Das Leben verlangt einem ständig Entscheidungen ab. Wer umzieht, hat noch ein paar mehr zu treffen. Was darf mit? Und was landet bei der MBA und wird nur noch als Fernwärme zu mir zurückkehren? Aussortieren ist eine der undankbarsten Aufgaben, die ein Umzug mit sich bringt. Klar, die Zeitschriftenstapel sind schnell im Altpapiercontainer entsorgt, auch die uralten Rechnungen, alle säuberlich abgeheftet, gehen problemlos weg. Aber was ist mit der geliebten Lederjacke? Ich trage sie längst nicht mehr (ist verdammt schwer), aber ich weiß noch genau, was ich mit ihr alles erlebt habe. Soll das wirklich weg? Die 300 CDs habe ich schon lange nicht mehr abgespielt und werde es vermutlich auch nicht wieder. Aber kann ich mich trennen? Da hilft zumindest die Erkenntnis, dass CDs ohnehin nur begrenzt haltbar sind. Angeblich gibt es goldene Regeln fürs Ausmisten: Kleidung, die man ein Jahr lang nicht trug, kann weg. Oder mache ein Foto von geliebten Gegenständen als Erinnerung und sortiere sie dann aus. Klappt nicht, wenn es sich um selbst Gebasteltes vom Sohn aus Kindertagen handelt. Da kommt alles mit. Manchen hilft die Drei-Kisten-Methode, eine Kiste fürs Behalten, eine fürs Verschenken und die dritte fürs Wegwerfen. Es wurden deutlich mehr Kisten fürs Behalten, aber letztlich habe ich mich von vielem getrennt. Die Lederjacke habe ich im letzten Moment wieder gerettet. Vielleicht ziehe ich sie wieder mal an, und wenn es nur ist, um zu beweisen, dass die Ein-Jahres-Kleiderregel als Dogma blödsinnig ist. Wer weiß, was ich mit ihr noch erlebe.
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