Seit Beginn des Jahres ist die Zahl der Anträge für den Kleinen Waffenschein stark angestiegen. Wie der Kreis Cuxhaven auf Nachfrage der NORDSEE-ZEITUNG mitteilte, wurden im Januar und Februar dieses Jahres bereits 44 Kleine Waffenscheine für den Erwerb von Schreckschusswaffen und Gaspistolen ausgestellt. Setzt sich dieser Trend fort, entspräche das hochgerechnet für das Jahr 2023 rund 264 Kleine Waffenscheine (KWS).
Verdoppelung der Anträge zum Jahresbeginn
Das wären mehr als doppelt so viele wie in den vergangenen Jahren. Zum Vergleich: Zuletzt wurden pro Jahr im Schnitt nur rund 113 Anträge gestellt (2020: 104 KWS, 2021: 126 KWS und 2022: 110 KWS) Der Kreis Cuxhaven geht allerdings davon aus, dass es sich dabei nur um einen vorübergehenden Trend handelt. „Zwar beobachten wir seit Jahresbeginn einen Anstieg, die Entwicklung ist aber bereits rückläufig“, sagte Kreissprecherin Kirsten von der Lieth.
Zunächst müsse die Entwicklung bis zum Jahresende abgewartet werden. Insgesamt haben im Landkreis Cuxhaven derzeit 1859 Personen einen Kleinen Waffenschein.
Mehr Kleine Waffenscheine: Innenministerin übt Kritik
Zuletzt hatte die Niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) eine stark gestiegene Nachfrage nach Kleinen Waffenscheinen im Bundesland kritisiert. „Diese Entwicklung ist definitiv keine gute. Mehr Waffen führen nicht zu mehr Sicherheit in einer Gesellschaft - im Gegenteil“, sagte die Innenministerin aus Bokel.
„Insbesondere Schreckschusswaffen sind häufig auf den ersten Blick nicht von scharfen Schusswaffen zu unterscheiden.“ Die Ministerin werde sich daher auch die geplante Änderung des Waffenrechtes genau anschauen.
Nach Angaben des Ministeriums ist die Zahl der Kleinen Waffenscheine 2022 in Niedersachsen um 4.000 auf 79.794 angestiegen. In der Stadt Bremerhaven verfügen Stand März 2023 insgesamt 1.055 Personen über eine entsprechende Berechtigung. Das sind 170 mehr als drei Jahre zuvor.
Polizeiinspektion Cuxhaven fordert Verbot
Die Polizeiinspektion Cuxhaven spricht sich unterdessen sogar schon für ein Verbot von Schreckschusspistolen aus. „Ein deutlich stringenteres Waffenrecht und ein grundsätzliches Verbot zum Erwerb und Besitz von Schreckschusswaffen wäre aus Sicht der Polizeiinspektion Cuxhaven sehr wünschenswert“, sagte Polizeisprecher Stephan Hertz auf Nachfrage der NZ.
Polizei: Schreckschusswaffen sind sinnlos und gefährlich
„Schreckschusswaffen sind sinnlos“, so der Polizeisprecher weiter. „Sie vermitteln dem Besitzer bestenfalls ein subjektives Gefühl von Sicherheit.“ In einer Gefahrensituation würden sie jedoch eher zur Eskalation beitragen. Zudem sähen sie echten Waffen dermaßen ähnlich, dass sie von Polizisten leicht verwechselt werden könnten. Außerdem können sie Verletzungen im Bereich des Gehörs verursachen.
„In den vergangenen Jahren wurden etwa ein halbes Dutzend Verstöße mit Schreckschusswaffen festgestellt“, sagte Polizeisprecher Stephan Hertz. Damit sei die Tendenz in etwa gleichbleibend. Die Waffen wurden bei Verkehrskontrollen sichergestellt oder bei Streitigkeiten eingesetzt. „Bedrohungen mit Schreckschusswaffen gegenüber Polizeibeamten haben in den vergangenen Jahren glücklicherweise nicht stattgefunden“, sagte er.