Cuxland

Schulen, Energiepreise, Ärztemangel: Diese Konzepte stehen zur Wahl

Die Landtagswahl in Niedersachsen steht kurz bevor. Am 9. Oktober wird auch über die Direktkandidaten abgestimmt. Wir schauen auf die Bewerberinnen und Bewerber in den Wahlkreisen 57 (Geestland) und 59 (Unterweser) - und fühlen ihnen auf den Zahn.

Ein Mädchen trägt eine Maske im Unterricht in einer Grundschule.

Ein Mädchen trägt eine Maske im Unterricht in einer Grundschule. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Kapitel 1

Sollten Schulen bei hohen Corona-Zahlen wieder geschlossen werden? Wie können die Lernrückstände wieder aufgeholt werden?

Wahlkreis 57


Daniela Behrens (SPD)

Schulschließungen stehen nicht an. Eine hohe Impfquote sorgt für ein kontrollierbares Infektionsgeschehen. Um die Schülerinnen und Schüler bei der Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie zu unterstützen, hat die Landesregierung ein 222-Mio. starkes Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft“ aufgelegt. Dabei erhalten die Schulen ein Sonderbudget für Projekte in den Bereichen Bewegung, Sprache und Lernförderung und zusätzliche Mittel für pädagogische Mitarbeitende. Zum Aktionsprogramm gehören zudem die Verstärkung der Schulsozialarbeit und die Ausweitung der Schulpsychologie.

Claus Seebeck (CDU)

Es muss alles versucht werden, den Schul- und Kindergartenbetrieb aufrechtzuhalten. Erst wenn alle Maßnahmen vollumfänglich ausgeschöpft wurden, darf über Schulschließungen diskutiert werden. Als Erstes einmal muss die Unterrichtsversorgung wieder auf 100 Prozent gebracht werden, um einen durchgängigen Unterricht zu gewährleisten, nur dann können Kinder mit Lernrückständen durch gezielte Förderprogramme unterstützt werden. Unsere Kinder müssen gerade im Aufbau von Sozialkompetenzen gestärkt werden, denn sie müssen lernen, dass sie nur gemeinsam stark sind.

Jana Wanzek (Grüne)

Schüler*innen standen während der Pandemie zu selten im Mittelpunkt der Politik. Das muss sich ändern! Ich spreche mich gegen erneute Schulschließungen aus. Aber natürlich muss dafür Sorge getragen werden, dass Schüler*innen und Lehrkräfte vor Ansteckungen geschützt werden. Gute Schulpolitik ist nicht nur in Zeiten von Corona eine Frage der Ressourcen. Deshalb müssen Schulen mit ausreichend und gut ausgebildeten Lehrkräften ausgestattet werden. Auch die materielle und digitale Infrastruktur sind wichtige Bestandteile, damit Schulen ihrem Bildungsauftrag gerecht werden können.

Nicole Baron-Steffens (FDP)

Definitiv Nein! Die Kinder haben schon genug gelitten und schaffen es nicht, den Lernstoff aufzuholen. Sie brauchen einen normalen Rhythmus.

Peter Würdig (AfD)

Keine Schließung von Schulen, das lehnen wir heftig ab. Die Maskenpflicht für Schüler ist eine sinnlose Schikane, denn sehr junge Menschen sind durch eine Corona-Erkrankung nahezu nicht bedroht. Lehrer, die sich schützen wollen, können auf eigenen Wunsch eine Maske tragen, ein Zwang ist auch hier abzulehnen. Die Impfung gibt nahezu keinen Schutz, aber es sind schwere Nebenwirkungen einschließlich Todesfälle bekannt. Wer sich schützen will, tut es in eigener Verantwortung.

Susanne Berghoff (Tierschutzpartei)

Die Notwendigkeit erneuter Schließungen sehe ich momentan nicht, denn wir haben inzwischen einen guten Immunschutz. Es sollten Hygienemaßnahmen erfolgen (gute Durchlüftung, Desinfektion, Testpflicht). Gegebenenfalls sollte Wechselunterricht angeboten werden. Außerschulische Programme in der Freizeit und in den Ferien insbesondere für lernschwächere Schüler halte ich für sehr sinnvoll.

