „Miles and More“-Guthaben im Wert eines Fluges nach Mallorca und einen Rabatt auf den Wärmepumpenkauf mit dem Rabattcode „HABECK23“.

Natürlich ist das alles Quatsch. Die Bundesregierung plant aktuell keine Einführung des Tempolimits, weil sich die Koalitionsparteien in diesem Punkt nicht einig sind, und auch eine Kopplung dieses Tempolimits an ein „Wärmepumpengesetz“, das es so gar nicht gibt, ist natürlich nicht geplant.

Inhalt schreit nach Satire

Spätestens, wenn man sich die angeblichen Worte des Gesundheitsministers durch den Kopf gehen lässt, sollte klar sein: Das kann so nicht stimmen. Zu kurios und irrsinnig ist das Gesagte. Habecks Werbung für den „Greta Thunberg Onlineshop“ treibt die Satire dann abschließend noch auf die Spitze.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist auch von den Deepfake-Video betroffen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist auch von den Deepfake-Video betroffen. Foto: Britta Pedersen

Daher sei noch einmal deutlich gesagt: Das Video ist nicht echt. Keiner der Politiker hat das jemals so gesagt und inhaltlich ist so eine Regelung weder geplant noch umsetzbar noch sinnvoll. Es handelt sich um einen Deepfake.

Darum sind Deepfakes so gefährlich

Deepfakes sind realistisch wirkende Fotos, Audioschnipsel und Videos, die durch künstliche Intelligenz abgeändert worden sind. Nun ist die versuchte Manipulation von Medien so alt wie die Medien selbst, aber Deepfakes nutzen die KI, um Fälschungen täuschend echt aussehen zu lassen. Zudem ermöglicht einem die Technik, diese Inhalte ohne größeren Arbeitsaufwand als Massenware zu erstellen.

Deepfakes sind sehr gefährlich, wenn sie nicht eindeutig als Fälschung zu erkennen sind, denn solche Video-Fälschungen eignen sich gut als beliebtes Werkzeug für Betrug und Manipulation. Dem Inhalt von Videos wird in der Regel geglaubt, denn die Betrachter sehen und hören Menschen zu, die sie kennen, und ziehen - wie hier bei Habeck und Lauterbach - sofort Verknüpfungen zu den echten Personen. Das Gehirn suggeriert dem Betrachter: Stimme, Gestik, Mimik - das ist alles echt. Deshalb werden Deepfakes häufig zur Verbreitung von Fake News eingesetzt. Über das Internet und Social Media lässt sich die öffentliche Meinung so innerhalb kürzester Zeit beeinflussen.

Dennis Paasch

Channel-Manager Digital

Dennis Paasch hat schon als Kieler Küstenkind Schülerzeitungen gegründet. Nach einem Lehramtsstudium volontierte er 2012 bei der NORDSEE-ZEITUNG und fand hier über Stationen in Sport- und Onlineredaktion seine journalistische Heimat.

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