Cuxland

Tod am Rotorblatt: So sollen Fledermäuse in Windparks vor Unfällen bewahrt werden

Tausende Fledermäuse zerschellen jedes Jahr an Windkraftanlagen - auch im Landkreis Cuxhaven. In Kooperation mit den Windparkbetreibern sorgt die Naturschutzbehörde für Maßnahmen, die das Sterben der bedrohten Tiere verhindern sollen.

Windpark im Abendlicht

In den Abendstunden beginnen Fledermäuse mit der Jagd. Im Sommer kommen ihnen Windräder in die Quere. Foto: picture alliance/dpa

Der Tod von Fledermäusen in Windparks kann grausam sein. Auf über 100 Meter Höhe kollidieren die Tiere regelmäßig mit den rotierenden Flügeln von Windrädern. An den äußersten Spitzen können die Rotorblätter der Anlagen Geschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde erreichen. Stoßen Fledermäuse bei der Jagd mit den Stahlkolossen zusammen, überleben sie diese Unfälle in der Regel nicht.

Die Eigenschaften der Windenergieanlagen können zudem dafür sorgen, dass die Flugsäuger ein sogenanntes Barotrauma erleiden. Ein Barotrauma kommt bei lebenden Organismen vor, wenn es eine plötzliche Veränderung des Druckes gibt. Für die Fledermäuse bedeutet das Lebensgefahr. Hinter den Rotorblättern kommt es zu Luftverwirbelungen, in denen der Druck schlagartig abfällt. Die Organe der kleinen Nachtschwärmer können unter diesen Bedingungen platzen, was für sie den sicheren Tod bedeutet.

Der Tod der Fledermäuse kann verhindert werden

Eine Studie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung aus dem Jahr 2022 hat errechnet, dass pro Jahr mehr als 200.000 Fledermäuse unter diesen Umständen an Windrädern verenden. Die Zusammenstöße, so die Wissenschaftler, hätten negative Auswirkungen auf die regionalen Fledermauspopulationen. Durch gezielte Maßnahmen könne der Rückgang der Fledermäuse jedoch vermindert werden. Im Landkreis Cuxhaven arbeitet das Naturschutzamt aus diesem Grund mit Windparkbetreibern zusammen, um bestimmte Zeiten einzurichten, in denen die Windräder stillstehen.

Denn im Landkreis gibt es gleich sechs Fledermausarten, die „kollisionsgefährdet“ sind, berichtet Sieghard Haude vom Naturschutzamt im Landkreis Cuxhaven. Dazu gehören der Große und der Kleine Abendsegler, die Zwergfledermaus, die Rauhautfledermaus, die Zweifarbfledermaus und die Breitflügelfledermaus. Jede dieser Arten gehöre im Bundesnaturschutzgesetz zu den streng geschützten Arten. Ein Verletzen oder gar Töten der Tiere sei damit streng verboten, lässt die Naturschutzbehörde wissen.

Bedingungen sind bei Windparks nicht immer gleich

Soll im Landkreis ein neues Windrad gebaut werden, müsse im Rahmen des Genehmigungsverfahrens verpflichtend untersucht werden, ob die genannten Arten an dem geplanten Standort vorkommen. Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Untersuchungen, die meist von privaten Gutachtern erstellt werden, können dann Auflagen an die Genehmigung gekoppelt werden. „Die Betroffenheit ist individuell vom Standort der Windenergieanlage und dem Vorkommen von Fledermäusen in der Umgebung abhängig“, sagt Haude. Gibt es Fledermäuse, werden bestimmte Abschaltzeiten mit den Windparkbetreibern festgelegt. Diese orientieren sich an den „Hauptaktivitätszeiten der Fledermäuse und können die Zeit des Frühjahrs- und Herbstzuges und sommerliche Aktivitäten der örtlich vorkommenden Arten betreffen. Als Zeiträume werden oftmals eine Stunde vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang bei bestimmten Temperaturen und Windgeschwindigkeiten festgelegt“, erzählt Haude.

Fledermauspopulationen im Kreis sollen stabil gehalten werden

Um den Schutz der Fledermäuse durch gezielte Abschaltzeiten in den Windparks zu gewähren, arbeiten Windparkbetreiber insbesondere vor einer Antragstellung und bei den Überprüfungen der Ruheperioden zusammen.

Laut dem Leibniz-Institut könne durch das zeitweise Herunterfahren die Zahl der getöteten Fledermäuse von zehn auf zwei Individuen pro Jahr und Windrad gesenkt werden.

Levin Meis

Volontär

Als gebürtiger Ostwestfale ist Levin Meis nach einem Studium der Medienkulturwissenschaft und der Geschichte ganz im Süden Deutschlands, in Freiburg, in den hohen Norden gekommen. Bei der NORDSEE-ZEITUNG lernt er als Volontär das Handwerk des Journalisten in allen Facetten.

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