Wahlkreis 59

Oliver Lottke (SPD)

Wir haben ausreichend Instrumente zur Hand, um Schulschließungen zu vermeiden. Außerdem gehe ich davon aus, dass die Corona-Lage nicht so schlecht sein wird wie von manchen befürchtet und wir relativ gut durch den Winter kommen. Größere Sorgen als die Lernrückstände bereiten mir die psychischen und emotionalen Folgen. Ich habe früher selbst Jugendliche mit psychischen Erkrankungen betreut und erlebe, dass viele Kinder und Jugendliche sehr stark durch mangelnde Kontakte in der Pandemie gelitten haben. Mit dem Programm „Startklar für die Zukunft“ wirken wir dem entgegen.

Dr. Denis Ugurcu (CDU)

Als Schulleiter weiß ich genau, welche Folgen die Schulschließungen für die Schülerinnen und Schüler hatten. Neben den Lernrückständen müssen wir auch feststellen, dass viele Schüler nach den Schulschließungen an psychischen Problemen leiden. Andere Maßnahmen als Schulschließungen sind m. E. verhältnismäßiger. Die Lernrückstände müssen durch eine bessere Konzentrierung der Lehrpläne und durch Fördermaßnahmen aufgefangen werden. Wir benötigen aber auch verstärkte Anstrengungen, um die psychische Gesundheit der Schüler sicherzustellen. Deshalb bin ich gegen Schulschließungen!

Eva Viehoff (Grüne)

Die Schulen müssen offenbleiben, auch bei hohen Inzidenzen. Die entstandenen Lernrückstände sind besonders dort entstanden, wo Kinder nicht oder nur bedingt über geeignetes Material für den Online-Unterricht verfügten. Kinder und Jugendliche brauchen zudem die Gemeinschaft. Bevor man versucht, mit Eile Lernrückstände aufzuholen, sollten wir mit unseren Kindern und Jugendlichen über deren psychische Belastungen während Corona sprechen. Nur wer den Kopf frei hat, kann gut lernen und ggf. Stoff nachholen.

Patrick Heinemann (FDP)

Kinder und Jugendliche sind besonders stark von der Pandemie betroffen. Gerade der viele Unterrichtsausfall in den letzten zwei Jahren hat vielen Schülerinnen und Schülern zu schaffen gemacht und Bildungschancen beeinträchtigt. Für uns ist klar, dass wir alles dafür tun müssen, um Schulschließungen in Zukunft zu vermeiden. Um die Lernrückstände aufzuholen, müssen die guten Ideen, wie zum Beispiel ein „Lern-Buddy-Programm“, in dem Studierende Schulen und Schüler/innen kostenfrei unterstützen, um die in der Corona-Pandemie entstandenen Lernrückstände aufzuholen, umgesetzt werden.

Claas Landwehr (Linke)

Schon vor der Pandemie musste in Niedersachsen von einer Krise der Schulbildung gesprochen werden: Zu wenig Lehrpersonal, zu wenig Lehrerstudiengänge an den Unis. Dann die erst kurz zurückliegende Umstellung auf Abitur mit 13 Schuljahren. Gebäude, die oft sanierungsbedürftig und zu klein sind. Eine Aufholjagd nach Corona ist nicht schülergerecht – sie brauchen Zeit für Lernprojekte und soziales Miteinander.

Wolfgang Müller (dieBasis)

Nein. Dafür besteht kein Grund. Bei den „CoronaZahlen“ handelt es sich um eine mit einem nicht standardisierten PCR-Test ermittelte Feststellung von Bruchstücken eines Virus. Es ist nicht das Virus selbst oder gar der Nachweis einer bestehenden Infektion. Noch ungenauer ist ein Schnelltest. Ausbau der psychologischen Betreuung für Lehrer und Schüler mit Angststörungen. Es sollte immer den Eltern überlassen bleiben, ob sie ein Kind in eine öffentliche Schule schicken oder nicht. Lernrückstände: Einstellen motivierter Lehrer; z. B. freie Kapazitäten aus der freien Wirtschaft.

