Mein Hausgeist, die Brille, der durchgedrehte Wecker und eine handfeste Drohung

Irgendetwas stimmt hier nicht. Zu viel Unfug geschieht. Der Funkwecker zum Beispiel. Auf dem Nachttisch steht er, kriegt zuweilen neue Batterien. Läuft. Eigentlich. Nun ist die Uhr stehen geblieben, also tu’ ich neue (!) Batterien rein. Er steht. Noch mal neue rein. Er steht. Ist wohl kaputt, bedauere ich im Rausgehen. Danach in der Küche: Meine Nahguckbrille hab ich neben dem Herd abgelegt. Ich geh ins Bad. Fünf Minuten später will ich sie aufsetzen - weg. Runtergefallen? Nö. Weg. Na gut, ich hab‘ eine Ersatzbrille. Spätnachmittags möcht‘ ich mir ein Likörglas voll feinen Single Malts gönnen, gieße den Whiskey ein. Gehe ins Schlafzimmer, etwas holen, gucke zum Funkwecker - da tickt der! Präzise! Auf einmal? Zurück im Wohnzimmer, greife ich zum Cardhu - das Glas ist halb leer! Aber meine Brille liegt auf dem TV-Programm - statt am Herd! Ja, spinn’ ich? Ich muss mal ein ernstes Wort mit meinem neuen Mitbewohner reden. Der steht am Klavier, grinst mich aus Blauaugen an. Die Haare stehen ihm zu Berge. Ich setze zur Gardinenpredigt an, dass er ja kein boarischer Pumuckel ist, sondern ein seriöser norwegischer Troll. Vom Nordkap zu mir gekommen im Koffer meines Bruders. Wenn er sich nicht benimmt, fliegt er raus. Er sagt nix. Nachts wecken mich gickernde Laute und Scharren aus dem Klavierzimmer. Mein Hausgeist lacht mich aus? „Wehe min Jung, sonst streu ich dir getrockneten Bockshornklee auf die lange Nase. Oder setze dich nachts auf der Hafenstraße aus, mitten in die letzten Böller!“ - Während ich dies am PC tippe, verschwinden die Texte, dafür blinken mich Zahlensalat und Hieroglyphen an! Du bist doof. Sag doch einfach: „Moin. Ich bin dein Troll. Ich mag dich.“ Vielleicht wird dann noch was aus uns...