Schätze hoch unterm Schuldach - zum Jubiläumsfest am NIG braucht man Kondition
Vom Bierkeller bis zum Boden hoch über Beers - das Niedersächsische Internatsgymnasium bietet bunte Vielfalt zum 100-jährigen Bestehen. Vergangenheit und Gegenwart unter einem Dach. „Zeitreise“ an einem Tag. Nichts für Fußfaule oder Stauballergiker.
von Andreas Schoener 17. September 2023
Kunstlehrer Jörg Tegeler (rechts) hat bei seinen Führungen reichlich Publikum. Viele, die sich ihm anschließen, staunen nicht nur über die Schätze auf dem Dachboden, sondern wollen auch einen exklusiven Blick aus dem Turmzimmer in die Ferne werfen. Foto: Scheschonka
Rund zwei Jahre lang haben Schulleitung, Kollegium, Schulelternrat, Ehemaligen- und Förderverein und nicht zuletzt die Schüler leidenschaftlich das Jubiläumsfest am NIG vorbereitet. Es sollte sich lohnen: Bis abends strömen Besucher herbei - Eltern, Ehemalige, Freunde und viele mehr. Sie kämpfen sich durch die Flure zu den Projektgruppen, absolvieren eine schweißtreibende Schulrallye und erklommen die Stiegen bis unters Dach, wo viele staubige Schätze wie alte Schreibmaschinen, Stempelkissen und präparierte Tiere lagern. Oder sie werfen Blicke durch die Fenster des ansonsten versperrten Nordturms über den See hinaus weit ins Cuxland hinein.
100 Jahre NIG in Bad Bederkesa - Der Festakt
Das Niedersächsische Internatsgymnasium (NIG) in Bad Bederkesa feiert sein 100-jähriges Bestehen mit einem großen Festakt, zu dem auch viele ehemalige Schüler gekommen sind.
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Das Forum des niedersächsischen Internatsgymnasiums ist voll, als der Festakt beginnt. Schulleiter Frank Stegemann eröffnet die Veranstaltung mit Grußworten, weitere werden folgen - unter anderem von dem Europaabgeordneten David McAllister (CDU), der am NIG sein Abi machte. Die Festrede hält Lehrer Sönke Hansen - sein Ausflug in die Schulgeschichte hält auch Augenzwinkerndes bereit.
Foto: Scheschonka
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Das Schulfest zum 100jährigen Jubiläum des niedersächsischen Internatsgymnasiums NIG in Bad Bederkesa startet mit mit Reden und Musik im Forum der Schule. Gelegenheit für eine Verschnaufpause auch bei diesen Schülerinnen und Schülern, die fleißig mit organisiert haben.
Foto: Scheschonka
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Ohne Festreden geht es nicht. Die beiden Schülerinnen Davina Weidner und Joana Zachow - sie stehen direkt vor der Bühne - führen am Vormittag im Forum durchs Programm.
Foto: Scheschonka
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Das Schulfest zum 100jährigen Jubiläum des niedersächsischen Internatsgymnasiums NIG startet mit dem Festakt mit Reden und Musik im Schulforum.
Foto: Scheschonka
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Ein exklusiver Blick aus dem Turmzimmer auf den Beerster See. Bei der Dachbodenführung genießen auch diese Besucher einen ganz besonderen Moment. Normalerweise ist die Türe verschlossen.
Foto: Scheschonka
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Kunstlehrer Jörg Tegeler (rechts) hat bei seinen Dachbodenführungen reichlich Publikum. Viele, die sich angeschlossen haben, wollen aus dem Turmzimmer in die Ferne sehen. Während der Tour gibt es auch reichlich Schätze aus vergangenen Zeiten zu entdecken, die im Schulalltag nicht mehr gebraucht werden.
Foto: Scheschonka
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Das NIG-Ensemble spielt am Sonnabendmorgen unter der Leitung von Jan Kaufhold - gelungener Beitrag zum Auftakt der Feierlichkeiten an der Schule.