Kapitel 2

Steigende Energiepreise: Welche Ratschläge zum Sparen haben Sie für die Cuxländer?

Wahlkreis 57


Daniela Behrens (SPD)

Es ist wichtig, dass sich jeder mit dem Thema Energiesparen auseinandersetzt und für sich passende Wege findet. Denn die hohen Preise bei Strom und Gas sind für alle Haushalte eine große Belastung. Ich rate, die Beratungsangebote, die es im Cuxland und in Niedersachsen gibt, zu nutzen, z. B. die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen oder die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Die Fachbetriebe am Ort helfen auch. Viele Beratungsangebote gibt es auch im Internet.

Claus Seebeck (CDU)

Das Letzte, was unsere Cuxländer jetzt brauchen, ist noch ein Politiker, der Ihnen mit klugen Ratschlägen um die Ecke kommt. Jeder Einzelne weiß für sich, was zu tun ist. Die Politik muss für verlässliche und bezahlbare Rahmenbedingungen sorgen und ohne ideologische Einflüsse Entscheidungen für die Menschen hier vor Ort und in ganz Niedersachsen treffen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss gerade bei uns im Cuxland mit den Anforderungen der Landwirtschaft in Einklang gebracht werden. Wasserstoff und Biogas werden im Landkreis Cuxhaven eine entscheidende Rolle einnehmen.

Jana Wanzek (Grüne)

Ich werde meine Badewanne in diesem Winter deutlich seltener nutzen als in den letzten Jahren. Jede und jeder sollte dort Energie einsparen, wo es möglich ist. Das sollte das Credo auch unabhängig von gestiegenen Preisen sein.

Nicole Baron-Steffens (FDP)

Einfach alles etwas runterschrauben, das machen wir selber auch.

Peter Würdig (AfD)

Besondere Ratschläge zum Sparen (z. B. Kurz-Duschen) sind überflüssig und ein billiges Ablenkungsmanöver. Angesichts der bisherigen Preise spart jeder selbstverantwortlich, eine rigide Einschränkung des Lebensstandards ist abzulehnen. Einziger Tipp: Autorennen sind überflüssig, sinnloses Herum-Eiern im Kreis, sollte durch Seifenkisten-Rennen abgelöst werden.

Susanne Berghoff (Tierschutzpartei)

Ich rate dazu, mit dem Energieverbrauch etwas bewusster umzugehen und sich die Fragen zu stellen: Muss in mehreren Zimmern das Licht brennen, wenn ich mich nur in einem aufhalte? Muss der Fernseher laufen, wenn ich eigentlich mit anderem beschäftigt bin? Reicht es nicht, die Wäsche bei 30 Grad zu waschen? Kann ich mit dem Geschirr nicht warten, bis die Spülmaschine wirklich voll ist? Am besten wäre es natürlich, wenn ich meinen Strom aus der eigenen Photovoltaik-oder Windkraftanlage beziehe.

Wahlkreis 59

Oliver Lottke (SPD)

Ich halte nichts davon, anderen kluge Ratschläge

zum Energiesparen zu geben: Die Lebenswirklichkeiten von Menschen sind doch sehr unterschiedlich. Ich kann sagen, was ich mache: Strecken unter 10 Kilometer versuche ich mit dem Rad zu fahren. Die Warmwasseraufbereitung habe ich auf 40 Grad abgesenkt, um möglichst ausschließlich mit Solarthermie zu duschen. Die Temperatur im Wohnbereich wird gesenkt, in der kalten Jahreszeit möglichst viel Sonne ins Haus lassen und noch penibler darauf achten, dass Waschmaschine, Geschirrspüler etc. dann laufen, wenn die Solaranlage Strom produziert.

