„Der Kunstverein lebt; die aktuelle Ausstellung beweist es“, Peter Klett, Vorsitzender des Bremerhavener Kunstvereins, zeigte sich hocherfreut, dass zahlreiche Gäste zur Eröffnung der Ausstellung „YES“ mit Bildern von Till Megerle gekommen waren. Auch der Künstler selbst war anwesend und stand für Gespräche und Erläuterungen zur Verfügung.
Für Till Megerle ist es die erste Ausstellung in Norddeutschland, zuvor waren seine Arbeiten unter anderem in Wien und Kopenhagen zu sehen. Till Megerle wurde 1979 in Bayreuth geboren und lebt in Wien und Berlin. Er studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und der Akademie der bildenden Künste Wien.
Fast scheint die Kunsthalle zu groß zu sein für die eher kleinformatigen Bilder des Künstlers. Wer näher herantritt, entdeckt eine ganz eigene Welt von skurrilen Menschengestalten, deren Konturen sich einerseits verwinden und zu verschwinden drohen, andererseits jedoch eine große Eindringlichkeit ausstrahlen. Mal Strich für Strich bis ins Detail ausgearbeitet; mal skizzenhaft flüchtig, auf wenige Linien beschränkt; mal nahezu abstrakt, basierend auf einzelnen Farbflächen, aus denen sich punktuell die Motive herausschälen.
Warme Erdtöne statt knalliger Farben
Auffallend ist, dass Megerle auf bunte knallige Farben verzichtet. Es überwiegen warme Erdtöne, die manchmal an alte Sepiafotografien erinnern.
Till Megerle arbeitet mit Aquarell-, Blei-, Kugel- und Tuschestiften. Die Rahmen sind in die Farbigkeit der Bilder integriert. Fast alle Bilder zeigen Menschen, die zwar miteinander agieren, aber doch nicht in einer Beziehung stehen zu scheinen, denn ihre Blicke gehen meist aneinander vorbei und sie wirken wie aus der Zeit gefallen.
Manche der Zeichnungen erinnern an die psychedelischen Bildwelten Grünewalds oder die Gemälde Bruegels. Zugleich sind sie aber auch durch Kleidung, Nachkriegsarchitektur und Windräder unverkennbar in der Gegenwart verortet. In Megerles zeichnerischem Kosmos treffen Welten aufeinander, innere und äußere Realitäten, die weit voneinander entfernt zu sein scheinen, sich jedoch gegenseitig durchdringen. Diese Welten zu erforschen und in Bezug zu eigenem Erleben setzen, macht das Besondere der Kunst von Till Megerle aus. Der kleine Maßstab macht dies durchaus zu einem reizvollen und intensiven Unterfangen, für das man sich Zeit nehmen sollte.

Fast alle Bilder des Künstlers zeigen Menschen, die zwar miteinander agieren, aber doch nicht in einer Beziehung stehen zu scheinen. Foto: Kunsthalle