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Bekennerschreiben veröffentlicht: Haben Aktivisten den Bahn-Fernverkehr sabotiert?

Nach dem Ausfall zahlreicher Fernverkehrszüge wegen Bränden an Kabelschächten gehen die Ermittler von einem politischen Motiv aus. Mittlerweile gibt es auch ein Bekennerschreiben - und eine Prognose der Bahn, wann die Züge wieder normal fahren werden.

Betroffen von den Ausfällen sind IC- und ICE-Verbindungen zwischen Hamburg, Rostock und Stralsund sowie die Strecke Hamburg-Berlin.

Betroffen von den Ausfällen sind IC- und ICE-Verbindungen zwischen Hamburg, Rostock und Stralsund sowie die Strecke Hamburg-Berlin. Foto: Tobias Holzer

In der Nacht zu Freitag brannten Kabelschächte an Bahnstrecken in Hamburg. Zahlreiche Fernverkehrszüge fallen dadurch aus. Es sei mutmaßlich politisch motivierte Brandstiftung, heißt es von den Ermittlern.

Um 12.15 Uhr ist auf der Internetplattform Indymedia auch ein Bekennerschreiben zu den Bränden entlang der Hamburger Bahnstrecken aufgetaucht. Unter dem Titel „Switch Off! Dezentrale Sabotage kapitalistischer Infrastruktur in Hamburg“ heißt es dort:

„In der Nacht des 7. September haben wir in Hamburg Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur sabotiert. Wir wählten dafür mehrere neuralgische Punkte des Güterverkehrs und haben uns in diesem Fall dazu entschieden uns auf Streckenabschnitte zu beschränken, die nicht für den Personenverkehr genutzt werden. In Hamburg werden jährlich Millionen von Tonnen Waren und Rohstoffe umgeschlagen, die den Reichtum der Ausbeuter_innen des globalen Nordens zuungunsten des sogenannten globalen Südens mehren. Wir wollten hiermit eine reale Delle in diese Maschinerie setzen.“

Außerdem schreiben die anonymen Verfasser, dass sie sich „dem sich ausweitenden Kampf gegen das Infrastrukturprojekt ‚Tren Maya‘ in Mexiko mit Beteiligung deutscher Unternehmen wie der Deutschen Bahn“ anschließen. Sabotiert wurden laut Verfasser des Bekennerschreibens die Hafenbahn im Hamburger Süden, die Schienen des DUSS-Terminals in Billwerder und die nördliche Güterumgehungsbahn.

Wie die NWZ berichtet, sei das Bekennerschreiben den Hamburger Polizei bekannt und nun Teil der Ermittlungen.

Echtheit des Bekennerschreibens nicht bestätigt

Auf Indymedia, von Linken und Linksextremen als Austausch- und Meinungsplattform genutzt, gibt es in der Kommentarspalte viel Kritik für die Aktion. Ob das Bekennerschreiben echt ist, kann zudem bisher nicht zweifelsfrei bestätigt werden.

An drei Orten an Bahnstrecken hatten in der Nacht zu Freitag in der Hansestadt Kabelschächte gebrannt. Die Polizei sucht nun Zeugen. Die Brände wurden zwischen 2.30 Uhr und 3.40 Uhr entdeckt.


Ein DB-Sprecher sagte, dass ein Brand „an der Infrastruktur der Deutschen Bahn in Hamburg“ die Ausfälle verursacht habe. Nahverkehrsverbindungen seien ebenfalls betroffen. „Die Fernverkehrszüge werden teilweise über Uelzen umgeleitet oder fallen aus“, hieß es weiter von der Bahn.

Zwei Drittel der Verbindungen betroffen

Umleitungen über Uelzen verursachen auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin in der Regel rund 30 Minuten Verspätung. „Als Alternative sind auch Fahrten mit Umstieg in Hannover möglich. Dadurch verlängert sich jeweils die Fahrtzeit“, sagte ein DB-Sprecher.

Aus der Online-Fahrplanauskunft der DB ging hervor, dass etwa zwei Drittel der ICE-Verbindungen zwischen Hamburg und Berlin aktuell ausfallen - und das dürfte laut einer Unternehmenssprecherin noch bis zum Samstag andauern: „Eine Wiederaufnahme des Verkehrs zwischen Hamburg und Berlin ist voraussichtlich erst im Laufe des Samstagmorgens wieder möglich“, teilte eine Bahnsprecherin am Freitag mit.

Von den Schäden ebenfalls betroffen waren den DB-Angaben zufolge ICE- und IC-Züge zwischen Hamburg - Rostock - Stralsund (- Ostseebad Binz) - auch hier fielen zig Züge aus.

Über die Autoren

dpa
Dennis Paasch

Channel-Manager Digital

Dennis Paasch hat schon als Kieler Küstenkind Schülerzeitungen gegründet. Nach einem Lehramtsstudium volontierte er 2012 bei der NORDSEE-ZEITUNG und fand hier über Stationen in Sport- und Onlineredaktion seine journalistische Heimat.

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