Dr. Denis Ugurcu (CDU)

Die steigenden Energiepreise machen das Leben schwer und die Lebenshaltungskosten sind zum Teil erdrückend, wie ich auch bei meinen Hausbesuchen persönlich erfahren habe. Ehrlicherweise halte ich nichts davon, dass Politiker den Menschen jetzt schlaue Ratschläge zum Sparen geben. Wir sind dafür zuständig, dass die Probleme gelöst werden, und darauf sollte man sich konzentrieren. Für Ratschläge sind die Verbraucherzentralen die besseren Ansprechpartner. Außerdem bin ich überzeugt, dass die Menschen sich sehr mit der Thematik auseinandersetzen.

Eva Viehoff (Grüne)

Tatsächlich werden auf uns alle erhebliche Kosten zukommen. Diese müssen besonders für Menschen ohne hohe Einkommen von Landes- und Bundespolitik abgefedert werden. Wegen der Marktregeln bei Energie bin ich dafür, diese Kosten über eine Übergewinnsteuer auszugleichen. Gleichzeitig muss es aber für jede und jeden heißen – Energie sparen! Mein Tipp: mal wieder Rad fahren, die Raumtemperatur auf 18-19 Grad reduzieren, nicht heiß duschen, Wäsche auch mal bei 30 Grad waschen. Im Übrigen - Energie sparen spart CO2, ist gut fürs Klima und insofern auch ohne die Krise richtig und wichtig.

Patrick Heinemann (FDP)

Meiner Meinung nach gibt es nicht den EINEN Ratschlag. Jeder kann für sich selbst entscheiden, wie man mit den hohen Energiepreisen umgeht und spart da ein, wo es persönlich Sinn macht und möglich ist. In öffentlichen Gebäuden, dort wo es möglich ist, kann man die Temperatur zum Beispiel reduzieren. Ein Dimmen oder Abschalten von LED-Beleuchtung im öffentlichen Raum halte ich dagegen für wenig sinnvoll.

Claas Landwehr (Linke)

Grundsätzlich gilt: Mit Spartipps ist dieser Energiekrise nicht beizukommen, sie können allenfalls einen sehr kleinen Beitrag leisten. Natürlich muss sich niemand mit warmem Wasser die Hände waschen – Boiler und Durchlauferhitzer an Waschbecken aus! Straßenbeleuchtung mitten in der Nacht ist entbehrlich, von null Uhr bis fünf Uhr kann die Straßenbeleuchtung entfallen. Wichtiger wäre die Energiegewinnung: Alle geeigneten öffentlichen Gebäude (v. a. Hallen) mit Photovoltaik versehen!

Wolfgang Müller (dieBasis)

Unmut über die bestehende Politik äußern. Es kann nicht in dem Maß gespart werden, wie die Preise davongaloppieren. Politisches Ziel müssen Steuersenkungen und Hilfsgelder sein bzw. Öffnung von Nord Stream 2.

Kapitel 3

Anrufsammeltaxi, Bürgerbus – nichts funktioniert wirklich. Was läuft da falsch? Oder gibt es auf dem Land keine Alternative zum Auto?

Wahlkreis 57


Daniela Behrens (SPD)

Die These, dass nichts funktioniert, teile ich nicht. Richtig ist, dass der öffentliche Personennahverkehr bei uns auf dem Lande viel schwieriger zu organisieren ist und mit hohen Kosten verbunden ist. Weite Strecken und vergleichsweise wenige Fahrgäste machen es schwer, einen attraktiven Fahrplan anzubieten. Daher brauchen wir einen Mix von Angeboten: Rufbus und Bürgerbusse, Bildung von Fahrgemeinschaften, Verstärkung Anrufsammeltaxi, digitale Vernetzung der Fahrpläne und -angebote. Die hohen Fahrgastzahlen des BürgerBus Osteline in Lamstedt und Hemmoor machen Mut und sind Vorbild.

