Künftig schlafe ich in einem Palast der Ewigkeit. Ich hatte noch geschwankt, ob ich nicht lieber zwischen den Dächern von Paris nächtigen möchte, aber die waren mir dann doch zu grau, und „Elephants’s breath“ lag preislich eher in der Kategorie Luxuselefant. Einen Umzug vorzubereiten, lässt einen in neue, unbekannte Welten vorstoßen. Zum Beispiel in die Welt der Wandfarben, die sich seit meinem letzten Wohnungswechsel mächtig verändert hat. Offenbar beschäftigen die Hersteller mittlerweile ganze Poesiewerkstätten, die aus banalem Beige eine Wüstenromanze machen und aus Mittelgrau ein melancholisches Morgenlicht. Oder war‘s am Ende doch die KI, die die Elfenbein-Rebellin erfand? Ganz gleich, ob menschlich oder künstlich erdacht - jeder Name verspricht nicht nur Farbe, sondern gleich ein neues Lebensgefühl: Ruhe, Abenteuer, Geborgenheit. Das brauche ich auch dringend. Mein aktuelles Lebensgefühl schwankt zwischen Chaosrot und Panikblau. Werde ich alles rechtzeitig packen? Passt der Kleiderschrank überhaupt durch die Tür? In solchen Momenten greife ich gierig nach jeder Illusion. Wenn schon Kartons, Kabelsalat und verlorene Schrauben meinen Alltag regieren, dann darf wenigstens die Wand poetisch klingen. Und so streiche ich bald die Ewigkeit an die Wände. Es wird aussehen wie: grau-rosa. Aber vielleicht ist das der Trick - dass man inmitten von Schweiß, Staub und Flüchen glaubt, bald ein Palastbewohner zu sein. Ein paar handfeste Umzugshelfer wären allerdings auch nicht schlecht. Oder nennen die sich jetzt „Giganten der Kartons“?
Weiterlesen
Wählen Sie das für Sie passende Angebot und lesen Sie weiter
- jederzeit umfassend informiert
- Zugriff auf über 10.000 zahlungspflichtige Artikel
- uneingeschränkter Zugriff auf unsere Rätselwelt
Der NZ-Newsletter
Alle wichtigen Nachrichten und die interessantesten Ereignisse aus der Region täglich direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Mit Empfehlung aus der Redaktion.