Foto: Scheschonka
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Der amtierende Schulleiter Frank Stegemann (Zweiter von links) mit seinen Amtsvorgängern beim 100-Jährigen (von links): Bertold Wunderle (er war von 1990 bis 2008 im Amt), Peter Duryn (2008 bis 2017) und Matthias Krapp (2017 bis 2021).
Foto: Scheschonka
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Ganz schön dunkel hier oben: Beim Schulfest zum 100jährigen Jubiläum des niedersächsischen Internatsgymnasiums NIG lädt Kunstlehrer Jörg Tegeler zur Besichtigung des geheimnisvollen Dachbodens ein.
Foto: Scheschonka
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Das Licht fällt spärlich durch die Dachbodenfenster - magische Momente bei der Führung von Kunstlehrer Jörg Tegeler.
Foto: Scheschonka
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Der Dachboden hat eine Menge zu bieten: Auch die Siebenjährige Jella wagt einen Blick auf die "eingelegten" Geheimnisse, in diesem Falle ist es eine präparierte Python.
Foto: Scheschonka
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Kristina Zimdars freut sich sichtlich. Die Tochter des langjährigen Schulleiters Heinz Zimdars (er war von 1970 bis 1986 an der Schule) "baute" 1981 ihr Abi am NIG. Bei der Jubiläumsveranstaltung am Sonnabend wirft die heute 62-Jährige gern einen Blick ins Innere der Schuluhr, die längst stehengeblieben ist.
Foto: Scheschonka
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Fundgrube: Bei der Führung durchs Dachgeschoss wagt die siebenjährige Jella (in pink gekleidet) einen Blick auf die ausgestopften Tiere, von denen das eine oder andere schon mal zum Abzeichnen im Kunstunterricht verwendet wird.
Foto: Scheschonka
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"History Of The Dance" in der alten Schulaula beim Schulfest zum 100jährigen Jubiläum des niedersächsischen Internatsgymnasiums NIG - nur eine von vielen Gruppen der Projektwoche.
Foto: Scheschonka
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Bei der Projektgruppe "Jugendlocations" blieb man selbstverständlich im Rahmen (von links): Stefan Eltermann-Westphal verewigt (von links): Insa Junge, Bettina Rehermann und Imke Westphal als "Polaroid-Foto".
Foto: Scheschonka
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Gewusel im Treppenhaus und auf den Gängen: Beim Schulfest kamen Hunderte aus nah und fern, um sich die Entwicklung des NIG aus der Nähe anzusehen.
Foto: Scheschonka
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Der elfjährige Konstantin hat ein Projekt mitgestaltet und darf nun unterm Dachboden in ein merkwürdiges Instrument pusten. Kunstlehrer Jörg Tegeler sieht zu.
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Das Schulfest zum 100jährigen Jubiläum des niedersächsischen Internatsgymnasiums NIG zeigt auch, wie sich die Atlanten in den Jahren verändert haben.
Foto: Scheschonka
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Der "Bookingham Palace" - auch ein Teil der Projektwoche - ist erst einmal umgezogen in die Schulbibliothek. Einige "Leseratten" schauten interessiert vorbei.
Foto: Scheschonka
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Auch das gibt es bei der Jubiläumsfeier: "History Of The Dance" in der alten Schulaula - nur eine von vielen Projektgruppen.
Foto: Scheschonka
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Der Weg durchs Schulgebäude und die vielen Angebote machen hungrig.: Beim Schulfest zum 100jährigen Jubiläum des niedersächsischen Internatsgymnasiums NIG herrscht Andrang auch in der "kulinarischen Abteilung".
Foto: Scheschonka
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"NIG international": Unter der Leitung von Spanischlehrer Sebastian Frese haben die rund 15 Projektschüler unter anderem Elterninfos in mehreren Sprachen verfasst. Längst nicht mehr alle Schüler an der Einrichtung haben ihre Wurzeln noch in Deutschland.
Foto: Scheschonka
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Erstaunlich, erstaunlich, erstaunlich: Die Tierpräparate aus alten Zeiten wecken auch das Interesse von Phillipp Roux aus Bederkesa. Der Neunjährige will im nächsten Schuljahr ans NIG.