Claus Seebeck (CDU)

Auf dem Land gilt es die Mobilität anders zu gestalten, sie muss bedarfsgerecht, anlassbezogen und flexibel sein. In meinem Wahlkreis gibt es einige gute Ansätze: In Geestland haben wir ein AST-System flächendeckend über die ganze Stadt und auch darüber hinaus angelegt - bis zu den Bahnhöfen Dorum bzw. Hechthausen. In Neuenwalde gibt es ein öffentliches Dorfauto, im Bereich Hemmoor-Lamstedt den Osteliner. Solche alternativen Bedienformen gilt es zu optimieren, zu verbessern und auszubauen. Die Kommunen müssen hierfür mit den erforderlichen Finanzmitteln ausgestattet werden.

Jana Wanzek (Grüne)

Meiner Meinung nach wurde der Fokus in den letzten Jahren falsch gesetzt. Der Ausbau des ÖPNV gelingt nur schrittweise und hätte längst viel weiter sein können. Gerade im ländlichen Raum braucht es kreative Ideen und Lösungen wie z. B. Ridepooling-Dienstleistungen, Carsharing oder Bikesharing. Hinzu kommt, dass der ÖPNV günstiger und flexibler werden muss. Ersteres hat uns das 9-Euro-Ticket vor Augen geführt. Mobilität ist ein Grundrecht und die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben. Das muss auch ohne den Besitz eines eigenen Autos möglich sein.

Nicole Baron-Steffens (FDP)

Es wird zu wenig Werbung für diese Angebote gemacht.

Peter Würdig (AfD)

Auf dem Land gibt es in vielen Situationen tatsächlich keine Alternative zum Auto. Daher brauchen wir wieder zumutbare Preise an der Tankstelle. Ebenso ist die Pendler-Pauschale auf die tatsächlichen Kosten anzuheben. Für die Zukunft kann man Versuche mit selbstfahrenden E-Mobilen machen.

Susanne Berghoff (Tierschutzpartei)

Es muss diese Alternative geben. Wir sollten eine breite Evaluation durchführen und gemeinsam überlegen, wo Nachbesserungen erforderlich sind.

Wahlkreis 59

Oliver Lottke (SPD)

Ohne Auto werden wir im Cuxland kaum auskommen. Die Automobilindustrie ist ein großer Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber in Niedersachsen, auch für unsere Werkstätten vor Ort. Umweltfreundliche Antriebsformen wie Brennstoffzellen oder synthetische Kraftstoffe werden eine größere Bedeutung haben. Der ÖPNV muss digitaler und besser vernetzt werden. Bei besserer Taktung der Züge und einem günstigen Ticketangebot wird es gelingen, mehr Pendler vom Auto auf die Schiene zu bringen. Wir benötigen einen „Hausanschluss Mobilität“. Alle Menschen sollen ohne eigenes Auto mobil sein können.

Dr. Denis Ugurcu (CDU)

Im ländlichen Raum haben wir eine ganz andere Situation im ÖPNV als in der Stadt. Das Anrufsammeltaxi kann eine gute Ergänzung sein. Wir sollten aber das Auto nicht verteufeln, denn viele achten bereits jetzt auf spritsparende Autos und wir sind auf dem Lande nun mal auf das Auto angewiesen. Die Dörfer sollten stärker vom ÖPNV angefahren werden und nicht nur 2-mal am Tag. Daher müssen wir mehr in den Ausbau des ÖPNVs investieren. Neben dem starken Ausbau des ÖPNVs müssen wir auch die Pendler unterstützen und die Pendlerpauschale erhöhen.

Eva Viehoff (Grüne)

Hier gibt es tatsächlich noch einiges zu tun, um die Angebote über die jeweiligen Kommunalgrenzen zu synchronisieren, damit es besser funktioniert. Dazu gehört für mich ein bundesweiter Regionaltarif. Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt – ohne Tarifdschungel wird der ÖPNV öfter genutzt. Ganz auf das Auto verzichten wird man im ländlichen Raum nicht können. Für mich wäre es jedoch schon ein Erfolg, wenn der ÖPNV auf dem Land so getaktet wäre, dass man aufs Zweit- und Drittauto verzichten kann.

