Ein Jahr ist es her, dass die Schocknachricht kam: „Der Molenturm sackt ab“. In den folgenden Wochen waren Augen aus der ganzen Welt auf Bremerhaven gerichtet. Die Welt fieberte mit: „Kippt er oder kippt er nicht?“ Er blieb stehen - und verschwand trotzdem.
Den Bremerhavenern wurde mit dem Molenturm nach der Seute Deern das zweite Wahrzeichen innerhalb weniger Jahre genommen. 108 Jahre stand das Leuchtfeuer an der Geestemündung. Seit 2022 ist es verschwunden - auf unbestimmte Zeit.
Ein Jahr später strömen wieder Menschenmassen durch den Hafen. Bei den Maritimen Tagen erinnert in diesem Jahr nichts mehr an den Leuchtturm mit der roten Haube. Wir haben im bunten Treiben des Stadtfestes nachgefragt, was die Leute heute - ein Jahr nach der Havarie - mit dem Molenturm verbinden.
Ein Jahr Molen-Drama: Haben Sie Erinnerungen an den Molenturm?
Vor einem Jahr ist die Nordmole in Bremerhaven havariert. Tagelang gab es nur ein Gesprächsthema: Den schiefen Turm von Bremerhaven. Wie ist das heute?
Bremerhavener erzählen von ihren Erinnerungen an die Nordmole
Angela Schlake kennt den Molenturm noch aus ihrer Kindheit in der Seestadt. Die gebürtige Bremerhavenerin lebt heute in Bremervörde und ist zu Besuch bei den Maritimen Tagen.

Angela Schlake aus Bremervörde ist zu Besuch in ihrer Heimatstadt Bremerhaven. Foto: Overschmidt
„Immer, wenn wir bei den Schiffen, im Schifffahrtsmuseum oder sonstiges waren, war der Molenturm ein Punkt, den wir als Kinder und Jugendliche angesteuert haben.
Ich würde es gut finden, wenn sich eine Möglichkeit bieten würde, das Ganze wieder instandzusetzen.“
Dietrich Meier betreibt einen Imbiss auf den Maritimen Tagen. Den Unglückstag hat der Nordenhamer noch genau in Erinnerung:

Dietrich Meier alias Schweine Didi aus Nordenham erinnert sich gut an den Unglückstag. Foto: Overschmidt
„Es kamen immer mehr Gäste zu meinem Stand und wollten wissen, wo es zur Mole geht.
Wenn man heute da hinfährt, fehlt das Ding einfach, da guckt man ins Leere und da denke ich: ‚der arme Leuchtturm‘. Schade, dass es so gekommen ist. Vielleicht hätte man sich ein bisschen früher kümmern müssen, oder? Für Bremerhaven muss ich sagen: schade.“
Wilfried Knuschke ist lange zur See gefahren. Heute bleibt der Bremerhavener an Land, wo er in Sellstedt wohnt. Den schiefen Molenturm hat er als einer der Ersten gesehen:

Der ehemaliger Seemann Wilfried Knuschke kennt die Nordmole noch aus seiner Jugend in Bremerhaven. Foto: Overschmidt
„Als ich meine Frau morgens um sechs Uhr von der Arbeit abgeholt habe, bin ich über die Kennedy Brücke gefahren. Ich dachte, das ist ja komisch: Der Turm steht ganz schief.
Im Radio haben sie dann gesagt, der Turm wird wohl umkippen. Ich habe gedacht, das ist ein Aprilscherz. Es war aber August.
Früher haben wir immer Liebesmole dazu gesagt. Wenn man eine Freundin hatte, dann fuhr man dorthin.“
Klaas Rösch ist Student an der Hochschule in Bremerhaven und kennt die Mole von Kindheitsbeinen an.

Klaas Rösch studiert an der Hochschule und ist mit dem Leuchtturm aufgewachsen. Foto: Overschmidt
„Ich war immer mit meinen Eltern an der Mole und am Deich Sonntagsspaziergänge machen. Ich hätte mich deswegen eigentlich gerne persönlich von dem Leuchtturm verabschiedet.
Grundsätzlich ist die Mole ein Symptom in Bremerhaven. Wenn nichts gemacht wird, dann zerfällt eben alles. Das ist immer das Problem, glaube ich. Man hätte die Mole retten können. Ich habe mir gedacht, warum wird nichts gemacht? Die Politik, sollte in der Pflicht sein, etwas zu tun für die Stadt.“
Elisabeth Wiegandt-Geistler stammt aus Bremen und lebt seit 2019 in Leherheide. An der Mole war sie oft spazieren.

Elisabeth Wiegandt-Geistler aus Leherheide lebt seit 2019 in Bremerhaven. Foto: Overschmidt
„Als ich davon hörte, dass der Turm schief steht, konnte ich mir das nicht vorstellen.
Ich war ziemlich traurig. Ich komme zwar gebürtig aus Bremen aber der Turm gehört einfach zum Stadtpanorama dazu. Als ich den Turm das erste Mal gesehen habe, dachte ich, der sieht aus wie der schiefe Turm von Pisa.“