Foto: Scheschonka
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Die "100" grüßt in pflanzlicher Form vor dem Eingang des Hauptgebäudes.
Foto: Scheschonka
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Ein Prosit aufs Schuljubiläum: Gerhard Henschel und seine Frau Lisa, geborene Schäfer. Die beiden lernten sich am NIG kennen, machten ihr Abitur 1959. Bis heute sind sie miteinander verheiratet.
Foto: Schoener
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"Schätze der Schule": Mit Führungen durch die Bodenräume entdeckten die Besucher so manche Kostbarkeit aus längst vergangenen Unterrichtstagen - auch diese Skulptur hatte die Projektgruppe augenfällig postiert.
Foto: Schoener
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Diese Puppe auf dem Bett macht deutlich, wie die Internatsschüler in den Anfängen auch gewohnt haben: bis zu vier Leute in einem kleinen Zimmer. Den Raum im Archiv nutzte in der Vergangenheit auch so mancher Lehrer als Schlafstätte, wenn es bei der Unterrichtsvorbereitung mal wieder spät geworden war.
Foto: Schoener
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Der neue Schulsong sitzt: Projektorchester und -chor des NIG unter Leitung von Jan Kaufhold (links) und Corinna Ahlers bedanken sich nach der klangvollen Premiere beim Publikum im Forum für den Applaus.
Foto: Schoener
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Festredner Sönke Hansen signiert Waltraud Scholz ein Exemplar der druckfrischen Festschrift. Scholz organisierte als zweite Vorsitzende des Fördervereins im Jahr 1994 den Protest gegen die geplante Auflösung des NIG. Mit Erfolg. Foto: Schoener
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Auch eine ehemalige NIG-Abiturientin: Jana Hansmann. Die junge Frau tourt heute als "Harbour Violet" durch die Lande. Am Sonnabend begeisterte sie zu später Stunde im Forum.
Foto: Schoener
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Der musikalische "Knaller" der Jubiläumsfeierlichkeiten: die Lokalmatadoren von "Epic Spaceballs". Die Band aus Bad Bederkesa ließ kurz vor Mitternacht vor allem die Herzen der Jugendlichen höher schlagen.
Foto: Privat
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Hat zu Beginn der 80er Jahre das NIG besucht und ist wegen des Jubiläums eigens aus den Vereinigten Staaten nach Bad Bederkesa gekommen: Jörn Engel. Der heute 47-Jährige will bis Monatsende bleiben, um möglichst viele Freunde von damals zu besuchen.
Foto: Schoener
Schulleiter Frank Stegemann (Zweiter von links) mit seinen Amtsvorgängern (von links): Bertold Wunderle (von 1990 bis 2008 im Amt), Peter Duryn (2008 bis 2017) und Matthias Krapp (2017 bis 2021). Foto: Scheschonka
Die Eröffnung im Forum - sie ist für geladene Gäste - stimmt mit wohlmeinenden Worten und mehr oder weniger launigen Reden auf den Dreiklang des Jubiläums ein: 100 Jahre seit Gründung des Gymnasiums, 95 Jahre nach dem ersten Abi und 75 Jahre seit der Wiedereröffnung. Schulleiter Frank Stegemann lobt dankbar die Bemühungen fürs große Fest, Wolfgang Broy, als schulfachlicher Dezernent der Niedersächsischen Landesschulbehörde zuständig fürs NIG, hebt das „lebendige gymnasiale Tun“ hervor, mit dem allen Schülern der notwendige Schutz und die Möglichkeit zur Entwicklung gegeben werde. Europaabgeordneter David McAllister - er hatte 1989 sein Abi am NIG „gebaut“ - blickt staatstragend auf die Geschichte der Einrichtung, erinnert an den Kampf um ihren Erhalt und an die insgesamt 20 Millionen Euro, die das Land für Erweiterung und Modernisierung in die Hand genommen habe.