Patrick Heinemann (FDP)

In der Gemeinde Beverstedt wird das Anrufsammeltaxi relativ gut angenommen. Hier ist aber definitiv Luft nach oben. Die Buchung muss einfacher und digitaler werden. Wenn ich das Taxi einfach über eine App buchen kann, wird es meiner Meinung nach für viele Menschen attraktiver. Außerdem muss die Preisstruktur geändert werden. Es darf nicht teurer sein als mit dem eigenen Pkw.

Claas Landwehr (Linke)

Das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, wie groß der Bedarf ist – auch auf dem Land. Wie viel Straßenausbau ließe sich einsparen, wie viele CO2-Emissionen, wenn man auch dafür Geld hätte? Und so viele Menschen würden es begrüßen! Der öffentliche Nahverkehr muss sich nach den Bedürfnissen der Menschen und ihren Lebensgewohnheiten richten. Eine erhöhte Pendlerpauschale fördert den Individualverkehr, ist also klimaschädlich. Und damit sehr, sehr teuer! Auch ein „unwirtschaftlicher“ Bus ist dann für alle günstiger.

Wolfgang Müller (dieBasis)

Das Angebot ist zu gering; somit fehlt die Akzeptanz.

Kapitel 4

Wie bekommen Sie es ganz konkret hin, dass Ärzte, Lehrer und Unternehmer auch aufs Land wollen?

Wahlkreis 57


Daniela Behrens (SPD)

Als Erstes ist es wichtig, die auf dem Land sind, auch dort zu halten. Junge Menschen, die zum Medizin- oder Lehrer-Studium unsere Region verlassen, müssen begleitet und unterstützt werden, damit sie wieder zurückkommen. Ansonsten ist es wichtig, dass das Umfeld stimmt: gute Kitas und Schulen, Kultur- und Vereinsleben, Breitband, Einkaufsmöglichkeiten, Nahverkehr. Als Land haben wir viele Programme z. B. zur Stärkung von Praxen oder der Gemeinden aufgelegt. Förderprogramm wie „Zukunftsräume Niedersachsen“, die sich gerade an ländliche Gemeinden richten, müssten fortgesetzt werden.

Claus Seebeck (CDU)

Die kassenärztlichen Vereinigungen fordere ich auf, einen Landarzt-Zuschlag einzuführen. Dabei handelt es sich um einen Vergütungszuschlag für unterversorgte Gebiete. Die Schaffung von regionalen Versorgungszentren muss zur Stärkung der sozialen Daseinsvorsorge weiter vorangetrieben werden. Mit einem Dorflehrerprogramm müssen Anreize für Lehrkräfte und Schulleitungen im ländlichen Raum gesetzt werden (Flächenprämie). Unternehmer brauchen eine zuverlässige Infrastruktur, den Anschluss an digitale Netze und eine starke Wirtschaftsförderung (N-Bank).

Jana Wanzek (Grüne)

Um den ländlichen Raum für Fachkräfte attraktiver zu gestalten, bedarf es u. a. den Ausbau des ÖPNV. Aber auch die Kinderbetreuung ist ein wichtiger Baustein. Nur wenn wir eine verlässliche und flexible Kinderbetreuung anbieten können, kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf funktionieren. Dafür ist der Ausbau der Ganztagsbetreuung notwendig. Insgesamt müssen aber auch mehr Fachkräfte ausgebildet werden.

Nicole Baron-Steffens (FDP)

Indem wir unsere Region lebenswert gestalten.

Peter Würdig (AfD)

Unser Land ist attraktiv. Allerdings brauchen wir weder Funklöcher noch Windparks, dafür müsste die Infrastruktur auf einen modernen Stand gebracht werden. Die Schule insgesamt (nicht nur auf dem Land) wird wieder attraktiv, wenn Disziplin und Respekt auf den Stand gebracht werden, der erfolgreiches Lernen mit einem hohen Standard möglich macht.

Susanne Berghoff (Tierschutzpartei)

In allen Bereichen Praktika für Studierende anbieten, damit sie die Attraktivität des Lebens jenseits der Metropolen kennenlernen. Mehr Möglichkeiten schaffen für Quereinsteiger in den Lehrerberuf. Hilfe bei der Wohnraumbeschaffung anbieten. Mehr kulturelle Angebote auf dem Land schaffen. Auf Landesebene die Landarztquote einführen.

Wahlkreis 59

Oliver Lottke (SPD)

Wir werden mehr Möglichkeiten schaffen, dass Ärztinnen und Ärzte in einem regionalen Gesundheitszentrum angestellt sind. Wir haben die Anzahl der Studienplätze ausgebaut und haben die Landarztquote eingeführt. Für Lehrkräfte setzen wir A13/E13 für alle um. Ein Prämiensystem als zusätzlicher Anreiz sowie Lockerungen beim Quereinstieg sollten weitere Maßnahmen sein. Durch gute Kenntnisse über die Programme der NBank muss die Wirtschaftsförderung interessierte Unternehmen unterstützen. Wir sollten allen, die zu uns kommen wollen, zeigen, wie schön es hier ist zu leben.

Dr. Denis Ugurcu (CDU)

Wir sollten mehr unsere Vorteile darstellen. Es ist doch wunderbar, auf dem Lande – unserer Heimat - zu leben. Wir können mit unseren Stärken werben. Wir müssen gleichzeitig aber auch in einigen Regionen mehr in die digitale Infrastruktur und in die Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf investieren. Außerdem ist die Landarztquote der erste richtige Schritt. Diese Quote sollten wir aber auch schrittweise noch weiter ausbauen. Im Schulbereich sollten wir es durch Anreizsysteme (z. B. Prämien) schaffen, dass mehr Lehrkräfte in Schulen des ländlichen Raumes unterrichten wollen.

Eva Viehoff (Grüne)

Für die Ansiedlung von Unternehmen sowie die Gewinnung von Fachkräften wie Ärzt*innen und Lehrkräften brauchen wir eine nachhaltige Infrastrukturoffensive für den ländlichen Raum. Neben guten Mobilitätsangeboten jenseits individueller Lösungen gehören dazu besonders eine Digitalisierungsoffensive und eine gute Nahversorgung sowie attraktive Freizeitangebote. Allerdings werden für die Gewinnung von Fachkräften auch attraktive Beschäftigungsangebote sowie Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort immer wichtiger. Dies muss unbedingt beachtet werden.

Patrick Heinemann (FDP)

Das Leben auf dem Land muss attraktiver werden. Dies geht nur über die Verbesserung der gesamten Infrastruktur. Glasfaserausbau und Digitalisierung, Erreichbarkeit von Schulen und Kitas, Abbau bürokratischer Hürden, bezahlbarer Wohnraum, Stärkung der örtlichen Vereine und des Kulturangebots.

Claas Landwehr (Linke)

Es fängt an mit der Infrastruktur: Wo nicht mal ein Bus fährt, kein Hausarzt ist und schon gar keine Apotheke, lassen sich sehr ungern Lehrer/-innen und Unternehmen nieder. Und auch Ärzte nicht, wenn ihre Kinder lange Schulbusfahrten in Kauf zu nehmen haben. Hinzu kommt: Bei Ärzt/-innen, Lehrer/-innen muss es einen Gehaltsauszuschlag geben, wenn sie aufs Land gehen. Lösungen könnten auch in öffentlichen Ärztehäusern bestehen, in denen Ärzt/-innen als Angestellte der Landkreise arbeiten. Warum nicht?

Wolfgang Müller (dieBasis)

Anreize schaffen: niedrige Steuern, tolerieren resp. unterstützen von alternativen Konzepten.

Christian Döscher

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