Ein Prosit aufs Schuljubiläum: Gerhard Henschel und seine Frau Lisa, geborene Schäfer. Die beiden lernten sich am NIG kennen, machten hier auch ihr Abitur 1959. Bis heute sind sie miteinander verheiratet und leben in Bad Bederkesa. Foto: Schoener
Grünen-Landtagsabgordnete Eva Viehoff spricht, CDU-Landtagsabgeordneter Claus Seebeck („Die Herausforderungen des NIG stehen auf meiner Aufgabenliste ganz oben“) und Geestlands Bürgermeisterin Gabi Kasten (CDU), die die Bedeutung der Schule für Ort, Stadt und Region unterstreicht. Von Musik des NIG-Ensembles unter Leitung von Jan Kaufhold und der Vorstellung des neuen Schulsongs durch Projektorchester und -chor aufgelockert hat anschließend Sönke Hansen seinen „Auftritt“ am Mikro. Der ehemalige NIG-Schüler, der an der Seminarstraße seit 2004 Deutsch und Geschichte unterrichtet, lässt mit profunden historischen Kenntnissen und persönlichen Anmerkungen das NIG ebenso wortreich wie liebevoll als „besondere Schule im Elbe-Weser-Dreieck“ erstrahlen. „Wir sind eine Schule mit Traditionen, die wir hegen und pflegen. Manches hält sich, manches vergeht - doch Wichtiges bleibt.“
Das „Bing-Bing-Bing“ ist längst Geschichte
Das zweite Teil des Schulfestes - am Nachmittag dürfen sich die Besucher ein Bild von den Ergebnissen der Projektwoche machen - ist vor allem Gelegenheit zur Begegnung. Und zur Erinnerung. Einer der beliebten Dachbodenführungen von Kunstlehrer Jörg Tegeler hat sich auch Kristina Zimdars angeschlossen. Die Tochter des ehemaligen Schulleiters Heinz Zimdars (1970 bis 1986) freut sich, einen Blick ins Räderwerk der Schuluhr zu werfen, die sich bis zu ihrem Stillstand regelmäßig mit kristallklarem „Bing-Bing-Bing“ bemerkbar machte. „Ich bin immer wieder gerne hier“, sagt die 62-Jährige und erzählt schmunzelnd davon, wie sie sich von ihrem Vater seinerzeit die notwendigen Schlüssel ausgeliehen habe, um einen Blick in verborgene Ecken der Schule zu werfen.
Die Projektgruppe „Jugendlocations“ bleibt im Rahmen: Stefan Eltermann-Westphal hält das „Polaroid“, in dem sich (von links) Insa Junge, Bettina Rehermann und Imke Westphal ablichten lassen Foto: Scheschonka
Begeistert ist auch Eckehard Herrmann, in den 50er Jahren Schüler am NIG. Mit Ehefrau Helga genießt der heute 82-Jährige jeden Moment unterm altehrwürdigen Gebälk. Autor Lutz Klevemann aus Ankelohe - er machte Abi 1994 - stöbert ebenso interessiert durchs Archiv wie Nadine Barth. Die Drangstedterin, Abiturienten von 1996, erinnert sich an die Tonschalen, die sie während der Schulzeit für ihre Mutter getöpfert und dann nicht mehr wiedergefunden hat. „Kunstlehrer Edgar Schulz war von meinen Arbeiten wohl so angetan, dass er sie kurzerhand in die Schulvitrinen gestellt hatte.“
Ehemalige NIG-Schülerin Jana Hansmann. Als „Harbour Violet“ begeistert sie am Abend. Foto: Schoener
Wer noch genügend Reserven hat nach dem langen Jubiläumstag, trifft sich auf ein kühles Blondes im Bierkeller oder draußen zu Currywurst und Pommes. Oder noch später im Forum. Dort geben ehemalige und aktuelle Schüler - unter anderem die „Epic Spaceballs“ - kleine Konzerte bis weit nach Mitternacht. Sönke Hansen hört gern zu. „Am Sonntag werden wir erst einmal gemeinsam aufräumen“, sagt der Lehrer. Und am Montag ist wieder Alltag. Das nächste Jubiläum kommt bestimmt.
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